Kreis Pinneberg. Im Sommer könnte die Sanierung der L 110 den Verkehr zwischen Pinneberg, Uetersen und Tornesch lahmlegen. Landesbetrieb soll einlenken.

Die für Sommer angesetzte Sperrung der Landesstraße L 110 zwischen Torneschs Stadtzentrum und der Autobahn A 23 entwickelt sich für die Kommunen Tornesch, Pinneberg, Uetersen und Prisdorf zunehmend zum Problemfall. Mehrere Infrastrukturprojekte in Tornesch müssen mit der ab Juli geplanten Sanierung der L 110 – mit rund 15.600 Fahrzeugen täglich eine der am stärksten frequentierten Landesstraßen Schleswig-Holsteins – koordiniert werden. Damit nicht genug: Die geplante Ausweichstrecke über die Autobahnanschlussstelle Pinneberg-Nord wird nicht umsetzbar sein. Diese muss zum selben Zeitpunkt wegen Arbeiten geschlossen werden. Uetersen fürchtet derweil, dass die Pinnau-Klappbrücke (B 431) den umgeleiteten Verkehr nicht aufnehmen kann.

Sanierung im kommenden Jahr wäre sinnvoller

Die Bürgermeister von Tornesch und Uetersen, Roland Krügel und Andrea Hansen, haben volles Verständnis dafür, dass die L 110 saniert werden soll. „Das ist unstrittig, die Straße muss in Ordnung gebracht werden“, sagt Krügel. Doch der Zeitpunkt, den der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) gewählt habe, sei mehr als unglücklich. Krügel: „Wir wehren uns alle dagegen, dass der Zeitraum so steht wie vom Landesbetrieb angekündigt.“

Eine Verlegung auf das kommende Jahr sei sinnvoll, sagt auch Hansen. Denn bei jüngsten Gesprächen von Verwaltungsspitzen mit Ingenieuren sei bekannt geworden, dass die Autobahnabfahrt Pinneberg-Nord, über die der Verkehr nach Tornesch und Uetersen umgeleitet werden soll, ebenfalls geschlossen wird. Dort seien für den Sommer Bauarbeiten anberaumt, ebenso in Prisdorf. Die Folge sei, so Krügel, dass der gesamte Verkehr von Hamburg kommend dann über Pinneberg-Mitte umgeleitet würde. Für die bereits jetzt von Staus geplagte Kreisstadt, für Rellingen und auch für Prisdorf könnte das den Verkehrskollaps bedeuten – für Moorrege und Uetersen ebenfalls.

Der LBV selbst hatte auf Anfrage des Abendblattes erklärt, dass er mit allen Parteien im Gespräch sei und dass im Vorfeld umfangreich informiert worden sei. Doch zumindest die Stadt Tornesch weiß nichts von irgendeiner Kommunikation mit dem Landesbetrieb. „Eine Einbindung der Kommunen, wie behauptet, hat es nicht gegeben“, konstatiert Krügel. Lediglich beim Abwasserbetrieb sei eine Notiz angekommen, damit jener zwecks Bündelung von Maßnahmen prüfen könne, ob Abwasserleitungen auf dem Abschnitt ebenfalls saniert werden müssten.

Das sagt der LBV

Alle betroffenen Kommunen seien über die Sanierungspläne der L 110 „schriftlich und fristgemäß informiert“ worden, so der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV).

Zudem habe es am 10. und 18. Januar Gespräche mit Vertretern Torneschs, Elmshorns, Pinnebergs, des Kreises und des Planungsbüros, das für den LBV den Bauentwurf plant, gegeben.

Die Stadt Tornesch sei also „von Anfang an in die Planungen einbezogen“, so LBV-Direktor Thorsten Conradt.

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Doch nicht nur das sorgt für Verstimmung. Die Stadt Tornesch will selbst mehrere Infrastrukturprojekte anschieben. Das Radwegenetz zum Businesspark soll aufgewertet werden. Wann die Stadt loslegen kann, hängt vom Zeitplan des LBV ab. Zudem soll mit der Erschließung des neuen Businessparks Oha II an der A 23 begonnen werden. Vor dem Sommer sollen alle Entscheidungen gefällt sein. Wichtig ist dabei, dass eine Zufahrt in das neue Gewerbegebiet geplant und gebaut werden muss. Zudem ist die Abzweigung zum Businesspark Oha I marode, auch hier muss saniert werden. Das Planungsbüro Dänekamp + Partner hat bereits Pläne erarbeitet, die eine Verbreiterung der Zufahrtsstraße vorsehen, sowie eine Verlegung von Ampeln. Vermutlich muss auch eine große Kreuzung geplant werden, damit Lastwagen in beide Gewerbeparks gelangen können.

„Das Problem für uns ist, dass die Frage nach dem Ausbau der L 110 nun im Raum steht. Wenn die Sanierung wie angekündigt erfolgt, ist der Ausbau beim Gewerbegebiet erst einmal tot“, konstatiert Ralf Müller von Dänekamp + Partner. Dann müsste entweder abgewartet werden, bis das Land fertig ist, bevor ein weiterer Ausbau erfolgt oder aber noch eine gemeinsame Planung erfolgen, was aufgrund der diversen Zuständigkeiten und Finanztöpfe jedoch als eher unrealistisch gilt.

Die Sanierung der L 110 soll etwa drei Monate in Anspruch nehmen. Für eine einfache Instandsetzung der Zufahrt zum Businesspark Oha I sind laut Müller weitere vier bis fünf Wochen Bauzeit zu veranschlagen. Sollte die Zufahrt zu Oha II in einem Zuge in Form einer Kreuzung mitgebaut werden, wäre das Zeitfenster länger.

Bei einem Gipfeltreffen Anfang März haben die Kommunen nochmals Druck auf den Landesbetrieb gemacht. Ein weiteres Treffen sei, so Hansen, nach Ostern geplant. Dann werde sich entscheiden, ob die Sanierung der L 110 aufgeschoben wird. „Es ist verständlich, dass alle bauen wollen, jetzt wo Geld da ist“, sagt Hansen. Die Bautätigkeiten dürften aber nicht zum Erliegen des gesamten Verkehrs in der Region führen.