Tornesch. Zwei Frauen und ein Mann stellen sich Sonntag, 6. Mai, zur Wahl. Was sie wollen – ein Faktencheck von Fabian Schindler.

Die Tornescher Bürger haben am Wahlsonntag, 6. Mai, einen Stimmzettel mehr als die meisten anderen Menschen im Kreis Pinneberg. Denn die Tornescher wählen am Sonntag einen neuen Bürgermeister – oder eine Bürgermeisterin, schließlich stellen sich zwei Frauen zur Wahl.

Der amtierende Bürgermeister, Roland Krügel, tritt nach 32 Jahren als Verwaltungschef ab. Was haben die möglichen Nachfolger geplant? Was stellen sie sich für die Stadt vor? Fabian Schindler hat bei den Kandidaten nachgefragt:

Sabine Kählert

Sabine Kählert

Sabine Kählert (56), parteilos, ist langjährige Leiterin des Amtes für Soziale Dienste der Stadt Tornesch. Ihr unterstehen 37 Mitarbeiter. Zuvor hat sie das Büro des Bürgermeisters geleitet. Sie ist Aufsichtsratsvorsitzende der Adlershorst Baugenossenschaft. Sie wurde 2008 als Kandidatin für den Bürgermeisterposten in der Nachbarstadt Uetersen gehandelt.

Finanzen: Die Gewerbesteuereinnahmen müssten gesteigert werden, etwa durch eine gezielte Förderung ortsansässiger und Ansiedlungen von neuen Unternehmen. Zudem müssten alle Investitionen der Stadt langfristig einen Nutzen bringen sowie Investitionen in der Stadtrendite bereits nachweisbar sein.

Wirtschaft: Neben der Stärkung lokaler Betriebe müsste der Gewerbepark Oha II konsequent ausgebaut werden. Dafür sei ein sinnvolles Ansiedlungs- und Standortmarketing in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung WEP zu verfolgen.

Naherholung: Der See in Tornesch müsste gebaut werden, auch weil die Stadt den Bürgern gegenüber ein Versprechen einzulösen habe. Dabei müsse aber auf die Machbarkeit und Finanzierbarkeit geachtet werden.

Verkehr: Der Umbau der Kreuzung im Stadtzentrum für eine neue Abbiegespur sei notwendig, ebenso der Bau der Umgehungsstraße K 22 und eine Untertunnelung der Bahn bei Prisdorf. Ein Schienenbus nach Uetersen bringe keine Vorteile. Statt dessen sollten mehr Park-and-Ride-Plätze beim Bahnhof entstehen und das Radwegenetz gestärkt werden. Car-Sharing und optimierte ÖPNV-Angebote sollten im Fokus bleiben.

Bildung: Mit dem Land müsste eine Ausbildungsreform für angehende Erzieher umgesetzt werden, um den Fachkräftebedarf zu decken. Modelle für eine angemessene Entlohnung von Erziehern seien notwendig, sonst fehle es zwangsläufig an Personal an den Kitas. Die Schulen müssten auf den Ganztagsbetrieb vorbereitet werden, notfalls neue Schulräume geschaffen werden.

Digitalisierung: Eine Kooperation mit Zweckverbänden sei sinnvoll. Darüber hinaus könne die Stadtverwaltung aber nur wenig machen, es handele sich primär um politische Entscheidungen.

Vereine: Eine festere Zusammenarbeit mit Schulen im Ganztagsbetrieb könnte Nachwuchs für Vereine generieren und Schwellenängste bei Kindern und Jugendlichen abbauen.

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Bernhard Janz

Bernhard Janz

Bernhard Janz (55) ist studierter Diplomingenieur und arbeitet in leitender Position bei den Stadtwerken in Kiel im Vertrieb. Der Tornescher ist bis kurz vor seiner offiziellen Kandidatur für den Bürgermeisterposten Mitglied des Tornescher Stadtrates gewesen. Er ist mit großer Mehrheit von der Tornescher CDU zum Kandidaten für den Verwaltungsposten nominiert worden.

Finanzen: Die Finanzen der Stadt müssten über die Haushaltskonsolidierung weiterhin stabilisiert werden. Parallel müsse eine Steigerung der Gewerbesteuereinnahmen behutsam verfolgt werden.

