Rellingen. Sie sind täglich viele Kilometer unterwegs. Was Berufsfahrer im Alltag erleben, erzählen wir in der Serie. Heute: das Suppenmobil.

Am Suppenmobil vor dem Baumarkt in Rellingen hat sich eine kleine Schlange gebildet. Zuverlässig jeden Freitag hält Danja Hanssen hier von 12 bis 14 Uhr. Ihre Stammkunden kommen auch bei Schietwetter. Heute stehen Grünkohlsuppe mit Kartoffeln und Kassler auf der Tafel, ansonsten Gulaschsuppe, Altländer Gemüsesuppe mit Rindfleisch und Nudeln, indische Gemüsesuppe mit Belugalinsen, wahlweise mit Hühnchen. Zwischen 4,80 und 5,80 Euro kostet die Portion.

Sie verkauft 100 bis 120 Suppen in zwei Stunden

Ein Klassiker fehlt heute: Tom Kha Gai. Das fällt Sven Salzmann gleich auf. „Die sollte ich meiner Frau zum Probieren mitbringen“, sagt Salzmann, der seit anderthalb Jahren freitags seine Mittagspause hier verbringt. „Vom Krankenhaus, wo ich arbeite, sind es nur drei Minuten zu Fuß, und es schmeckt“, sagt er und probiert die Spinatsuppe mit Feta, die Hanssen ihm reicht. „Probieren gehört zum Kundenservice“, sagt sie lachend. Die Suppe überzeugt, und Salzmann isst eine Scheibe frisches Bauernbrot dazu. Zum Nachtisch gibt es hausgemachten Quark mit Apfelmus.

Es ist schon kurz vor 14 Uhr. Auf die 100 bis 120 Suppen, die sonst durchschnittlich in zwei Stunden verkauft werden, kommt sie heute nicht. Das liegt am Schneeregen. Dabei dürfen sich ihre Kunden sogar drinnen beim Bäcker hinsetzen. „Wir machen uns keine Konkurrenz“, sagt Hanssen.

Mit dem umgebauten Aixam Mega tourt Danja Hanssen durch Rellingen und Hamburg. Autobahnen meidet sie allerdings mit dem Gefährt
Mit dem umgebauten Aixam Mega tourt Danja Hanssen durch Rellingen und Hamburg. Autobahnen meidet sie allerdings mit dem Gefährt © HA | Anne Dewitz

200 Portionen kann sie maximal im Suppenmobil mitnehmen. An besonders guten Verkaufstagen muss sie zu Hause nachordern. Dann kommt jemand aus der Familie mit Nachschub vorbei. „Als ich mit dem Suppenmobil begann, meinte mein Sohn, ich solle nicht glauben, er würde nur noch die Reste essen, die ich wieder mitbringe“, sagt Hanssen und lacht. „Heute kommt er mir schon manchmal auf dem Hof entgegen und fragt, ob noch was für ihn übrig ist.“

Vor drei Jahren machte sich Hanssen selbstständig. „Ich hatte bis dahin als kaufmännische Angestellte im Vertrieb gearbeitet und wurde arbeitslos“, sagt die Rellingerin. Sie machte aus der Not eine Tugend und ihr Hobby Kochen zum Beruf.

„Zunächst spielte ich mit dem Gedanken, mich als Caterer selbstständig zu machen“, sagt Hanssen. Doch bei ihrer Freundin, die ein solches Unternehmen führt, sah sie, wieviel Stress mit dem Job auch einhergeht. „Als ich einen Eiswagen sah, wusste ich plötzlich, was ich machen wollte.“ Nämlich mit einen mobilen Verkaufsstand heiße Suppen an den hungrigen Mann und die Frau bringen.

Immer unterwegs

Sie sind selten, ja vielleicht nie am Schreibtisch zu finden, sie sind fast immer unterwegs: In unserer Serie porträtieren wir Menschen, die beruflich immer „auf Achse“ sind.

Erschienen sind bisher Reportagen über einen Taxifahrer, einen ADAC-Pannenhelfer, Polizisten auf Streife, über eine Bäckersfrau, zwei Müllwerker, eine Altenpflegerin und über einen Triebfahrzeugführer.

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Hanssen investierte 15.000 Euro in einen Pritschenwagen der Marke Aixam Mega, den sie von einem Wagenbauer nach ihren Vorstellungen umbauen ließ. Sie kaufte Profitöpfe, Geschirr und weiteres Zubehör und meldete ihren Ein-Mann-Betrieb unter dem Namen Suppkultour an. Das Konzept ging auf. Nach zwei Jahren hatte sie die Investition wieder raus. „Ich hatte vom ersten Tag an gut zu tun“, sagt die 50-Jährige. Es sprach sich schnell rum. Jede Woche kamen mehr Kunden. Hanssen wird auch für Partys, Richtfeste und Firmenfeiern gebucht. Seit einem halben Jahr beschäftigt sie deshalb eine Aushilfe, die auf 400-Euro-Basis aushilft. Auch wenn Hanssen mehr Anfragen hat, als sie abdecken kann, möchte sie nicht weiter wachsen. „Ich bin glücklich, so wie es ist“, sagt die Unternehmerin, die den Schnack mit den Kunden vor Ort liebt.

Sie hat sich der Lunch-Karawane angeschlossen

Mobile Foodkonzepte sind hip, aber damit sie sich wirtschaftlich tragen können, brauchen sie möglichst viele Verkaufsstellen. Und so ist Hanssen den Rest der Woche in Norderstedt und Hamburg unterwegs. Im Hamburger Stadtgebiet hat sie sich der Lunch-Karawane angeschlossen, die bei zahlreichen Firmen Station macht, um preiswerten Mittagstisch zu bieten. In ihrem Heimatort Rellingen macht sie zudem auf Veranstaltungen wie dem Weihnachtsmarkt halt. Hanssen kocht die Suppen täglich frisch selbst – von deftig und cremig bis vegetarisch, pikant oder fein und immer saisonal. Eine täglich wechselnde Auswahl sorgt für Abwechslung.

Das Suppenmobil von Danja Hanssen kann man für Partys buchen: 0171/200 85 95, info@suppkultour.de. Weitere Infos: www.suppkultour.de und www.lunch-karawane.de.