Wedel. Der Fotograf Ulf Wiechmann zeigt seine Arbeiten unter dem Titel „First Cuttings“ ab sofort im Wedeler Reepschlägerhaus.
Ein kaputter Sessel mit abgerissener Lehne steht mitten in einer verlassenen Industriehalle, auf der Wand im Hintergrund quellen unverputzte Leitungen aus Elektrokästen, auf dem Boden liegt allerlei Unrat.
Die Fotografie trägt den Titel „LostPlaces: Cutting #5“ und ist eines der Lieblingsmotive des Fotografen Ulf Wiechmann, der zurzeit seine Arbeiten unter dem Titel „First Cuttings“ im Reepschlägerhaus zeigt. Die Serie „LostPlaces“ sei auf dem Gelände einer ehemaligen LPG in der Nähe von Zingst entstanden, sagt der Halstenbeker. Früher sei dort Rinderzucht betrieben worden, heute verfalle das Gelände. „Es sind skurrile Motive, auf die man sonst nicht trifft, verlassene Spuren der Veränderung“, beschreibt der Fotograf die Faszination, die Szenen des Verfalls wie diese auf ihn ausüben.
Die richtige Atmosphäre entstehe jedoch nur, wenn die Szenerie in dem Sinn belebt sei, dass sie Spuren menschlichen Lebens zeige. Auf der Fotografie „LostPlaces: Cutting #5“ stehen zwei verschiedene Gummistiefel vor einem Stuhl, der Hintergrund zeigt bröckelndes Mauerwerk. Beklemmend und zugleich gespenstisch wirkt diese Momentaufnahme. „Wenn es mir gelingt, die Atmosphäre auf ein Bild zu bannen, bin ich zufrieden“, sagt Wiechmann, der einstmals belebte und heute verlassene Stätten insbesondere im Osten Deutschlands entdeckt. Viele stünden offen, andere seien abgesperrt, und er müsse erst um Erlaubnis zum Betreten und Fotografieren fragen.
Weitere Fotografien, die in der Ausstellung zu sehen sind, stammen aus den Sparten Landschaft, experimentelle Fotografie und Architektur. Manchmal sind die Übergänge zwischen den Genres fließend. Auf „Icy Field 2“ verstärkt ein leuchtend blauer Horizont die Stimmung, die von einer winterlichen Landschaft ausgeht. Auf Filter verzichte er ganz bewusst, sagt Wiechmann auf Nachfrage, ebenso auf eine größere Nachbearbeitung. Dass Farbigkeit nicht immer das Mittel der Wahl sein muss, beweist der Fotograf mit seinen Schwarz-Weiß-Abbildungen „Harz: Thale“ und „Teufelsmauer“. Seinen Vorschlag, die Fotografien nach Serien zu ordnen, habe Anna Goldmund vom Förderkreis Reepschlägerhaus nach künstlerischen Gesichtspunkten zwar „ordentlich durcheinandergewirbelt“. Wiechmann sagt: „Aber mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden.“
Ausstellung bis Do 12.10., Di–Do 15–22 Uhr, Reepschlägerhaus, Schauenburgerstraße 4, Eintritt frei