Kreis Pinneberg. Im dritten Anlauf haben die Behörden endlich eine Firma gefunden, die den Fluss mit Spezialwerkzeug wieder schiffbar machen kann.
Sechs Stunden haben Patrick Skoruppa und Peter Provily maximal Zeit. Wenn die Ebbe kommt, müssen sie ihre Arbeit unterbrechen. Sie sind derzeit mit dem Baggerschiff „Lemsterland“ auf der Pinnau unterwegs und sorgen dafür, dass der Fluss wieder schiffbar wird. Er ist nämlich verschlickt, mal wieder.
„Es ist eine Herausforderung“, sagt Käpt’n Skoruppa. „Wegen der Breite. Wir haben nicht viel Raum zum Navigieren.“ Und er müsse auch ständig auf die Uhr schauen – wegen der Tide. „Wir müssen uns zudem mit zwei Stunden Vorlauf bei der Klappbrücke vor der Elbe anmelden“, sagt der 44-Jährige.
Es war eine Odyssee, bis das Baggerschiff auf der Pinnau angerückt ist. Seit Juni 2017 ist vom Bund verzweifelt nach einem Unternehmen gesucht worden, dass den Fluss von Schlick befreit. Zwei Aufrufe waren vergeblich, niemand wollte baggern. Erst im dritten Anlauf, einer sogenannten „vollen Ausschreibung“, hat es geklappt. Der Bundestagsabgeordnete Ernst-Dieter Rossmann (SPD) hatte die Maßnahme 2017 für sich zur Chefsache erklärt und Druck beim Bundesverkehrsministerium gemacht. Die Engagement hat nun Erfolg gebracht. „Ich freue mich, dass nun gebaggert werden kann. Die Pinnau wird nach einem schweren Anlauf zwar nicht schlickfrei aber immerhin schiffbar“, sagt Rossmann gegenüber dem Abendblatt.
„Die Ausschreibung hat Erfolg gehabt, darüber freuen wir uns“, sagt auch Caroline Feldmann, Bauingenieurin beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Hamburg (WSA). „Wir werden nun an drei Stellen an der Pinnau ausbaggern, insgesamt kommen dabei 8500 Kubikmeter Schlick zusammen.“ Die ökologisch unbedenklichen Schlickmengen werden von Skoruppa und Provily täglich nahe Pagensand abgelagert und anschließend verklappt. Es sei zwar nicht wirklich viel Schlick, der in der Pinnau ist, dennoch dauert es eine Zeitlang, bis die Fahrrinne davon befreit ist. Wenn beim Uetersener Stichhafen und weiter flussabwärts rund ein Meter Schlick abgetragen und die Solltiefe von 3,10 bis 3,30 Meter bei Hochwasser wiederhergestellt sei, könne der Schiffsverkehr wieder wie gewohnt aufgenommen werden.
Feldmühle ist von Anlieferung über die Pinnau abhängig
Das freut auch Rossmann. „Es ist ein positives Signal auch für die Feldmühle. Der Transport über den Wasserweg ist finanziell eine kleine Hilfe für das Unternehmen“, sagt er. Die Feldmühle, die Anfang des Jahres Insolvenz anmelden musste und inzwischen verkauft worden ist (siehe Kasten), ist von einer funktionierenden Anlieferung von Zellstoffen über den Wasserweg abhängig, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Im Mai ist nach der erfolgreichen Ausschreibung mit den erforderlichen Peilarbeiten, sogenannten Baggervorpeilungen, begonnen worden. Im Anschluss daran haben die Nassbaggerarbeiten angefangen. „Wir werden dabei von GPS-Signalen unterstützt“, sagt Baggerführer Provily. Auf einem Monitor sieht er, wo er tief genug gebaggert hat und wo der Schlick noch den Weg für die Schiffe versperrt. „Wir kommen gut voran“, sagt der 49-Jährige.
Wenn alles gut geht, so Feldmann vom WSA Hamburg, werde die Arbeit recht zügig beendet sein. „Sechs bis sieben Wochen haben wir eingeplant, bis Ende Juli werden wir die Pinnau auf alle Fälle frei bekommen. Die Feldmühle zeigt sich auch sehr zufrieden“, sagt sie.
Das hohe Tempo bei den Ausbaggerungsarbeiten sei deshalb möglich, weil diesmal nicht mit Ponton und Bagger gearbeitet werde, sondern das schwimmende Baggerschiff zum Einsatz komme. Die Firma Heuvelmann, die die Nassbaggerarbeiten für die Behörde keine unbekannte. Das Unternehmen hat schon öfter bei Wischhafen die Fahrrinnen für die Elbfähre ausgebaggert und gilt als zuverlässig.
Bis nicht der ganze Schlick weg ist, werden Skoruppa und Provily die Pinnau auf- und abfahren und den Bagger dröhnen lassen.