Pinneberg. Küchenbrand: Weil das Treppenhaus verqualmt ist, zwängen sich die im zweiten Stock Eingeschlossenen durch eine winzige Luke.
Rauch dringt aus dem Küchenfenster. Sechs Menschen haben sich vor dem giftigem Qualm aufs Dach geflüchtet. Sie fürchten um ihre Leben, schreien um Hilfe, als die Feuerwehr kurz nach 7 Uhr eintrifft. Es sind dramatische Szenen, die sich am Sonntagmorgen in Pinneberg abspielen. In einem Mehrfamilienhaus an der Elmshorner Straße brennt es. Die Küchenzeile im ersten Stock steht in Flammen. Dass das mit hölzernen Treppen ausgestattete Haus, in dem sich an diesem Morgen neun Menschen befinden, nicht zur tödlichen Falle wird, ist nur einer kleinen Luke im zweiten Obergeschoss zu verdanken. Durch die haben sich die Eingeschlossenen gezwängt.
Situation ist brisanter als zunächst erwartet
Als die ehrenamtlichen Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Pinneberg am Sonntagmorgen alarmiert werden, gehen sie zunächst nur von einem Verletzten aus, der sich auf das Dach des beigefarben verklinkerten Wohn- und Geschäftsgebäudes gerettet hat. Doch vor Ort wird Einsatzleiter Kai Halle und seinen 43 angerückten Kameraden schnell klar, dass die Situation erheblich brisanter ist, als sie zunächst angenommen hatten. „Sechs Menschen standen auf dem Dach und riefen um Hilfe, im Gebäude waren drei weitere Personen als vermisst gemeldet worden“, berichtet Torben Fehrs, Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbands.
Sofort werden angesichts der Lage weitere Kräfte des Rettungsdienstes alarmiert. Während ein Trupp der Einsatzkräfte unter schwerem Atemschutz gegen das Feuer im ersten Geschoss vorgeht, werden die sechs aufs Dach geflüchteten Opfer mittels Drehleiter in Sicherheit gebracht. Drei weitere Menschen werden über tragbare Leitern aus dem Gebäude geholt.
Während das Feuer in der Küche des Mehrfamilienhauses neben der Schlachterei Raabe schnell unter Kontrolle ist, haben die Rettungskräfte vorm Gebäude alle Hände voll zu tun. Sie gewährleisten die Erstversorgung der neun Geretteten. Alle werden wegen Rauchgasvergiftung in umliegende Krankenhäuser transportiert. Die Polizei sperrt die Elmshorner Straße für die Dauer des Einsatzes komplett. Die Feuerwehr kann gegen 9 Uhr wieder abrücken.
Heißer Einsatz
Wenige Stunden später: Rami Rochmeh steht in seiner Küche, von der nicht viel geblieben ist. Alle Fenster hat er aufgerissen. Der beißende Geruch in den Räumen ist trotzdem kaum zu ertragen. Der 21-Jährige, der eigenem Bekunden zufolge seit einem Jahr in dem Haus an der Elmshorner Straße lebt, ist niedergeschlagen. „Wie es weitergeht, weiß ich nicht“, sagt er.
Dabei hat der junge Mann fraglos großes Glück gehabt. Nur wenige Meter vom Feuer entfernt lag er schlafend in seinem Bett. Als er am frühen Morgen erwacht sei, hätten sich die Flammen bereits so weit den Weg gebahnt, dass nicht mehr daran zu denken gewesen sei, sie selbst zu ersticken.
Auch der Weg zur Dusche war dem Syrer versperrt, wie er sagt: „Das Bad war verqualmt. Der Wasserhahn war nicht mehr zu erreichen.“ Er habe den im Obergeschoss schlafenden Besuchern noch den Tipp mit der Luke zum Dach gegeben, sei dann selbst nach unten gerannt, um sich in Sicherheit zu bringen.
Er sei einer von zwei Mietern, sagt Rami Rochmeh, der seit drei Jahren in Deutschland ist. Am Wochenende habe er Besuch gehabt. Wie das Feuer in der Küchenzeile entstanden ist, das kann der 21-Jährige sich nicht erklären.
Klar ist hingegen, dass Rochmeh erstmal auf unbestimmte Zeit sein Zuhause verloren hat. In der Küche steht das Wasser. Stromkabel sind verschmort. Dazu der Gestank. „Hier kann niemand wohnen“, sagt er und rümpft die Nase. Er werde Unterschlupf bei Freunden suchen.
Zur möglichen Ursache des Brands, gib es noch keine Angaben. Auch zur Schadenshöhe nicht. Die Pinneberger Kriminalpolizei ermittelt.