Pinneberg. Warum Einsatzkräfte nicht mehr schwitzen müssen und wie moderne Meldeempfänger der Wache im Notfall die Planung erheblich erleichtern.
Sitzt gut. Tut gut. Und sichert zusätzlich ab. Michael Kröplin ist zufrieden. Er ist für Pinnebergs Freiwillige Feuerwehr im Einsatz. Und er trägt die nagelneue Uniform der Truppe. Die ist besonders atmungsaktiv. „Ich schwitze nicht mehr“, bestätigt Kröplin. Besser zu sehen ist die Einsatzkleidung auch – wichtig bei Einsätzen in der Dunkelheit. Vor allem wenn es um Unfälle auf Bahngleisen und Autobahnen geht.
Wehrführer Claus Köster hat in die Hauptwache an der Friedrich-Ebert-Straße eingeladen, um die neuen Kleider zu präsentieren. Zweieinhalb Jahre sei in einer Arbeitsgruppe getüftelt worden, um die Ausstattung zu optimieren. Mehr Komfort und mehr Sicherheit für all jene, die mit Blaulicht zu Einsatzorten rasen – das lässt sich die Stadt Pinneberg einiges kosten. Rund 150.000 Euro mussten für 120 Uniformen überwiesen werden. Nötig sei das, sagt Köster. „Das ist kein Geschenk. Das ist eine Investition in die Zukunft.“ Dankbar ist der Wehrführer trotzdem. Und zwar sowohl den politischen Gremien als auch der Stadtverwaltung.
Die eingearbeiteten Rettungs- und Halteschlaufe demonstriert Kröplin gemeinsam mit seinem Kameraden Michael Marciniak gern. An einer flugs in der Wache aufgestellten Leiter sichert er sich mit dem Utensil, das sich unter der Uniform verbirgt. Klappt prima, diese Trockenübung. Im Zweifel kann die erst auf den zweiten Blick erkennbare Schlaufe gar das Leben des ehrenamtlichen Feuerwehrmanns retten. „Sie ist in wenigen Sekunden einsatzbereit“, sagt Claus Köster. Bürgermeisterin Urte Steinberg ist froh, dass ihre Retter künftig ein wenig entspannter ausrücken können: „Wenn Pinneberg geschützt wird, braucht es auch Menschen, die im Einsatz geschützt werden“, sagt die Rathauschefin.
Pinnebergs Feuerwehr hat schon einmal als Vorreiter für Schlagzeilen gesorgt. Und zwar bundesweit. 2006 war das. Seinerzeit wurde die heute 100 Aktive zählende Truppe als erste in Deutschland mit sandfarbenen Uniformen ausgestattet.
Das gewohnte Orange hatte in der Kreisstadt somit ausgedient. Wehrführer Köster erinnert sich gut daran, schließlich fand die neue Bekleidung zunächst nicht nur Fans. „Sie wurde erst mal belächelt“, sagt er. Man habe gern mal von „Kartoffelsäcken“ gesprochen. Dennoch habe die Umstellung landauf, landab Nachahmer gefunden. Und das nicht ohne Grund: „Das Gewebe ist mechanisch und thermisch hoch belastbar und widerstandsfähig gegen Säuren, Laugen und organische Chemikalien“, weiß der Wehrführer. Bis zu 1000 Grad halte der Stoff aus.
Pinnebergs Freiwillige Feuerwehr war 2017 an 226 Tagen im Einsatz
Entwickelt wurde die nun noch mal verbesserte Einsatzkleidung der Wehr, die bereits einen einjährigen Belastungstest hinter sich hat, nach einer öffentlichen Ausschreibung vom Halstenbeker Unternehmen C.B. König. Gefertigt wurde bei der Spezialfirma S-Gard in Heinsberg. Laut Köster war es höchste Zeit für neue Kleider. Die alten Uniformen hätten nach mehr als zehn Jahren und rund 4000 Einsätzen ihre Lebensdauer mittlerweile überschritten.
Und die Uniformen sind nicht die einzige Neuerung, die es den ehrenamtlichen Rettern leichter machen wird. Denn auch auf dem technischen Sektor gibt es eine Weiterentwicklung. So konnten kürzlich moderne Meldeempfänger angeschafft werden. Erstmals haben alarmierte Einsatzkräfte die Möglichkeit, auf eine Anforderung aus der Wache zu reagieren. Können sie die Feuerwehr bei einem Notfall unterstützen, bestätigen sie den Einsatz per Knopfdruck. „Der Diensthabende kann sofort erkennen, wie viele Kameraden tatsächlich auf dem Weg zur Wache sind, das erleichtert die Planung erheblich“, sagt Köster. 40 der neuen Meldeempfänger wurden gekauft, jeweils zu einem Preis von 100 Euro.
Neue Drehleiter soll 2019 ausgeliefert werden
Nicht ganz so günstig wird es, wenn der Fahrzeugpark modernisiert wird. Doch auch das steht an. Noch 2018 wird an der Friedrich-Ebert-Straße ein neues Löschfahrzeug einparken. Die neue Drehleiter wird für das Jahr 2019 erwartet. Zudem wird aktuell politisch über die weitergehende Feuerwehrbedarfsplanung diskutiert. Noch im Frühjahr könnten wichtige Weichen für die Standortplanung der Wehr gestellt werden. Dass Entwicklung nötig ist, ergibt sich aus dem Wachstum im Stadtgebiet. In Pinneberg sind während der vergangenen Jahre neue Wohngebiete entstanden, etwa im Rosenfeld und auf dem, Areal der Eggerstedt Kaserne. Zudem siedeln sich neue Unternehmen an.
Claus Köster wird angesichts der künftigen Herausforderungen nicht müde, die interkommunale Zusammenarbeit bei den Wehren in der Region hervorzuheben, die derzeit in Notsituationen sehr gut funktioniere.