Elmshorn. Naturschützer sind entsetzt über Rückschnitt am Krückau-Ufer bei Elmshorn. Abgeholzter Gehölzstreifen war extra angelegt worden.
Bernd Biggemann vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Helmut Dürnberg vom Naturschutzbund (Nabu) Elmshorn und Bent Schubert von den Elmshorner Grünen blicken entsetzt auf abgeholzte Weiden, Ulmen und Erlen. Den Gehölzstreifen an der Krückau zwischen der Wittenberger Straße und der Ortsgrenze zwischen Elmshorn und Kölln-Reisiek haben sie mit anderen Helfern vor Jahren angelegt. Nun hat der Gewässerverband Krückau, der die Aufgabe hat, den Durchfluss zu gewährleisten, einen Kahlschlag hinterlassen.
„Aus unserer Sicht handelt es sich um einen groben Verstoß gegen das Landeswassergesetz und die Wasserrahmenrichtlinie, nach der noch intakte Wasserlebensräume streng geschützt sind“, sagt Dürnberg. Ein naturnaher Gehölzsaum sei selbstverständlich Bestandteil eines Wasserlebensraums. „Wir denken deshalb darüber nach, uns in dieser Angelegenheit an die Staatsanwaltschaft zu wenden“, sagt der Naturschützer.
Im Jahr 2014 hatte es bereits einen Rückschnitt der Bäume zwischen dem Krückauwanderweg und dem Flussufer in einem Bereich von der Wittenberger Straße flussaufwärts gegeben. Damals ging es dem Gewässerverband und den beteiligten Behörden um die Beseitigung von Abflusshindernissen. Um Einvernehmen mit den Naturschutzverbänden herzustellen, hatte man seinerzeit den Nabu und den BUND zu einem Ortstermin eingeladen. Eine Einigung mit den Naturschützern wurde zwar nicht erreicht – sie argumentierten, die Krückau sei seit Jahren in einem Prozess der Wiedergesundung, wozu auch gehöre, dass Bäume in den Fluss reichen. Dennoch erfolgte der Rückschnitt relativ behutsam.
„Einfach vollendete Tatsachen geschaffen“
„Von Behutsamkeit oder geringfügigen Eingriffen kann jetzt vier Jahre später keine Rede mehr sein“, sagt Bernd Biggemann. In dem nun betroffenen Abschnitt weiter flussaufwärts Richtung Ortsgrenze zu Kölln-Reisiek habe der Wasserverband den Gehölzsaum, dessen Entwicklung vor etwa 30 Jahren durch Baumpflanzungen des Nabu eingeleitet und unterstützt worden war, nahezu komplett beseitigt. „Auch hat man es nicht mehr für nötig gehalten, die Naturschutzverbände vorab zu informieren geschweige denn das Gespräch mit uns zu suchen“, ärgert sich Helmut Dürnberg. Stattdessen habe man einfach vollendete Tatsachen geschaffen. „Wahrscheinlich wollte sich der Gewässerverband die lästigen Argumente der Naturschützer nicht ein zweites Mal anhören.“
Den Funktionären des Verbandes fehle offensichtlich jegliches Verständnis für die ökologischen Funktionen von Fließgewässern, so der Vorwurf der Naturschützer. „Zu jedem halbwegs naturnahen Fluss gehört ein Gehölzsaum. Wenn aber Bäche und Flüsse auf die Funktion reduziert werden, Niederschlagswasser auf kürzestem Wege und auf geringster Fläche in die Nordsee abzuleiten, ist jegliche Art von Natur nur lästig und unerwünscht“, sagt Biggemann. So sei vorsorglich alles beseitigt worden, was potenziell in absehbarer Zeit zu einem Abflusshindernis werden könnte. „Sogar ganz junge, etwa daumendicke Gehölze wurden abgeschnitten, abgeknickt oder herausgerissen.“
Karl-Heinz Bonnhoff kann die Aufregung nicht nachvollziehen. „Die Arbeiten waren mit den Behörden besprochen“, sagt Bonnhoff, der seit 2013 Vorsitzender des Gewässerverbands Krückau ist. „Wir haben die Weiden in der letzten Februarwoche auf Stock gesetzt, weil sie durch die heftigen Stürme gespalten waren und zur Hälfte in der Krückau hingen.“ Bonnhoff hatte selbst die Säge in die Hand genommen. Er arbeitet seit 1986 ehrenamtlich im Wasserverband. Bei der Arbeit habe er zudem festgestellt, dass die Stämme von einem Pilz befallen waren.
Er habe zuvor Beschwerden aus Klein Offenseth-Sparrieshoop bekommen, dass die Wiesen unter Wasser stünden. Dort hatte man angenommen, es läge an der Wittenberger Brücke. Doch der Durchlauf sei frei gewesen, so Bonnhoff.
Nach Auskunft des Fachdienstes Umwelt des Kreises Pinneberg sind die Arbeiten unter der Auflage genehmigt worden, dass bei einer naturnahen Gewässerunterhaltung das Nötigste zurückgeschnitten wird. „Die Erlaubnis wurde durch die Untere Naturschutzbehörde erteilt“, sagt Kreissprecher Oliver Carstens. An einer Stelle sei der Verband allerdings etwas übers Ziel hinausgeschossen. Eine Ordnungswidrigkeit liege aber nicht vor. Künftig sollten sich aber alle besser absprechen.