Wedel. Für Spaziergänger und Sonnenanbeter wird der Sandstreifen immer kleiner. Gefährdet Schlick, Schutt und Müll die Gesundheit?

Strahlender Sonnenschein und im Vergleich zu den vergangenen Tagen milde Temperaturen locken die Spaziergänger an den Elbstrand in Wedel. Ein Geruch von Frühling liegt in der Luft. Die letzten Eisbrocken können dank der Ebbe bestiegen werden, ohne sich nasse Stiefel zu holen. Spaziergänger machen im Strandbad Fotos auf diesen letzten Relikten des Winters.

Massive Veränderungen in den vergangenen zwei Jahren

Roswitha Marquardt
Roswitha Marquardt © HA | Thomas Pöhlsen

Zu den Spaziergängern gehört auch Roswitha Marquardt. Seit mehr als 15 Jahren kommt die Pinnebergerin regelmäßig nach Wedel. Der Bereich an der DLRG-Station und der Strandbar Strand 28 gehört zu ihren Lieblingsplätzen. Allerdings sieht sie ihr Refugium an der Elbe bedroht. „Der Strand hat abgenommen, ist immer schmaler geworden“, hat Roswitha Marquardt beobachtet. In dem Bereich nah des Wedeler Yachthafens habe sich dagegen eine Düne gebildet.

Gisela und Reinhard Bunde
Gisela und Reinhard Bunde © HA | Thomas Pöhlsen

In Sorge um ihren Strand sind auch Gisela und Reinhard Bunde. „Es muss etwas für den Erhalt eines der schönsten Plätze Wedels getan werden“, fordert das Wedeler Ehepaar. Nicht nur im Bereich der Bar nehme der Sandstreifen immer mehr ab, auch der sogenannte Hundestrand flussaufwärts vom Schu-lauer Fährhaus wird immer kleiner.

Was in den vergangenen Jahren mit dem Schulauer Hafen geschehen ist, sieht Reinhard Bunde ohnehin kritisch. Er kann der Modernisierung nichts abgewinnen.

„Für die wenigen Schiffe, die dort anlegen, muss regelmäßig der Hafen entschlickt werden“, sagt Bunde. Er sieht kein vernünftiges Verhältnis zwischen dem finanziellen Aufwand, den die Stadt treiben muss, und dem Ertrag für die Wedeler.

Inge Zeißler von den Wedeler Grünen gehört auch zu den Elbspaziergängern. Zusammen mit ihrer ParteifreundinPetra Kärgelwill sie das Problem auf die politische Agenda der Stadt setzen. „In den vergangenen beiden Jahren haben die Veränderungen massiv zugenommen“, sagt sie. Früher konnte der Strandbar-Betreiber Tische und Stühle in den Sand stellen. Heute ist das nicht mehr möglich, weil die Flut bis an die Terrasse des Betriebes reicht.

Eine mögliche Ursache sehen sie in der neuen Mole, die im Rahmen der Modernisierung des Schulauer Hafens gebaut wurde. Die Strömung könnte negativ verändert worden sein, sodass mehr Sand vom Strand in den Fluss geschwemmt wird. Außerdem ist die neue Mole niedriger als die alte. Sand kann jetzt leichter vom Wind über das Bauwerk in das Hafenbecken getragen werden. „Wir sind keine Strömungsexperten“, bekennen Petra Kärgel und Inge Zeißler. Allerdings habe es in den vergangenen Jahren keine anderen baulichen Veränderung gegeben, die ursächlich für den Sandabtrag sein könnte.

Strandabtrag auch in anderen Bereichen der Unterelbe

Mit den Veränderungen am Elbstrand sind aus der Sicht der beiden Grünen eine ganze Reihe weiterer Probleme verbunden. So ist am Strand mehrfach Schlick, Müll und Bauschutt gefunden worden. Es ist unklar, ob das Material angeschwemmt wurde oder sich bereits im Boden befand und durch die Sandabspülung freigelegt wurde. Besondere Gefahr könnte von dem Schlick ausgehen. „Hafenschlick ist bekanntlich hoch belastet durch die Einleitung aus den Industrieanlagen des ehemaligen Ostblocks“, sagt Petra Kärgel.

Definitiv im Boden dürften sich große Eisenstangen befunden haben, die jetzt aus dem Elbsand ragen. Sie bilden bei geringer Wassertiefe und schlechter Sicht ins Wasser eine große Gefahr für die Badenden. Sicher scheint den beiden Grünen, dass auf die Stadt zusätzliche Kosten, etwa für die Beseitigung des Mülls und die Auffüllung des Sandes zukommen.

Ausschusssitzung am Donnerstag

Der Umwelt-, Bau- und Feuerwehrausschuss wird sich auf Initiative der Wedeler Grünen während seiner nächsten Sitzung mit dem Problem des Strandabbaus an der Elbe beschäftigen. Die Politiker tagen am Donnerstag, 8. März, von 18 Uhr an im Rathaus, Rathausplatz 3-5.

Im Fokus der Grünen stehen mögliche gesundheitliche Gefährdungen durch den Schlick und den Sand am Strandbad. Sie beantragen, das aufgetretene Material auf mögliche Gifte, wie PCB, Dioxine, DDT und Schwermetalle zu beproben.

Außerdem soll die Verwaltung zur dann folgenden Sitzung schriftlich darüber Auskunft geben, wer aus ihrer Sicht Verursacher des Sandabtrags ist, wohin der Sand verschwunden ist und wie weiterer Abtrag verhindert werden könnte. pö

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Der Verursacher müsse auch geklärt werden, um von ihm möglicherweise eine finanzielle Unterstützung zu bekommen. Und durch die nächste Elbvertiefung werden sich aus Sicht von Inge Zeißler und Petra Kärgel die Probleme noch einmal verschärfen.

Die Wedeler stehen mit ihrem Problem nicht allein da. „Der Elbstrand in Hetlingen ist massiv zurückgegangen“, weiß Uwe Helbing, Schutzgebietsbetreuer des Naturschutzgebietes Haseldorfer Binnenelbe. Die Fläche im Bereich der Strommasten an der Hetlinger Schanze ist ähnlich beliebt wie der Wedeler Strandbadbereich. Seit 1993 wacht Helbing über den Naturschutz an der Unterelbe und kann deswegen die Entwicklung gut beurteilen. Ob nun die Elbvertiefung, andere bauliche Veränderungen von Menschenhand oder natürliche Anpassungen des Flusses durch Ebbe und Flut für die Strandabbrüche verantwortlich zu machen sind, lässt Edelgard Heim, Leiterin des Elbmar-schenhauses in Haseldorf, offen. „Das wird man nie genau auseinanderhalten können“, sagt die Diplom-Biologin, die über den Naturschutz an der schleswig-holsteinischen Unterelbe wacht.