Pinneberg. Akuter Platzmangel und Hygieneprobleme im Polizeirevier an der Elmshorner Straße in der Kreisstadt machen Sofortmaßnahmen nötig.
Akuter Platzmangel und unwürdige hygienische Verhältnisse: Die Zustände im Pinneberger Polizeirevier sind schlimm. So schlimm, dass jetzt gehandelt werden soll: Die Sanitärleitungen in dem 1982 gebauten Gebäude an der Elmshorner Straße werden abschnittsweise komplett herausgerissen und erneuert – und durch Ausquartierung mehrerer Abteilungen sollen die Raumprobleme etwas abgemildert werden.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte vor einiger Zeit Alarm geschlagen und auf die „unzumutbaren und besorgniserregenden Arbeitsbedingungen“ im Revier der Kreisstadt hingewiesen, in dem etwa 175 Polizisten und Polizeiangestellte ihren Dienst verrichten. „Die Toiletten laufen mehrmals die Woche über, weil die Fallrohre unterdimensioniert sind und sich über die Jahre zugesetzt haben“, sagt Sebastian Kratzert, Vorsitzender der GdP-Regionalgruppe Segeberg-Pinneberg.
Hinzu komme die räumliche Enge. Kratzert: „Wir haben am Standort Pinneberg eine anerkannte Unterdeckung von 800 Quadratmetern.“ Das liege daran, dass das Aufgabenspektrum der Polizei und damit auch die Zahl der Beamten über die Jahre gestiegen sei. Eine verstärkte Ausbildung, für die zusätzlicher Raum benötigt werde, und Sondereinheiten wie die „Soko Wohnung“ verschärften die Situation zusätzlich. Kratzert: „Die Kollegen fühlen sich unwohl und sind frustriert.“ Das jetzige Gebäude sei nicht wirtschaftlich sanier- und erweiterbar. „Langfristig kommt nur ein kompletter Neubau in Pinneberg in Betracht.“
Eine Aussage, die auch Jan-Hendrik Lewering, Leiter des Führungsstabes der Polizeidirektion Bad Segeberg, unterstützt. „Es wird in Pinneberg höchstwahrscheinlich auf einen Neubau hinauslaufen.“ Das Finanz- und das Innenministerium würden diese Option prüfen lassen, die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH) suche in der Kreisstadt bereits nach verfügbaren Flächen. „Parallel wird untersucht, welche Möglichkeiten es gibt, uns am bisherigen Standort zu erweitern“, sagt Lewering weiter. Angesichts des sehr kleinen Grundstücks und der bereits jetzt vorherrschenden Parkplatzknappheit sei diese Option aber eher unwahrscheinlich. Das Ziel ist laut dem Chef des Führungsstabes, innerhalb von fünf Jahren einen Neu- oder Erweiterungsbau in Betrieb zu nehmen.
Bis das so weit ist, solle die Situation vor Ort durch mehrere Maßnahmen abgemildert werden. „Die Beamten des Bezirks- und Autobahnreviers, die derzeit auf zwei Standorte verteilt sind, werden zum 1. Oktober in Elmshorn zusammengefasst“, so Lewering weiter. Dies betreffe etwa 25 Kollegen und sorge dafür, dass 190 Quadratmeter Bürofläche in Pinneberg frei werden. „Aktuell sind alle Kollegen in Pinneberg sehr stark zusammengerückt, was nicht unbedingt förderlich für die Arbeitsabläufe ist“, so Lewering weiter.
Weil der Standort der Autobahnpolizei an der Wittenberger Straße in Elmshorn für die Aufnahme der Pinneberger Beamten nicht ausreiche, müsse dieser zunächst durch Bürocontainer erweitert werden. „Das Ziel ist es, auf dem Gelände in drei Jahren einen Erweiterungsbau fertigzustellen. Das ist ein sehr ehrgeiziger Plan“, erläutert der Leiter des Führungsstabes.
Als weitere Sofortmaßnahme werde die Anmietung von Räumlichkeiten in der Nähe des jetzigen Polizeireviers geprüft, um dort Personal auslagern zu können. Diesen Weg ist die Polizei schon einmal gegangen: Das Sachgebiet V der Kripo, das für komplexe Ermittlungsvorgänge zuständig ist, residiert derzeit in Tornesch in den Räumen der ehemaligen Polizeiwache. Langfristig sollen laut Lewering allein schon aus organisatorischen Gründen alle Einheiten an einem Standort zusammengefasst werden.
Gleichzeitig werde in das bestehende Gebäude investiert, um die Arbeitsfähigkeit der Kollegen zu garantieren und aufrechtzuerhalten. So solle noch im Mai die Sanierung der Leitungen beginnen. Auch der Umbau der Wache stehe weiterhin auf der Agenda.
„Wir begrüßen diese Pläne“, sagt Gewerkschafter Kratzert. Es habe dazu im April ein Treffen mit der Polizeiführung und dem Innen- und Finanzministerin in Pinneberg gegeben, an dem auch die GdP beteiligt war. „Wir werden den Prozess weiter begleiten und darauf drängen, dass die beschlossenen Maßnahmen auch zeitnah umgesetzt werden“, kündigt der GdP-Regionalchef an. Er sei inzwischen sehr zuversichtlich. „Das alles sind Schritte in die richtige Richtung.“