Pinneberg. Grundstück im Zentrum der Kreisstadt steht zum Verkauf. Ein Ärztezentrum ist denkbar, Wohnungsbau ist nicht zulässig.

Ein spitzes Dach, umrankt von Schlingpflanzen. Ein kleiner Wintergarten. Wenige Schritte entfernt vom Marktplatz. Dieses kleine Häuschen kennt in Pinneberg wohl fast jeder. Hinterm Kneipentresen versammelten sich einst diskussionsfreudige Politiker und Journalisten, zu vorgerückter Stunde gab’s auch mal die eine oder andere Schnapsleiche. Marktgraf hieß die Pinte, in der bis in die 90er-Jahre manch’ Nacht durchfeiert wurde. Jetzt droht dem Haus, das direkt neben McDonald’s steht und zuletzt das Restaurant Edelweiss beherbergte, der Abriss.

Das dunkle Schriftband ist schon von Weitem zu sehen. „Zu kaufen“ steht darauf geschrieben. Das Immobilienbüro Sana, in Pinneberg beheimatet, wirbt. Und zwar nicht nur um Gastronomen, die bereit sind, zu investieren, um das 1953 erbaute und über eine Nutzfläche von 124 Quadratmetern verfügende Gebäude wieder mit Leben zu füllen. Vielmehr wird das Grundstück auf dem Plakat als „bebaubar“ nach den Vorgaben des städtischen B-Plans 136 angepriesen.

Eine Nachfrage im Büro des Maklers Ahmet Demir vom Immobilienbüro Sana bestätigt, dass womöglich bald nichts mehr an Pinnebergs Kult-Pinte erinnern wird. „Nach einem Abriss dürfte das Grundstück, das eine Größe von 804 Quadratmetern hat, bis zu 80 Prozent bebaut werden“, so Demir am Dienstag. Er könne sich ein Bürogebäude vorstellen. Auch ein Ärztezentrum sei Option. „Gewerblich ist an dem Standort fast alles machbar.“ Ausgeschlossen sei lediglich eine Spielhalle.

Wohnbebauung sei nach den Vorgaben des Bebauungsplans nicht zulässig. Denkbar sei nach dem Abriss des Marktgraf-Häuschens ein dreistöckiger Neubau mit zusätzlichem Staffelgeschoss. Es gebe bereits mehrere Interessenten, so Demir, dessen Büro 2016 auch den Verkauf eines Bürokomplexes wenige Meter vom Ex-Marktgraf unter Dach und Fach brachte. Die Rede ist vom Ensemble an der Ecke Elmshorner Straße/Friedrich-Ebert-Straße, in das mittlerweile ein Grill- und Eventhaus eingezogen ist.

Doch zurück zum Ex-Marktgraf: 2010 hatte die wechselvolle Geschichte des Häuschens einen hoffnungsvollen Neubeginn erlebt, als Manuela Knop ihr Edelweiss nebst Biergarten eröffnete. Das Restaurant präsentierte sich in edlem weiß-modernen Landhausstil, wollte mit feiner deutsch-mediterraner Küche von Flammkuchen über Pasta bis Tapas punkten. Knops Ehemann Thomas, bekannt als Wirt des Garstedter Hofs in Norderstedt, hatte einst im Marktgraf hinterm Tresen gestanden. Damals war die Kneipe eine Institution gewesen. Ein Schicksal, das dem Edelweiss nicht beschieden war. Schon vor einigen Monaten wurden im Gastraum die Lichter für immer gelöscht.

Gastronomie und Marktplatz – da war doch noch etwas? Richtig. 2008 hatte der Hamburger Unternehmer Jens Stacklies versprochen, den Pinnebergern eine gläserne Brauerei zu bauen – direkt neben dem alten Marktgraf-Häuschen. Ein Versprechen, das der Chef des Hamburger Brauhauses Gröninger 2010 anlässlich der Eröffnung des Restaurants Edelweiss erneuerte. Doch gebaut wurde nichts. Mittlerweile sucht Stacklies, der das Grundstück an der Friedrich-Ebert-Straße 2008 kaufte und liegen ließ, angeblich nach Investoren.

Die zeigten sich immer mal wieder, wenn es um Pinnebergs Marktplatz ging. Das Gelände wurde mehrmals zum Politikum, war etwa als Standort eines SB-Warenhauses im Gespräch. Sogar einen Bürgerentscheid erlebte die Kreisstadt. Die Pinneberger votierten 1999 gegen eine Bebauung des Areals. Ein Aufflammen der Diskussion scheint zumindest möglich: Denn der Sonnabend-Wochenmarkt soll künftig nicht mehr auf dem Marktplatz stattfinden, die Beschicker werden in die Innenstadt umziehen. Das hat die Politik vor Jahren so beschlossen, um den stationären Handel in der City sonnabends zu stärken.