Schenefeld. Schenefelder Verein wollte ein großes Sport- und Fitnesszentrum bauen. Jetzt bleibt die Stadt auf dem Leerstand sitzen.

Es sollte ein Sport- und Fitnesszentrum der Superlative werden, das Blau-Weiß 96 Schenefeld im Untergeschoss der Sporthalle Achter de Weiden errichten wollte. Doch das ist Vergangenheit. Der Verein hat das 1,5 Millionen Euro teure Projekt aus Angst vor zu hohen Kosten wegen Brandschutzauflagen zu den Akten gelegt – und damit der Stadt ein dickes Problem beschert. Sie ist nach der Absage von Blau-Weiß nun selbst in der Pflicht, die riesigen leerstehenden Flächen zu revitalisieren.

Da wäre zum Beispiel der Festsaal. Er ist 330 Quadratmeter groß und seit dem 18. Mai 2016, als ein Abwasserrohr unter der Decke brach und seinen unappetitlichen Inhalt in den Raum ergoss, nicht mehr nutzbar. Parkett und Estrich sind rausgerissen, Teile der Decke offen. Auch der 95 Quadratmeter große Clubraum, der in den Festsaal übergeht, liegt seit dem dortigen Abwasserschaden brach. Und das 206 Quadratmeter große Sportrestaurant steht sogar schon seit dem 16. Januar 2016 leer, als die letzte Pächterin Sandra Ackermann ihren Vertrag mit der Stadt beendete.

Alle diese Flächen und zusätzlich die im Untergeschoss liegende 177 Quadratmeter große Kegelbahn sollten nun zunächst für 15 Jahre an Blau-Weiß 96 kostenfrei übertragen werden. Das hatten die Kommunalpolitiker im September vorigen Jahr mit nur einer Stimme Mehrheit beschlossen – und dem Verein für das Projekt eine 100-prozentige Bürgschaft zugesichert.

Blau-Weiß wollte eine Bewegungsfläche auf 250 Quadratmetern schaffen, hinzu sollte ein separater Bewegungsraum mit 73 Quadratmetern sowie eine Gerätefläche von 86 Quadratmetern kommen. Auf 60 Quadratmetern war eine Sauna geplant, ein großzügiges Bistro sollte als Treffpunkt für die Mitglieder dienen. Außerdem wäre der Verein verpflichtet gewesen, den Festsaal wieder herzurichten und diesen allen Bürgern der Stadt gegen Entgelt zur Verfügung zu stellen.

Verein bleibt auf seinen Investitionen sitzen

Blau-Weiß 96-Geschäftsführer Frank Böhrens im bisherigen Fitnessraum des Vereins
Blau-Weiß 96-Geschäftsführer Frank Böhrens im bisherigen Fitnessraum des Vereins © HA | Arne Kolarczyk

Die Pläne, die eine Erweiterung des vereinseigenen Fitnessbereichs von 250 auf 675 Quadratmeter bedeutet hatten, waren von der Delegiertenversammlung des Vereins abgesegnet worden. Und der vom Verein beauftragte Architekt Kai Wientapper hatte bereits erhebliche Vorarbeit geleistet. „Wir haben einiges an Geld investiert“, bestätigt Frank Böhrens, Geschäftsführer des Vereins. Warum es trotzdem weder zur Vertragsunterzeichnung mit der Stadt noch zum Baubeginn im ersten Halbjahr 2018 kam, erklärt Böhrens so: „Wir hätten für die Flächen eine Nutzungsänderung beantragen müssen, und es wären in der Folge erhebliche Auflagen beim Brandschutz zu erwarten gewesen.“

Laut dem Geschäftsführer habe Blau-Weiß dadurch eine Kostensteigerung in großem Ausmaß befürchtet. „Die Stadt hat signalisiert, keine weiteren Zuschüsse bereitstellen zu wollen, sodass der Verein die zusätzlichen Kosten allein hätte tragen müssen. Das Risiko war uns aber zu hoch.“ Der Vorstand habe den Mitgliedern versprochen, das bereitgestellte Budget einzuhalten. Im Laufe der Diskussion sei die Mehrheit im Verein, die zunächst für das Projekt war, gekippt, so Böhrens. Daher sei es unumgänglich gewesen, die Notbremse zu ziehen.

„Es ist schade, weil wir nach wie vor einen großen Bedarf an Sportflächen für Gymnastik und Fitness haben und die Räume im Untergeschoss der Sporthalle leerstehen. Flächen, die dichter und direkter an unserem Sportzentrum liegen, gibt es nicht“, bedauert der Geschäftsführer die Absage. Der Verein wolle nun versuchen, die Debatte über den Bau einer dritten Sporthalle für Schenefeld wieder anzustoßen. „Wir wissen, dass es dafür eigentlich keine städtischen Flächen gibt“, so Böhrens. Der Verein könne sich vorstellen, dafür den Sportplatz an der Gorch-Fock-Schule aufzugeben, der nach dem Bau des Kunstrasen-Platzes im Stadion Achter de Weiden verzichtbar sei.

„Für den Verein ist das sehr schade, weil die mit unglaublich viel Enthusiasmus gestartet sind“, sagt Bürgermeisterin Christiane Küchenhof. Sie bedauere die Absage auch deshalb, weil nun erhebliche Zeit verloren gegangen ist. „Ende des Monats tagt die Arbeitsgruppe Untergeschoss Sporthalle. Wir brauchen jetzt Ideen, wie es weitergehen soll.“ Sie könne sich vorstellen, den Pachtvertrag für das brachliegende Restaurant zügig auszuschreiben. „Wir hatten einige Anfragen, vielleicht lässt sich das schnell wiederbeleben.“ Der Festsaal sei bis zum Rohrbruch für Veranstaltungen rege genutzt worden, so Küchenhof weiter. „Es warten viele darauf, da wieder reingehen zu können.“ Noch stehe die Versicherungssumme in voller Höhe zur Verfügung, sodass die Stadt bereits über Mittel für einen Wiederaufbau verfüge.