Rellingen. Das Kapital der Bürgerstiftung wächst auf 311.500 Euro an. Vor allem Kinder und Jugendliche profitieren von der Arbeit.

Christoph Rind wartet schon. Er steht an der Tür des Rellinger Rathauses, geleitet den Gast in sein kleines Büro. Hier, auf wenigen Quadratmetern, erledigt Rind das Tagesgeschäft für die vor acht Jahren gegründete Bürgerstiftung. Seit 2017 ist der ehemalige Abendblatt-Redakteur deren ehrenamtlicher Geschäftsführer. Und die Zahlen stimmen. Das Stiftungskapital ist von einstmals 175.000 Euro auf 311.500 Euro angewachsen. „Die Spendenbereitschaft ist nach wie vor groß“, sagt Rind. Mehr als 20.000 Euro pro Jahr gingen auf dem Konto ein. Rund 105.000 Euro seien seit Gründung der Stiftung ausgeschüttet worden. Geld, für das etwa ein kürzlich vorgestellter Familienwegweiser neu aufgelegt werden konnte.

Und Christoph Rind hat neue Ziele – er will ein nachbarschaftliches Netzwerk in der Gemeinde initiieren. Darin könnten sich Menschen gegenseitig im Alltag unterstützen. Dabei hat er nicht zuletzt Senioren im Sinn. „Es gibt in Rellingen viele ältere Menschen, deren Kinder weit weg leben“, sagt der Geschäftsführer. Das Projekt würde ins Profil der Stiftung passen: „Wir fördern Initiativen, die bürgerschaftliches Engagement voranbringen“, sagt Rind.

Wie das neue Rellinger Nachbarschafts-Netzwerk strukturiert sein soll, darüber denkt der ehrenamtliche Geschäftsführer noch nach. Allein ist er dabei nicht. Mit Ex-Bürgermeisterin Anja Radtke, die das Amt der Vorsitzenden bekleidet, arbeitet er eng zusammen. Auch zum aktuellen Rathauschef Marc Trampe pflegt er einen guten Draht – die Gemeinde stellt der Stiftung das Büro und übernimmt Portokosten.

Die Bürgerstiftung wurde 2010 von der Gemeinde Rellingen gegründet. Sie wird treuhänderisch von der Bürgerstiftung der VR Bank Pinneberg verwaltet und ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Stiftungen. Ermöglicht wurde die Gründung erst durch ein Vermögen von 175.000 Euro, das die Rellingerin Irmgard Lüdt der Gemeinde vermacht hatte.

Sprechstunde

Wer mit der Bürgerstiftung in Rellingen in Kontakt treten will, der erreicht den Geschäftsführer Christoph Rind mittwochs von 9 bis 12 Uhr im Erdgeschoss des Rellinger Rathauses.

Telefonisch ist er während dieser Zeit unter der Rufnummer 04101/56 41 27 zu sprechen. Auch Anfragen per E-Mail an die Adresse c.rind @rellingen.de beantwortet der Geschäftsführer.

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Die Idee, das Geld als Gründungskapital für eine Stiftung zu verwenden, die allen Bürgern zugute kommen sollte, stammt vom früheren Bürgervorsteher Albert Hatje und von Ex-Bürgermeister Oliver Stolz, der heute Landrat des Kreises Pinneberg ist. Für die parteipolitische Unabhängigkeit garantiert der Stiftungsbeirat, dem auch Rinds Vorgänger Klaus Parusel angehört. Rellingens pensionierter Sozialamtsleiter war in den frühen Tagen der Bürgerstiftung deren entscheideneder Motor.

Unter Parusels Ägide war 2013 etwa das Projekt einer Familienlotsin, die jungen Eltern zur Seite steht, ins Leben gerufen worden. Im Jahr 2017 flossen 5000 Euro in dieses Projekt. Die Frage, wo die Bürgerstiftung Rellingen sonst noch lebenswerter macht, ist schnell beantwortet: Schulen und Kindergärten etwa profitieren sehr.

So bekommen Erstklässler an Grundschulen T-Shirts mit Emblem gesponsert. Die Identifikation mit den Rellinger Schulen soll so gestärkt werden. Die Bürgerstiftung finanziert auf Antrag zudem Fortbildungen für Schülervertreter. Auch Gewaltprävention wird unterstützt. Gesunde Ernährung ist ein weiteres Anliegen der Stiftung – für den Juli ist wieder ein „buntes Essen“ auf dem Arkadenhof geplant. Ernährungsexperten zaubern mit Kindern gesunde Leckereien. An drei Rellinger Schulen können Jungen und Mädchen dank der Stiftung einen so genannten Ernährungsführerschein machen.

Was viele Spender überzeugt: Bei der Rellinger Bürgerstiftung geht kein Cent für Verwaltungskosten drauf. An einem Problem kommt jedoch auch Christoph Rind nicht vorbei – an der aktuellen Niedrigzinslage. Gerade mal 1650 Euro konnte die Stiftung 2017 an Zinsen verbuchen. Daher geht es darum, eingehende Spenden möglichst zeitnah auch wieder auszugeben. „Das muss binnen zwei Jahren geschehen, sonst müssen wir das Geld dem Stiftungskapital zuführen“, bestätigt Rind, der in Kürze einen Förderverein aus der Taufe heben will, um die Organisation von Veranstaltungen zu erleichtern. Verlassen kann sich der Geschäftsführer auf die regionale Wirtschaft, aus deren Reihen immer wieder Zuwendungen kommen – oft, ohne groß Aufhebens daraus zu machen. Für den 63-Jährigen nur ein Beweis dafür, dass die Rellinger ihre Stiftung längst angenommen haben.