Pinneberg. Am landesweiten „Tag der Architektur und Ingenieurbaukunst“, am Wochenende 24./25. Juni, beteiligt sich Pinneberg mit zwei Projekten
Von der lauten Friedrich-Ebert-Straße aus wirkt das neue, sandfarbig verklinkerte Haus an der Ecke Bismarckstraße eher wie ein großer Klotz, neben dem noch klotzigeren neuen Parkhaus mit geriffelter Fassade. Fünf Etagen hoch, siebzig Meter lang – mit diesen Vorgaben hatte der Entwurfsarchitekt Christoph Kruse vom Elmshorner Büro GRS Reimer Architekten keine leichte Aufgabe.
Es lohnt sich aber, genauer hinzusehen. Am morgigen Sonnabend Vormittag führt Kruse zum „Tag der Architektur und Ingenieurbaukunst“ durch sein Gebäude, das stärker zur Belebung der Pinneberger Innenstadt beitragen könnte, wenn endlich die schon lange geplante Fußgängerzone dorthin ausgeweitet und die angrenzenden Höfe von Parkplätzen befreit würden. Das Hamburger Abendblatt hat das Haus, in dem neben dem Bauherrn Volksbank eine Tanzschule, ein Drogeriemarkt, ein Zahnarzt und andere residieren, vorab mit Christoph Kruse besichtigt.
Außen- und Innenwahrnehmung sind zwei Paar Schuhe: Von außen wirkt der Bau überwiegend monumental, was Kruse „urban“ nennt. Einladender ist es dort, wo sich das Café der Bäckerei Junge auf den Vorplatz ausdehnt. Dort wiederum hat das Haus im zweiten Stock einen Einschub: Statt die Fensterreihen bis in die fünfte Etage hochzuziehen, wurde ein kleiner Etagengarten gepflanzt. Lavendel und Azaleen wiegen sich in der Sonne, schmale Holzbänke laufen um alle Beete herum, und mittags verbringen Angestellte hier ihre Pause. Herrlich!
Architektur-Tag
„Grün beruhigt und macht Menschen zufriedener“, sagt Kruse mit einem Lächeln. „Mit den Gärten wollten wir die Aufenthaltsqualität erhöhen.“ Der sogenannte Sozialraum, ein helles Bistro, ist wahrscheinlich der beliebteste von allen, er hat elf raumhohe Fenster in das Gärtlein hinaus. An großen Fenstern dürfen sich überhaupt alle freuen, die in diesem Gebäude arbeiten. Jedes Büro hat sie, außerdem, um das Gemeinschaftsgefühl zu unterstützen, noch ein weiteres Fenster zum Flur. Hochwertig ausgestattet sind außerdem das hohe, noble Entree sowie die variablen Konferenzräume mit moderner Präsentationstechnik und einem geräumigen Foyer. „Wir haben auch die gesamte Innenausstattung in einer sehr schlichten Gestaltung ausgewählt“, sagt Kruse.
Vonseiten der Stadt und des Bauherrn habe man gewünscht, dass eine urbane Situation geschaffen würde, im Wechsel zwischen Straßenraum und Platz, Enge und Weite. Das ist nur teilweise gelungen, weil parkende und fahrende Autos noch immer zu viel Platz einnehmen. Eine Gastronomiefläche im Hof ist laut Christoph Kruse nur deshalb nicht vermietet, weil auch dort Autos parken. Der asphaltierte und betonierte Hof ist überdies verbaut und unansehnlich.
Ein witziges Bauelement des Hauses ist von außen sofort zu sehen: Der Skywalk an der Bismarckstraße, ein gläserner Durchgang vom Volksbank-Stammgebäude zum neuen Haus, unter dem man hindurch spazieren kann. „Der war in jedem Entwurf drin, sogar mal über zwei Etagen“, sagt Kruse. Da das Gebäude aber solide auf Langlebigkeit und variable Nutzung ausgelegt sei, sei nur ein Skywalk übrig geblieben. Den aber haben die Architekten mit schicken metallenen Spiralheizkörpern versehen. Von unten ist der Durchgang ein Hingucker. Und im Herbst muss niemand frieren, um aus dem Hauptgebäude in das schöne Bistro mit dem Gärtchen zu kommen.