Pinneberg. Die Westumgehung soll im Juni an die A23 angebunden werden: Wochenlange Sperrung der Quickborner Straße besorgt Anwohner.

Ein quietschgelbes Postauto zwängt sich durch den Borsteler Weg. Der Fahrer manövriert geschickt zwischen den am Straßenrand geparkten Autos hindurch. Niels Jonas legt die Stirn in Falten. Eng geht’s schon jetzt zu – vor seiner Haustür. Und es wird noch viel enger im Borsteler Weg. Im Juni. Dann soll die neue Westumgehung an die Autobahn 23 angebunden werden. Einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte im Stadtgebiet, an dem Elmshorner auf Quickborner Straße trifft, wird teilweise lahmgelegt. Kleine Wohnstraßen werden als Umleitung dienen. So der Borsteler Weg. Pinnebergs Norden droht ein Kollaps.

Jonas und seine Nachbarn kritisieren vor allem, dass der Bus- und Schwerlastverkehr durch ihre kleine Wohnstraße, auf der Tempo 30 gilt, geführt werden soll. Das hätten sie nur auf Nachfrage aus dem Rathaus erfahren. Eine Einbindung der Anwohner, etwa in Form einer Postwurfsendung, habe es bislang nicht gegeben. „Bürgerinformation findet in Pinneberg nicht statt“, sagt Jonas. „Wir wissen nicht, wann es losgehen soll, doch die Absperrgitter stehen schon bereit.“

Die Stadtverwaltung bestätigte auf Anfrage des Abendblatts, dass die Quickborner Straße (Landesstraße 76) auf dem Teilstück zwischen der Autobahnauffahrt in Fahrtrichtung Hamburg und der Elmshorner Straße für mehrere Wochen voll gesperrt werden muss, um die Bauarbeiten möglichst schnell durchziehen zu können. Voraussichtlich vom 4. bis 24 Juni wird in dem Bereich gearbeitet. Beschlossene Sache sei auch, dass Omnibusse in dieser Zeit durch den Borsteler Weg geleitet würden. „Es wurden Alternativen geprüft“, so Rathaussprecherin Maren Uschkurat. „Doch das ist die beste Lösung.“ Es habe sogar Testfahrten mit Bussen gegeben.

Westumgehung – ein Millionenprojekt

Pinnebergs Westumgehung ist das wichtigste Infrastrukturprojekt der vergangenen Jahrzehnte in der Kreisstadt.

Zwischen Mühlenstraße und Autobahnauffahrt Pinneberg-Nord entstehen 2,8 Kilometer Straße. Seit der 2011 vorgelegten Kostenschätzung für Pinnebergs wichtigstes Infrastrukturprojekt sind die Kosten von 22,9 auf 32,3 Millionen Euro gestiegen. Allein die Ingenieurleistungen schlagen voraussichtlich mit 5,2 Millionen Euro zu Buche.

Laut Zeitplan könnte die Asphaltierung im vierten Quartal abgeschlossen werden. 2019 müssten nur noch Restarbeiten erfolgen.

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Was den Anwohnern des Borsteler Weg gar nicht schmecken wird: Für die die Zeit der Bauarbeiten am Knotenpunkt rund um die Autobahnauffahrt Pinneberg-Nord wird in ihrer Straße ein Halteverbot eingerichtet, damit sich Busse in der engen Straße überhaupt begegnen können. Derzeit ist es noch erlaubt, am Rand der Straße Autos abzustellen. Ein Recht, das viele in Anspruch nehmen. „Aber es geht nicht anders“, sagt Uschkurat. Sie wirbt für die Zeit der Bauarbeiten, die für Anwohner ganz sicher Belastungen mit sich bringe, um Verständnis. „Es gilt, diese Zeit zu überstehen.“

Uwe Kleinig ist ein Nachbar von Niels Jonas. Und seit Jahren glühender Befürworter der Pinneberger Westumgehung, die noch 2018 für den Verkehr freigegeben werden soll. Es sei völlig klar, dass ein solches Projekt nicht ohne Verkehrsbehinderungen über die Bühne gehen könne. Aber die Anwohner des Borsteler Wegs dürften nicht allein die Leidtragenden sein. Kleinig, Jonas und ihre Nachbarn haben der Stadtverwaltung eine alternative Verkehrsführung präsentiert. Sie schlagen vor, den Borsteler Weg in Richtung Norden zur Einbahnstraße zu erklären. In Richtung Süden könnten Autos, Busse und Laster dann durch Flensburger Straße und Haidkamp zur Friedenstraße geführt werden. „Der Umleitungsverkehr träfe dann nicht allein uns, ein Halteverbot im Borsteler Weg wäre unnötig“, so Kleinig. Bei der Stadt sei man bislang jedoch auf taube Ohren gestoßen. Und das, obwohl es sich beim Borsteler Weg um einen wichtigen, von vielen Kindern genutzten Schulweg ohne Fahrradweg handele. Und um eine Straße, die schon jetzt zu Stoßzeiten gnadenlos überlastet sei. Regelmäßig sei zu beobachten, dass genervte Autofahrer auf den Gehweg auswichen, um Wege aus dem Stau zu finden. Das habe immer mehr Schäden zur Folge.

Die Anwohner des Borsteler Wegs fühlen sich ohnehin gekniffen. „Seit Jahren wird unsere Straße als Ausweichstrecke für die Elmshorner Straße genutzt“, sagt Jonas. Und wenn mal kein Stau herrsche, werde gerast.

Schilder, die Umleitungen ausweisen, gibt es bislang noch nicht. Eines ist schon jetzt klar: Alle, die für gewöhnlich an der Autobahnabfahrt Pinneberg-Nord abfahren und nach Pinneberg wollen, sollten sich für die Bauzeit im Juni Alternativen überlegen. Eine Empfehlung wird lauten, die Abfahrt Pinneberg-Mitte zu nehmen. Geduld wird dort jedoch ebenfalls vonnöten sein. Das weiß jeder, der zu Hauptverkehrszeiten über den einspurigen und ebenfalls oft hoffnungslos überlasteten Damm die City ansteuert.