Wirtschaft: Innovative Unternehmen sollten sich in Tornesch ansiedeln und entfalten können. Der Ausbau des Businessparks OhaII müsse nachhaltig erfolgen, indem etwa Unternehmen angesiedelt werden, die Tornesch langfristig stabile Gewerbesteuereinnahmen brächten. Ein sinnvolles Standortmarketing sei notwendig.

Naherholung: Der See in Tornesch Am See müsse gebaut werden, die Stadt stehe hier in der Pflicht. Der See sei als Naherholungsraum für alle Tornescher notwendig.

Verkehr: Ein Schienenbus nach Uetersen könne eine Entlastung schaffen. Zudem müsse das Radwegenetz ausgebaut werden. Ein Flächen benötigender Umbau der Kreuzung in der Stadtmitte sei ein falsches Signal und zerstöre Grünflächen. Stattdessen müsse der ÖPNV gezielt verstärkt werden.

Bildung: Mehr Kitas und Schulen müssten geschaffen werden. Um Erzieher anzulocken, sei eine Praktikumsvergütung durch die Stadt für angehende Erzieher denkbar.

Digitalisierung: Tornesch brauche freies, schnelles, flächendeckendes W-Lan. Was technisch für Bürger und Unternehmen machbar und finanzierbar ist, müsse vorurteilsfrei geprüft werden.

Vereine: Runde Tische mit Vereinen, Jugendlichen und Bürgern sollten initiiert werden, um mehr Miteinander zu schaffen. Auch zusätzliche Veranstaltungsräume in der Stadt seien sinnvoll.

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Maike Münster

Maike Münster

Maike Münster (37), parteilos, arbeitet als Polizistin in Hamburg und ist dort unter anderem in der polizeilichen Präventionsarbeit an Hamburger Schulen tätig. Die Diplomverwaltungsfachwirtin wohnt in Glückstadt, ihre Großeltern stammen aus Tornesch. Vor ihrer Polizeitätigkeit hat sie in der freien Wirtschaft in der Personalverwaltung gearbeitet.

Finanzen: Alle Ausgaben der Stadt müssten kritisch geprüft werden. Einsparungen im Haushalt seien notwendig, um die Finanzen wieder in den Griff zu bekommen. Die Anzahl der Gutachten, die die Stadt in Auftrag gibt, müsse zurückgefahren werden. Aufwand und Nutzen stünden in keinem Verhältnis.

Wirtschaft: Der Ausbau des Gewerbeparks Oha II müsse zügig erfolgen. Dort und an anderen Stellen müsse eine kontrollierte Gewerbeansiedlung erfolgen sowie eine Ausbildung vor Ort, um Arbeitskräfte und damit Steuereinnahmen zu generieren. Zugleich müsse der Fokus auf das Abschöpfen von Fördergeld gelegt werden.

Naherholung: Ein See für das Viertel Tornesch Am See sei nicht zwingend notwendig, ein Teich würde auch reichen. Ein Park an geeigneter Stelle für alle Generationen sei sinnvoller als die Seeplanung.

Verkehr: Mehr Arbeitsplätze vor Ort bedeuten weniger Pendler. Die lokale Wirtschaft müsse daher gestärkt werden. Der derzeit geplante Umbau der Kreuzung im Zentrum sei unvorteilhaft, die Probleme könnten mit intelligenten Ampelsystemen und Rechtsabbiegerpfeilen gemindert werden. Ein Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs müsse parallel erfolgen.

Bildung: Kitas und Schulen müssten mit mehr Pufferkapazitäten für die Zukunft gebaut werden. Personal für den Kita-Bereich könnte über einen finanziellen Bonus der Stadt an angehende Erzieher gewonnen werden.

Digitalisierung: Für einen Ausbau der Glasfasernetze in der Region müsse die Stadt den Druck auf die Netzbetreiber erhöhen, die Stadtwerke Tornesch könnten zudem in eine lokale Initiative als Gegengewicht zu den großen Anbietern eingebunden werden.

Vereine: Ein Gemeinschaftshaus für mehr Vereinsaktivitäten müsse geschaffen werden. Dort könnten Vereine eingebunden werden und Nachwuchs generieren.

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