Elmshorn. Die Route von Barmstedt nach Elmshorn führte unter dem altem Bauwerk hindurch. Doch die neue Brücke ist zu niedrig für Fußgänger.

Oben auf der Brücke fließt der Verkehr seit kurz vor Weihnachten wieder über die Krückau. Darunter, auf dem Wanderweg entlang des Flusses, geht hingegen nichts mehr: Die neue Brücke, in neun Monaten gebaut und von 20.000 Fahrzeugen auf der Wittenberger Straße (K 23) täglich befahren, ist niedriger als die alte. Zu niedrig, als dass Fußgänger unter ihr hindurchgehen könnten.

Planungsfehler oder Schildbürgerstreich?

Ein Planungsfehler? Oder gar ein Schildbürgerstreich? Keines von beidem, sagt Kreissprecher Oliver Carstens. „Die Brücke so zu bauen war alternativlos.“ Weil die Wittenberger Straße eine Kreisstraße ist, war der Kreis Pinneberg Bauherr, er trägt auch die Kosten in Höhe von knapp zwei Millionen Euro.

Das neue Bauwerk entspreche, was die Höhe angeht, exakt seinem Vorgänger aus dem Jahr 1953, ergänzt Silke Dräger, beim Kreis Leiterin des Fachdienstes Straßenbau und Verkehrssicherheit. Allerdings werde heutzutage anders gebaut als früher. Daher habe die neue Stahlbetonbrücke ein anderes Fundament, das etwas tiefer liege. Und daher ein gefahrloses Unterqueren nicht mehr ermögliche.

„Schon früher war das mehr ein Trampelpfad als ein Weg“, sagt Elmshorns Bürgermeister Volker Hatje. Die Unterquerung der alten Brücke sei stets so etwas wie Gewohnheitsrecht gewesen. „Das war niemals legal, so in dieser Form hätte das heute niemand bauen dürfen.“ Sobald die Krückau Hochwasser geführt habe, sei die Unterquerung der Wittenberger Straße ohnehin nicht mehr möglich gewesen. Hatje ist sich mit dem Kreis einig, dass es keine andere Möglichkeit des Brückenbaus gegeben habe. „Bei einer größeren Höhe hätte es mit der Spannweite und den Rampen Schwierigkeiten gegeben, dann wären wir auf der Kreuzung zur Kaltenweide gelandet.“

Alte Brücke war bereits für Lkw gesperrt

Die alte Brücke über die Krückau stammte aus dem Jahr 1953 und war so marode, dass ihr Ersatz durch einen Neubau unumgänglich war.

Bereits seit Weihnachten 2016 durften aufgrund der Schäden keine Lkw mehr über die Brücke fahren. Um dies zu verhindern, wurde die Fahrbahnbreite über Monate durch mobile Wände verengt.

Am 3. April begannen die Abrissarbeiten. Schon wenig später war klar, dass der schlechte Baugrund die Kosten nach oben treiben würde. Letztlich kamen 367.000 Euro hinzu.

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Zudem wäre eine höhere Brücke mehrere 100.000 Euro teurer gewesen, und die Bauzeit hätte sich verlängert, so Hatje weiter. „Beide Seiten haben das intensiv diskutiert. Oberstes Ziel war es, dass die Brücke so schnell wie möglich fertig wird.“ Das bestätigt Kreissprecher Carstens. „Wir standen beim Land und der Stadt im Wort, dass wir bis zum Ende des Jahres fertig werden mussten.“ Bei einer anderen, höheren Bauweise wäre dieses Ziel nicht mehr erreichbar gewesen.

„Wenn wir anders gebaut hätten, hätten wir zudem ein Planfeststellungsverfahren einleiten müssen, was schätzungsweise zwei Jahre gedauert hätte“, sagt Fachdienstleiterin Dräger. Dies sei schon aus dem Grund, dass die alte Brücke einsturzgefährdet gewesen sei, nicht möglich gewesen. Auch ein Trog unterhalb der neuen Brücke wäre nicht infrage gekommen. Dräger: „Dafür hätten wir keine Genehmigung bekommen.“

Nutzer des Wanderweges müssen Straße queren

Doch was wird aus dem Krückauwanderweg, den die Stadt auf ihrer Homepage als „Idyll für Fußgänger und Radfahrer“ anpreist? Die Fuß- und Radwegeverbindung führt seit 1989 vom Elmshorner Mühlendamm durch den Krückaupark zur Wittenberger Straße und dann am Holsatia-Sportplatz vorbei bis zum Zusammenschluss von Krückau und Offenau. Von dort geht es durch Grünflächen der Gemeinde Kölln-Reisiek unter der A 23 hindurch über Bokholt-Hanredder nach Barmstedt zum Rantzauer See, wo der Weg endet.

Dort, wo der Fußweg auf die Wittenberger Straße trifft, müssen Nutzer nach Wegfall der Brückenunterquerung einen Umweg in Kauf nehmen – und sie müssen die viel befahrene Straße überqueren, was gerade für ältere Menschen und Kinder eine Belastung darstellt. Zwar gibt es 50 Meter entfernt an der Kreuzung eine Ampel, allerdings existiert auf der anderen Straßenseite kein Fuß- oder Radweg.

Also bleibt nur der Weg über die neue Brücke und das Überqueren der Fahrbahn, um den kleinen Waldweg auf der anderen Seite zu erreichen. „Das ist schon sehr grenzwertig“, sagt Bürgermeister Hatje. Er hat bereits voriges Jahr mit dem Kreis vereinbart, nach Fertigstellung der Brücke an dieser Stelle eine sichere Überquerung zu schaffen. „Das soll im Frühjahr passieren, wenn der Wanderweg wieder stärker genutzt wird.“ Was genau dort passieren wird, sei noch unklar.

Viele Möglichkeiten dafür gibt es nicht. Der Bau eines Tunnels kommt nicht infrage – und auch auf den Bau einer neuen Brücke, diesmal für Fußgänger, will sich der Kreis nicht einlassen. Wahrscheinlichste Variante ist daher die Installation einer Fußgängerampel. Deren Kosten könnten sich Kreis und Stadt teilen, was noch politisch beschlossen werden muss.

Klar ist jedoch eines: Bei den vielen Autofahrern auf der Wittenberger Straße wird eine zusätzliche Ampel nicht auf Begeisterung stoßen.