Wedel/Itzehoe. Nach dem Großfeuer an der Rissener Straße von Anfang Mai 2017 beginnt Montag der Prozess gegen die drei mutmaßlichen Brandstifter.

Die Mega-Brandruine von Wedel – sie wird bald verschwinden. „Der komplette Abriss beginnt Ende April oder Anfang Mai“, bestätigt André Ewert, der den Gewerbekomplex an der Rissener Straße, der in der Nacht zum 25. Mai 2017 durch Brandstiftung völlig zerstört wurde, im Auftrag des Eigentümers verwaltet.

Der Prozess gegen die drei Männer, die für die Tat verantwortlich sein sollen, beginnt am Montag vor dem Landgericht Itzehoe. Zum Auftakt des Verfahrens am 16. April wird lediglich die Anklage verlesen. Beim zweiten Termin am 25. April bekommt das Trio die Möglichkeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Zum dritten Verhandlungstag am 14. Mai hat die Erste Strafkammer die ersten sieben Zeugen geladen. Insgesamt haben die Richter zunächst elf Prozesstage angesetzt, der letzte ist für den 21. Juni terminiert.

Als Haupttäter gilt der 37 Jahre alte Betreiber der Diskothek, die sich im obersten Geschoss des mehrstöckigen Gewerbekomplexes befand. Ihm wirft die Anklage Anstiftung zur besonders schweren Brandstiftung sowie versuchten Versicherungsbetrug vor. Der
37-Jährige, der Mitte Oktober festgenommen wurde und seitdem in der JVA Itzehoe einsitzt, soll zwei Bekannte mit der Brandlegung beauftragt haben. Der 38 Jahre alte Wedeler, der bisher Haftverschonung erhielt, und der 36 Jahre alte Hamburger – er befindet sich derzeit in der JVA Neumünster – sitzen nun mit auf der Anklagebank. Ihnen wird gemeinschaftliche schwere Brandstiftung vorgeworfen. Sie sollen eine fünfstellige Summe für ihre Dienste erhalten und vor der Brandlegung als Tarnung diverse Sachbeschädigungen im Gebäude begangen haben. Der Betreiber habe nach dem Feuer eine Schadensmeldung gegenüber seiner Versicherung abgegeben und die Auszahlung der Versicherungssumme beantragt. Dazu kam es jedoch nicht.

„Ich konnte es erst gar nicht glauben, dass der Betreiber der Disco verantwortlich sein soll“, sagt Verwalter Ewert. Er habe nach Bekanntwerden der Vorwürfe versucht, den Mann telefonisch zu erreichen. „Sein Geschäftspartner sagte mir, dass er angeblich im Ausland sein soll.“

Den Schaden, der bei dem Großfeuer entstanden ist, beziffert Ewert auf
4,8 Millionen Euro. Laut dem Verwalter hat sich die Versicherung inzwischen mit dem Eigentümer, einem Hamburger Geschäftsmann, auf die Auszahlung einer Entschädigungssumme verständigt. „Der Eigentümer ist am Überlegen, ob er einen Neuaufbau selbst angeht oder sich von dem Grundstück trennt“, so Ewert weiter. Eine Entscheidung dazu sei noch nicht gefallen.

„Es haben noch keine Gespräche mit dem Bauamt der Stadt stattgefunden“, so Ewert weiter. Der Eigentümer habe jedoch bereits mit einem Architektenbüro verschiedene Neubauoptionen erörtert. Als Nachfolger für den 80er-Jahre-Bau solle ein deutlich moderneres Gebäude entstehen, das optisch an den benachbarten Famila-Markt angepasst werden soll. Einzelhandel sei auf dem Grundstück ausgeschlossen, es sei als reines Gewerbegebiet ausgewiesen. Ewert geht davon aus, dass unabhängig davon, wer letztlich als Grundstückseigentümer fungiert, der Neuaufbau noch in diesem Jahr beginnen wird.

Die riesige Brandruine, um die schon kurz nach dem Feuer ein Bauzaun gezogen wurde, habe trotzdem unerwünschten Besuch bekommen. Kupferdiebe und Graffiti-Sprayer hätten dort ihr Unwesen getrieben, auch zum illegalen Müllabladeplatz sei das Gelände geworden. „Die Metallgitter, die den Zaun zusammenhielten, wurden einfach abgeflext“, sagt Ewert. Er sei sehr froh, dass nun in Kürze die Abrissbagger anrücken werden.