Elmshorn. Als Bürgervorsteher repräsentierte der ehemalige Polizist Elmshorn bei öffentlichen Anlässen. Nun geht er in den Ruhestand.

An der Wand in seinem Büro hängen Fotos vom Antelope Canyon in Arizona und Landschaften aus Finnland. Elmshorns Bürgervorsteher Karl Holbach reist gern und viel. Bald wird er dafür mehr Zeit haben. Denn der Elmshorner will sich am 6. Mai nicht mehr zur Kommunalwahl aufstellen lassen.

Der 73-Jährige steht zum einen aus Altersgründen nicht mehr für das Amt zur Verfügung: „Ich möchte selbstbestimmt gehen und nicht irgendwann krankheitsbedingt ausscheiden.“ Zum anderen, weil er sich wieder mehr Selbstbestimmung wünscht. „Ich möchte nur noch Termine wahrnehmen, die ich mir selbst gemacht habe“, sagt er. Am 30. Juni nach der konstituierenden Sitzung des Stadtverordneten-Kollegiums wird er sich gänzlich ins Private zurückziehen.

Der pensionierte Polizeibeamte übt das Amt seit 2008 aus, zuvor war er fünf Jahre lang Vize-Bürgervorsteher. Holbach gehört der SPD-Fraktion an. Als Bürgervorsteher vertrat er die Stadt Elmshorn neben dem Bürgermeister bei allen öffentlichen Anlässen. Außer der Sitzungsleitung ist er auch für die Einladung und die Festsetzung der Tagesordnung für das Stadtverordneten-Kollegium zuständig. Zudem leitet er die jährliche Einwohnerversammlung. Das Stadtverordneten-Kollegium, dem Holbach mit einer kurzen Unterbrechung seit 1986 angehört, hatte ihn 2013 einstimmig wiedergewählt.

Wer künftig Holbach reden hören möchte, der muss eine Fahrt mit dem Tidenkieker unternehmen. Denn seit dieser Saison begleitet er die Fahrten. In die Stadtrundgänge seiner Frau Annkatrin Holbach, mit der er seit 1971 verheiratet ist und eine Tochter hat, mischt er sich nicht ein. „Das ist ihr Ding“, sagt Karl Holbach. Beide teilen die Liebe zur Natur, verbringen ihre Zeit gern mit Wandern und im Garten.

Ehrenamt Bürgervorsteher

Der Bürgervorsteher ist der Vorsitzende der Gemeinde- beziehungsweise Stadtvertretung in Kommunen mit hauptamtlichem Bürgermeister in Schleswig-Holstein. Er ist wie die anderen Gemeindevertreter ehrenamtlich tätig.

Traditionell schlägt die stärkste politische Fraktion einen Kandidaten vor. Der Bürgervorsteher ist Vorsitz der Gemeindevertretung, lädt zu den Sitzungen ein, leitet sie.

Er vertritt als Sprecher deren Belange gegenüber dem Bürgermeister und in gerichtlichen Verfahren. Er vertritt bei öffentlichen Anlässen mit dem Bürgermeister die Stadt oder die Gemeinde und leitet die Einwohnerversammlungen.

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Holbach ging nach seiner Ausbildung zum Rundfunk- und Fernsehtechniker für vier Jahre zur Marine. „Ich wollte von zu Hause weg“, sagt er. Anschließend ging er bei der Hamburger Polizei auf Streife für die Wache 14 am Großneumarkt. Noch lebhaft ist ihm der 22. Oktober 1971 in Erinnerung. Damals wurde Norbert Schmid, ein Hamburger Polizeibeamter, beim Versuch der Festnahme von RAF-Terroristen in Poppenbüttel erschossen. Schmid war das erste Mordopfer der RAF. In der Nacht hatte Holbach Dienst. „Es war ein einschneidendes Ereignis“, sagt er. So auch seine Einsätze während des Häuserkampfes in den 80er-Jahren an der Hamburger Hafenstraße und die Anti-Atom-Demonstration gegen das Kraftwerk Brokdorf.

Der anstrengende Nacht- und Schichtdienst ist nichts für die Ewigkeit. Holbach wechselte in der Funkzentrale im Polizeipräsidium. Er rüstete einen Ford Transit technisch so aus, dass damit die Baader-Meinhof-Bande überwacht werden konnte. „Es war bundesweit das erste Fahrzeug dieser Art“, sagt Holbach und schmunzelt bei der Erinnerung an das Sehrohr, das seine Kollegen und er eingebaut hatten. Das Fahrzeug steht heute im Polizeimuseum in Hamburg.

Später rüstete er Streifenwagen mit Funk aus. 1994 schied Holbach nach zwei Bandscheibenvorfällen aus dem Polizeidienst aus – mit 49 Jahren. Als sein Vorgesetzter ihn damals fragt, was er nun mit seiner Zeit anfangen wolle, antwortete Holbach, er wolle alle 60 wilden Orchideenarten im deutschsprachigen Raum finden. „Orchideen wachsen da, wo es warm und schön ist, wo es Wein und gutes Essen gibt“, sagt Holbach.

Das klang zunächst nach Freiheit, doch Holbach blieb ehrenamtlich in der Kommunalpolitik aktiv und engagiert, war drei Perioden lang Vorsitzender des Bauausschusses und ein halbes Jahr Magistratsmitglied. Als Bürgervorsteher pflegte er Kontakte zu den Partnerstädten. Insbesondere Finnland und die Partnerstadt Raisio haben es ihm bis heute angetan.

Und was will er nun machen, wenn er nach der Kommunalpolitik wieder mehr Zeit hat? „Mit dem Fahrrad fahren und alte Bauerntüren fotografieren“, sagt Holbach, der sich auf das Privatleben freut. Ohne Grund, einfach so, weil er es möchte. Und viele Reisen stehen an. Im April geht es nach Georgien, den letzten Abschnitt der alten Seidenstraße erkunden. Und auch noch in diesem Jahr geht es nach Island und in die Schwäbische Alb zum Wandern.