Schenefeld/Heist. Nach dem Schenefelder Großfeuer finden die Hamburger Sportler vorerst eine neue Halle. Die Ruine soll bis Weihnachten weg.
Sieben Wochen nach der Brandkatastrophe von Schenefeld hat die Kripo die Ruine der RCS SportWelt offiziell freigegeben. Bis Weihnachten wollen die Besitzer die zerstörte Sportanlage abreißen lassen. Ob es zu einem Wiederaufbau kommt, steht weiterhin noch nicht fest – ebenso wenig wie die Brandursache.
Noch am Tag des Großbrandes, der am 10. August 400 Einsatzkräfte fast 24 Stunden lang in Atem hielt und Millionenwerte vernichtete, galten Schweißarbeiten am Dach der Tennishalle als mögliche Ursache. „Aufgrund der großen Zerstörung hat sich die Ursachenforschung als schwierig erwiesen“, sagt Polizeisprecher Nico Möller. Brandsachverständige hätten vor Ort die Ruine akribisch untersucht und Beteiligte, die beim Brandausbruch vor Ort waren, vernommen. Möller: „Das endgültige Gutachten steht noch aus, so lange können wir zur Ursache noch nichts sagen.“
Immerhin: Nach Freigabe der Brandstelle können die Eigentümer den Abriss der Halle sowie die notwendigen Aufräumarbeiten ausschreiben. „Wir hoffen, dass bis Weihnachten alles weg ist“, sagt Johann Timmermann als Sprecher der Eigentümergesellschaft. Die Halle ist in Familienbesitz. Zusammen müsse man nach den Gesprächen mit den Versicherungen entscheiden, ob und wie wieder aufgebaut wird. Grundsätzlich sei aber weiterhin das Ziel, eine neue Halle zu errichten. Das könnte laut Timmermann, wenn die Genehmigungen da sind, dann auch schnell gehen. Er erinnert sich da an den Aufbau der Halle 1979. Damals hätte man auch im Juni angefangen und im Winter in der Halle zum ersten Mal Tennis gespielt.
Für viele Tennisspieler in der Region ist der Wegfall der zwölf Felder umfassenden Halle ein schwerer Verlust. Auch viele Vereine hatten sich in der Wintersaison für ihre Mannschaften dort Plätze zum Trainieren und für den Spielbetrieb gesichert. Dazu gehörte auch die Spielvereinigung Blankenese (SVB). Sie hat jetzt kurzfristig Ersatz gefunden – im 18 Kilometer von Blankenese entfernten Heist.
Das Großfeuer von Schenefeld
Vor dem verheerenden Feuer hatte der Verein in Schenefeld zusätzlich zu den vereinseigenen Tennisplätzen vier weitere angemietet. Die waren auch dringend nötig. Die sehr mitgliederstarke Tennisabteilung verfügt über eine große Jugendabteilung. Derzeit trainieren bei der SVB etwa 400 Kinder und Jugendliche. Tendenz steigend. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, brauchte es die zusätzlichen Plätze. Die vereinseigene Halle am Blankeneser Eichengrund mit drei Plätzen reicht für das Jugend- und Erwachsenentraining nicht aus. In ihrer Not hätten die Blankeneser jetzt auch in den Bau einer Traglufthalle investiert. Etwa 250.000 würde die Überdachung von zwei Freiluftplätzen kosten. Allerdings braucht es dafür eine Baugenehmigung, und das kostet Zeit.
Umso dankbarer waren die Blankeneser, als sie von der seit einem Jahr leer stehenden Halle in Heist erfuhren. Vor zwei Jahren löste sich der TC Heist auf, der zuvor die Halle mit drei Plätzen genutzt hatte. Wie Bürgermeister Jürgen Neumann weiß, war der einst 300 Mitglieder starke Verein über die Jahre so stark geschrumpft, dass er nicht mehr überlebensfähig war.
Im vergangenen Winter nutzten Tornescher Sportler die Halle als Ausweichquartier, bis ihre eigene neue Halle fertig war. Jetzt steht sie wieder leer und hätte dies auch noch weitere Monate getan. Denn ein Investor plant, die Halle abzureißen und dort Wohnungen zu bauen. Unter anderem könnte dort barrierefreier seniorengerechter Wohnraum entstehen, so Neumann. Doch zuvor müssen Flächennutzungs- und Bebauungsplan geändert werden. Das dauert und eröffnet den Hamburger Tennisspielern ihre Chance, in Heist unterzukommen.
„Es gibt einiges zu tun, weil die Halle lange leer stand, und wir werden wohl auch noch einige Überraschungen erleben“, sagt Ulrich Keim als Leiter der SVB-Tennisabteilung. „Aber es ist eine Lösung.“ Vom 1. November an bis voraussichtlich April pachtet der Verein die Halle. Auch Punktspiele sind geplant. Ziel sei es, mithilfe von Fahrgemeinschaften die Anfahrt für die jungen Spieler zu erleichtern. Zudem kooperieren die anderen betroffenen Sportvereine im Hamburger Westen miteinander, um das Training von 600 jungen Tennisspielern, so gut es geht, zu ermöglichen. „Wir versuchen, uns gegenseitig zu helfen und alle vorhandenen Plätze zu nutzen. Das ist ein starker Zusammenhalt“, sagt Sigrid Rinow. Sie ist Jugendwartin bei der SVB und auf Landesebene aktiv.
Mittelfristig wünschen sich die Blankeneser Sportler einen Wiederaufbau des Schenefelder Sportzentrums. „Wir hoffen, dass wir bis Februar Klarheit haben, wie es in Schenefeld weitergeht“, sagt SVB-Tennischef Keim. Würde die Tennishalle tatsächlich zur Wintersaison 2018/19 zur Verfügung stehen, dann würden die Blankeneser ihren Plan, eine eigene Halle zu bauen, verwerfen. Das dürfte auch für die Eigentümer in Schenefeld ein Ansporn für den Wiederaufbau sein.