Wedel. Nach wechselvollen Zeiten bleiben in dem Wedeler Traditionshaus die Gäste weg. Jetzt sind Ideen für die Zukunft gefragt.
Ohne Hilfe kann das Reepschlägerhaus nicht überleben. „Die Menschen müssen wieder kommen“, richtet der Vorsitzende des Fördervereins, Bernd Vorwerk, einen Appell an die Wedeler. Die Gäste sollen jedoch nicht nur in die einstmals gut besuchte, jedoch zwischenzeitig in schwere See geratene Teestube zurückkehren. Es bedarf auch neuer Ideen, um das älteste Gebäude der Stadt weiterhin mit Leben füllen zu können.
Die Eigentümerin des denkmalgeschützten Fachwerkhauses, die Stadt Wedel, hat dem Verein bereits unter die Arme gegriffen. So hat die Ratsversammlung beschlossen, mit einem Zuschuss von 7500 Euro die Nebenkosten für 2018 zu übernehmen. Damit haben die Politiker aber auch eine Frist gesetzt. Bis zum Ende des Jahres muss der Betrieb wieder in die Spur gekommen sein.
Die Malaise begann mit der schweren Krankheit Werner Wieteks, der über vier Jahrzehnte die Teestube betrieben hat. Mit dem Tod des feinsinnigen und beliebten Gastronomen im Frühjahr 2016 verfiel auch dessen Konzession. Ein Gezerre mit Behörden entwickelte sich, denn die Anforderungen an einen gastronomischen Betrieb haben sich deutlich erhöht. 50.000 Euro mussten investiert werden. Die Stadt und finanzkräftige Kulturfreunde halfen dem Verein und seinen 120 Mitgliedern, um die Summe zusammenzubekommen.
Die Ideen der Förderer des kleinen, feinen Kulturzentrums und eines ersten Pächters passten nicht zusammen. Man trennte sich wieder. Mit Aydemir Alkan wurde ein neuer Betreiber gefunden, der sich in der Gastroszene der Stadt bestens auskennt. Der 52-Jährige hat in mehreren Wedeler Betrieben gearbeitet, unter anderem einen Döner-Laden geleitet.
1758 gebaut
Alkan hat das gastronomische Angebot überarbeitet und eine neue Speisekarte herausgebracht. Kuchen bezieht er von der Konditorei Hackradt, einem stadtbekannten Geschäft. Aktuell ist die Teestube dienstags bis sonntags von 15 bis 22 Uhr geöffnet. Ab Anfang März öffnet das Haus bereits um 13 Uhr. Das Problem des Betreibers: In dem 1758 erbauten Gebäude darf nicht gekocht werden. Allerdings können Speisen von einem Caterer angeliefert werden. Förderverein und Gastronom möchten das Reepschlägerhaus – von den Wedelern nur liebevoll „Reepi“ genannt – verstärkt vermieten, etwa für Familienfeiern und an Unternehmen. Alkan arbeitet mit einem Caterer zusammen. Mieter können aber auch ihre eigenen Caterer verpflichten. Verstärkt sollen zudem Kaffee-und-Kuchen-Gäste, die an Wochenenden in die Hofcafés der Marsch fahren, in den Garten der Einrichtung gelockt werden. In dem 1000 Quadratmeter großen Refugium, in dem einst Taue für die Schifffahrt hergestellt wurden, sitzt der Gast in einem prächtigen Garten der Ruhe.
Der Wirt hat bereits einen Aufwärtstrend registriert. Stammgäste kehren zurück, die ob der zeitweisen Schließung des Hauses weggeblieben waren. „Jeder Besuch in der Teestube hilft, die wirtschaftliche Bilanz zu verbessern“, sagt Bernd Vorwerk.
Den laufende Kulturbetrieb konnte der Förderverein mit acht Ausstellungen, drei Konzerten und vier Lesungen in diesem Jahr ähnlich umfangreich wie in den guten Zeit der Einrichtung gestalten. Aktuell werden Bilder der verstorbenen Wedeler Kunstpädagogin Ingeborg Hansen und ehemaliger Schüler gezeigt. Und gerade war das Haus voll bei der Lesung von Beatrice Reszat aus ihrem Werk „Mutmachbuch für Träumer“.
Allerdings stoßen die Ehrenamtler vom Förderverein nach Aussage Vorwerks bei der alltägliche Arbeit an ihre Grenzen. Etwa hat Werner Wietek früher mit Hingabe den Garten gepflegt. Diese Arbeit muss nun von den Vereinsmitgliedern sowie dem Pächter erledigt werden. Mit dem Zuschuss haben die Ratsmitglieder dem Verein auch zur Auflage gemacht, ein tragfähiges Konzept für die Zukunft zu erarbeiten. „In den vergangenen Monaten sind bereits viele Anregungen, Ratschläge und Wünsche zur Belebung des Reepschlägerhauses an uns herangetragen worden“, sagt Vorwerk. Der Vereinsetat umfasst allerdings nur 3000 Euro jährlich. Benötigt werden zudem auch Menschen, die bereit sind, bei der Umsetzung der Vorschläge anzupacken.
Erweiterte Vorstandssitzung: Di 27.2., 19.30 Uhr, Schauenburgerstraße 4, info@reepschlaegerhaus.de, 04103/850 57