Tornesch . Tornescher wählen einen neuen Bürgermeister. Stadtkern, Seequartier und bessere Verkehrsverbindungen stehen zudem im Fokus.

2018 wird für Tornesch ein besonderes Jahr. Denn die Stadt wird bedeutende Veränderungen in den kommenden Monaten erleben. Sowohl politisch als auch hinsichtlich der Finanzen und der weiteren infrastrukturellen Entwicklung.

1 Wahlen: Roland Krügel hatte als jüngster hauptamtlicher Bürgermeister Schleswig-Holsteins am 1. Februar 1986 mit 33 Jahren in Tornesch das Amt des Verwaltungschefs übernommen. Unter ihm ist Tornesch kräftig gewachsen, hat das Stadtrecht erhalten und gilt nun als eine der wirtschaftsstärksten Regionen im Kreis Pinneberg.

Wenn die Kommunalwahl im Mai 2018 ansteht, wählen die Tornescher einen neuen Bürgermeister. Und der wird nicht Roland Krügel heißen, denn der Bürgermeister tritt nicht zuletzt nach Querelen mit der CDU nicht noch einmal als Kandidat an. Am 30. Juni 2018, 32 Jahre und vier Monate später, wird somit die Ära Roland Krügel enden. Für Tornesch wird dies eine deutliche Zäsur darstellen, denn die Fußstapfen, in die der Nachfolger treten wird, sind so groß wie die Herausforderungen.

Neben der Besetzung des Bürgermeisterpostens entscheiden die Tornescher im Mai auch über die künftige Zusammensetzung des Stadtrates. Dort werden deutliche Verschiebungen im Kräfteverhältnis erwartet, sollten die Grünen nach einer Auszeit wieder zur Wahl antreten. Für den künftigen Verwaltungschef wird die Arbeit damit nicht leichter werden, mehr Kompromisse werden wohl geschlossen werden müssen. Insbesondere hinsichtlich des Wegs aus der Finanzkrise. Das Defizit von etwa 3,5 Millionen Euro schmerzt nach Jahren der Prosperität.

2 Stadtkern: Torneschs Stadtmitte soll weiter umgestaltet werden. Der Umbau der zentralen, staugeplagten Kreuzung soll erfolgen, das neue Ärztehaus an der Uetersener Straße soll schon in den kommenden Monaten gebaut werden. Ein Neubau an der Friedrichstraße, der eine Wohnraumverdichtung mit sich bringt und eine einheitliche architektonische Linie in Tornesch schaffen soll, ist bereits in der Umsetzungsphase. Die Fahrradgarade soll 2018 nach langen Verzögerungen ebenfalls modernisiert werden.

3 Seequartier: „Ich hoffe, dass wir im Januar den Bau des Sees in Sack und Tüten bekommen“, sagt Roland Krügel. Über Jahre hat der Bürgermeister mit seinen Verwaltungsmitarbeitern an dem ambitionierten Wohnungsbauprojekt mit einem See und Naherholungspark im Quartier geplant, nun soll endlich mit dem Bau begonnen werden. Voraussetzung dafür: Die Parteien arbeiten das Projekt zügig vor der Kommunalwahl ab. Ansonsten drohen weitere Verzögerungen.

4 Bildung:Die Fritz-Reuter-Schule soll saniert und aufgestockt werden, um dem künftigen Platzbedarf gerecht zu werden. Zudem will die Stadt die Grundschule in Esingen besser ausstatten. Ob ein Ausbau des Daches oder aber Containerlösungen kommen werden, ist derzeit unklar. Auch die Klaus-Groth-Schule soll im Altbaubereich saniert werden. Der Bau beziehungsweise die Sanierung von Kindertagesstätten soll 2018 fortgesetzt werden.

