Wedel/Itzehoe. Im Prozess gegen den Disco-Chef und zwei mutmaßliche Helfer soll ein LKA-Experte ein Jahr nach dem Brand die Ursache finden.

Aufmerksam lauschte Holger Herdejürgen, Diplom-Chemiker des Landeskriminalamtes (LKA) in Kiel, den Beobachtungen, die der Kripobeamte Christoph L. in der Brandruine von Wedel gemacht hat. L. sagte am Dienstag im Prozess gegen die drei mutmaßlichen Verursacher des Großfeuers vor dem Landgericht Itzehoe zum zweiten Mal in Folge als Zeuge aus, Herdejürgen war zum ersten Mal zugegen. Die Kammer hat den LKA-Experten zwölf Monate nach dem Großfeuer von Ende Mai 2017 als Gutachter bestellt. Kripo und Staatsanwaltschaft hatten auf eine solche Expertise verzichtet. Warum dies unterblieb, war auch Thema des sechsten Verhandlungstages gegen Disco-Chef Deniz B., der laut Anklage seinen Mitarbeiter Peter S. und seinen Bekannten Mehmet P. gegen Geld dazu angestiftet haben soll, Feuer in der Disco „Viva Wedel“ an der Rissener Straße zu legen.

„Meine Einschätzung war, dass ein weiteres Gutachten keinen Sinn mehr macht“, so L., der die Ermittlungen zum Großfeuer Anfang Juli übernommen hatte. Zu diesem Zeitpunkt seien bereits zwei Gutachter der Versicherung vor Ort gewesen, zudem habe das Dach abgetragen werden müssen, um die Brandstelle überhaupt begutachten zu können. Erschwerend sei hinzugekommen, dass der Zerstörungsgrad groß gewesen sei und es mehrere Einbrüche in die Ruine gegeben habe, die das Spurenbild verfremdet hätten. Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft sei daher entschieden worden, die Brandstelle freizugeben und kein drittes Gutachten mehr einzuholen.

Auf die Frage eines der Verteidiger, ob zum Zeitpunkt dieser Entscheidung die beiden Versicherungsgutachten schon vorgelegen hätten, musste L. dies verneinen. Später kamen diese Gutachter zu unterschiedlichen Einschätzungen – einer bejahte eine Brandstiftung, der andere hielt einen technischen Defekt für ursächlich.

Nun soll LKA-Mann Herdejürgen versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen. Der Gutachter wird auch überprüfen, ob das Geständnis, das der Angeklagte Peter S. im Ermittlungsverfahren abgelegt hat und in dem er detailliert zur Brandlegung Auskunft gab, plausibel ist. S. hat im Prozess wie auch die anderen Angeklagten die Aussage verweigert.

Michael Gubitz, einer der Verteidiger des Disco-Betreibers, brachte eine andere Version der Brandlegung ins Spiel. So seien laut Anzeige der Kripo in der Spielhalle nebenan ein Tresor sowie Spielgeräte aufgebrochen worden. „Ist überprüft worden, ob das in der Tatnacht passiert sein kann und der Täter zur Verdeckung der Tat Feuer gelegt hat?“, wollte Gubitz wissen. „So kann ich die Theorie nicht ausschließen“, so Zeuge L. Er meine sich jedoch zu erinnern, dass in der Brandnacht die Spielhalle überprüft worden sei und dort keine derartigen Schäden festgestellt worden seien. Die Befragung L.s konnte auch am Dienstag nicht abgeschlossen werden.