Wedel. Staatsanwaltschaft wirft dem Disco-Betreiber vor, er habe zwei Brandstifter beauftragt, um die Versicherung zu betrügen.

Knapp neun Monate nach dem Großbrand von Wedel hat die Staatsanwaltschaft in Itzehoe Anklage gegen drei Männer erhoben. Ein 37-jähriger Hamburger soll zwei Bekannte gegen Geld angeheuert haben, um in der Großdiskothek an der Rissener Straße Feuer zu legen. Ziel war es demnach, an das Geld der Versicherung zu gelangen. Das schlug jedoch fehl.

„Wir werfen dem Betreiber der Disco Anstiftung zur besonders schweren Brandstiftung sowie versuchten Versicherungsbetrug vor“, bestätigt Oberstaatsanwalt Peter Müller-Rakow als Sprecher der Anklagebehörde. Die Mittäter müssten sich wegen gemeinschaftlicher schwerer Brandstiftung verantworten. Der Prozess gegen die drei Männer werde vor einer Großen Strafkammer des Landgerichts Itzehoe stattfinden. Laut Müller-Rakow droht dem Anstifter „eine Haftstrafe nicht unter fünf Jahren“, seinen Mittätern mehrjährige Haftstrafen

Das Feuer war in der Nacht zu Himmelfahrt ausgebrochen und hatte sich schnell auf den gesamten, mehrere Tausend Quadratmeter großen Komplex mit Restaurant, Spielhalle, Autovermietung und Werkstatt ausgedehnt. Zum Zeitpunkt des Brandes befanden sich mehrere Menschen im Gebäude. Verletzt wurde niemand. Kurios: Zwei vietnamesische Köche eines Asia-Restaurants hatten sich während des Brandes in einer Toilette versteckt. Erst nach mehreren Stunden Löscharbeiten hatten sie sich zu erkennen gegeben. Wie durch ein Wunder überlebten sie unverletzt eingeschlossen im Toilettenbereich. Einer war ohne Aufenthaltspapiere beschäftigt gewesen.

„Wir gehen davon aus, dass der Angeklagte den Plan gefasst hat, die von ihm betriebene Disco durch ein Feuer zerstören zu lassen“, so Müller-Rakow weiter.

Mit der Ausführung der Tat habe er einen 38 Jahre alten Wedeler sowie einen 36 Jahre alten Hamburger beauftragt. Müller-Rakow: „Den Mittätern wurden jeweils fünfstellige Summen dafür versprochen.“ Laut Anklage drangen die Täter gegen 3 Uhr in der Nacht zum 25. Mai gewaltsam in die Räume der Disco ein und begingen im Innern diverse Sachbeschädigungen – offenbar um einen Einbruch vorzutäusschen. Dann legten sie Feuer und flüchteten. „Die Täter mussten damit rechnen, dass zur Tatzeit noch Personen in dem Gebäudekomplex anwesend waren“, so der Oberstaatsanwalt weiter. Die Anklage gehe von einer Schadenssumme im einstelligen Millionenbereich aus.

Der Disco-Betreiber habe nach dem Feuer eine Schadensmeldung gegenüber seiner Versicherung abgegeben und die Auszahlung der Versicherungssumme beantragt. Müller-Rakow: „Zu einer Auszahlung ist es jedoch nicht gekommen.“ Mitte Oktober hatte die Sondereinheit für komplexe Ermittlungen der Polizeidirektion Bad Segeberg genügend Beweise gegen den 37-Jährigen gesammelt und ließ ihn festnehmen. Seitdem sitzt der Disco-Betreiber in Untersuchungshaft.

Der Brandstifter aus Wedel wurde zeitgleich ebenfalls festgenommen, kam dann jedoch mangels Haftgründen bis zum Prozess frei. Mitte November nahm ein Spezialeinsatzkommando der Polizei dann den dritten Täter im Hamburger Schanzenviertel fest. Gegen ihn erwirkte die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl. Bei den beiden Männern, die in Haft sitzen, soll es sich nach Abendblatt-Informationen um türkische Staatsbürger handeln. Daher lautet der Haftgrund auf Fluchtgefahr. Bei dem Wedeler soll es sich um einen Deutschen handeln. Einer des Trios hat sich zu den Vorwürfen eingelassen.

Letzter Neuanfang in der Großraumdisco war erfolglos

Um die Großraumdisco mit ihrer bewegten Vergangenheit war es vor dem Brand ruhiger geworden. Zuletzt waren es überwiegend türkische Gäste, die im Moda Club feierten. Dreieinhalb Monate vor dem Großfeuer erfolgte eine erneute Umbenennung in Viva Wedel und der Versuch, wieder alle Gästeschichten anzusprechen. Einige Partys fanden bis zum Großbrand statt, sie konnten jedoch nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen.

Der Eigentümer des abgebrannten Gewerbekomplexes ist nicht der verhaftete Disco-Betreiber, sondern ein Hamburger Geschäftsmann. Er will das Gebäude neu aufbauen und es optisch dem benachbarten Famila-Markt angleichen. Entstehen sollen Flächen, die variabel aufgeteilt werden können und sich so für eine vielfältige Nutzung durch Firmen eignen. Die bisherigen Mieter haben sich umorientiert, sodass vermutlich nicht viele an die Rissener Straße zurückkehren werden. Noch steht dort die Brandruine.