5 Verkehr:Bei der Kreisstraße K 22 weiß Krügel, dass das Projekt seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin auf Jahre beschäftigen wird. Der Planfeststellungsbeschluss soll 2018 erfolgen. „Das ist uns versprochen worden“, sagt Krügel. Wann die Bagger aber tatsächlich anrollen, bleibt ungewiss. Bevor die neue Trasse gebaut wird, will sich die Stadt der K-22-Brücke am Wischmöhlenweg widmen, das Bauwerk ist ein Sanierungsfall.

Das Projekt einer Stadtbahn nach Uetersen sieht Torneschs Verwaltungschef gelassen. Hier will die Stadt zunächst die Entscheidungen aus Kiel und die Reaktionen der Verkehrsgesellschaft KViP als Trasseneigner abwarten. Mehr Tempo wird es hingegen beim Ausbau des Radwegenetzes geben. Die Stadt hat das Budget hierfür massiv von etwa 70.000 auf knapp 250.000 Euro aufgestockt. Eine bessere Radanbindung nach Uetersen und nach Ahrenlohe werden von der Politik gewünscht.

Das wurde aus den Projekten der Agenda 2017

Tornesch HellermannTyton hatte 2016 angekündigt, wachsen zu wollen. Mehr Parkplätze würden unter anderem gebraucht. Mit der Übernahme des Konzerns durch den amerikanischen Automobilzulieferer Delfi ist es ruhiger um die Pläne geworden. Die Stadt hat dennoch im Jahr 2017 die Erweiterung des Gewerbegebietes am Großen Moorweg soweit vorbereitet. Nun ist das Unternehmen am Zug.

Unerwünscht lange hat sich die Stadt mit der Sanierung der Fahrstühle am Tornescher Bahnhof beschäftigen müssen. Wegen eines Konstruktionsfehlers sind die Fahrstühle jahrelang unbenutzbar gewesen. Nach einem Rechtsstreit und Vergleich vor Gericht konnte 2017 die Sanierung endlich angegangen werden. Im Herbst wurden die Reparaturen abgeschlossen. Damit ist der Bahnhof wieder barriereärmer.

Der Neubau eines rund neun Millionen Euro teuren multifunktionalen Rathauses, der überaus kontrovers diskutiert worden ist, ist vorerst vom Tisch. Aufgrund der momentan schlechten Finanzlage hat sich die Politik vorübergehend von der Idee einer Verlegung des Verwaltungssitzes in die Stadtmitte verabschiedet.

Statt dessen wird das bestehende Rathaus jetzt mit einem minimalem Aufwand energetisch saniert. Ob ein Neubau später kommen wird, bleibt offen und wird auch davon abhängen, ob vom Land in absehbarer Zukunft eine Fusion der Verwaltungen von Tornesch und Uetersen im Rahmen von Reformen geplant ist. Torneschs Politiker haben das Neubauprojekt Rathaus daher aufgeschoben, nicht aufgehoben.

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6 Wirtschaft: „Oha II“ ist das Zauberwort, das Torneschs Finanzlage wieder verbessern soll. Entlang der A 23, gegenüber des bestehenden BusinessParks „Oha I“ soll ein 40 Hektar großer Gewerbepark entstehen. Die Politik hat die grundlegenden Weichen in den vergangenen Monaten gestellt, die Erschließung des Geländes kann somit 2018 beginnen. „Wir werden das Projekt bis spätestens Sommer angeschoben haben“, verspricht Krügel. Wenn der erste Spatenstich getan ist, werde es nicht lange dauern, Unternehmen dort anzusiedeln und somit mehr Gewerbesteuereinnahmen zu generieren, die das Haushaltsdefizit mindern.

Auch ein Ausbau in „Oha I“ steht im Fokus. Nach jahrelangen Planungen will der Pharmahersteller Medac auf einem Nachbargrundstück wegen Umstrukturierungen im Haupthaus eine Kantine errichten lassen. Sie soll über 330 Plätze verfügen. Eine Millioneninvestition, die den Standort zukunftssicher machen soll.