Barmstedt. Kritik der Woche: Barmstedter Galeristin zeigt Werke von Lici Ramírez, in denen Harmonie und Bedrohung ganz nah beieinander sind.

Sie ist jung und international erfolgreich: Lici Ramírez, peruanische Malerin, Dichterin und Performance-Künstlerin. Einige ihrer Werke sind zurzeit unter dem Titel „Corazón Carnaval – Herz des Karneval“ in der Galerie Atelier III auf der Schlossinsel Rantzau zu sehen. Darunter ist eine raumfüllende Installation mit Fotografien, Bildern und textilen Objekten, außerdem Zeichnungen, Malerei und Drucke. Die Schau ist Teil der 10. Länderwochen, die von der Stadt Barmstedt ausgerichtet werden und sich diesmal dem südamerikanischen Land widmen.

Lici Ramírez’ Werke sind zeitgenössische Kunst und tragen dazu bei, einen Einblick in die drängenden politischen, ökologischen und sozialen Herausforderungen ihres Heimatlandes zu erhalten. Vordergründig wirken sie vor allem fröhlich, märchenhaft und folkloristisch, entführen den Betrachter mit leuchtenden Farben in ein Reich der Natur und Idylle. Auf den zweiten Blick entpuppt sich diese Harmonie aber als trügerisch, denn die alltägliche Bedrohung des Regenwalds und seiner Geschöpfe durch Industrie und wirtschaftliche Interessen, durch Abwässer, Abholzung, und Luftverschmutzung sind ebenso Thema.

„Auf jedem Bild ist unendlich viel Bewegung“, sagt Karin Weißenbacher, die Leiterin des Galerie Ateliers und Kuratorin der Ausstellung. Auch auf dem mittels Mischtechnik auf Karton entstandenen Werk mit dem Titel „carnival heart“ wehen bunte Luftschlangen, ein Symbol der Lebensfreude und der Hoffnung, die immer wieder in Ramírez’ Bildern aufleuchten. Die geflochtenen Zöpfe des Mädchens, das eingerahmt von Pflanzen und Tieren im Mittelpunkt der farbenprächtigen Zeichnung steht, sind ebenfalls in Bewegung. Wie alle Bilder ist es detailreich. Es ist allerdings eines der selteneren Exemplare, die sich darauf beschränken, mittels landestypischer Symbolik den Reichtum des Landes zu zeigen. So ein Symbol ist die Nationalblume Kantuta boxifolia, die auch auf einem Werk ganz anderer Ausprägung gezeigt wird. Es trägt den Titel „to defend life“, und aus der Blume lugt darauf ein Kinderkopf hervor, was zeigt, wie eng das Überleben der Landbevölkerung mit dem der Pflanzen- und Tierwelt verknüpft ist. Daneben ein Wald, der zum Teil nur noch aus verdorrten Baumstümpfen besteht.

Detail der Naturverbundenheit sind auch die Federn oder Blätter, die die großen Augen der Figuren umrahmen. Besonders die von der Künstlerin als unschuldig empfundenen Kinder sind Träger einer aufrüttelnden Botschaft, die nicht nur für Peru gilt: Schützt euren Lebensraum, bevor es zu spät ist.

Die Ausstellung ist noch bis 24. Juli zu sehen, dienstags bis donnerstags 14 bis 18 Uhr, sonnabends/sonntags 12 bis 18 Uhr, Galerie Atelier III, Schlossinsel Rantzau, Rantzau 11.