Pinneberg. Von Medikamentengabe bis Wiederbelebung: Die Tierärztin Bettina Christian zeigt in Pinneberg, was im Notfall zu tun ist.

Das Wichtigste bei der Ersten Hilfe ist der Selbstschutz. Das gilt für Mensch und Tier gleichermaßen. „Das bedeutet zunächst einmal, die Unfallstelle abzusichern“, sagt Bettina Christian. Die Tierärztin aus Hamburg ist an diesem Abend nach Pinneberg gekommen, um Tierhaltern zu zeigen, wie sie einem Hund oder einer Katze im Notfall helfen können. Zehn Teilnehmer haben sich in einem Raum des Golfpark-Restaurants Weidenhof eingefunden, um zu lernen, wie sie Medikamente verabreichen, Verbände anlegen und im Ernstfall ihr Haustier wiederbeleben können. Drei haben ihren Hund dabei.

Selbstschutz bedeutet auch, sich vor Bissen zu schützen. „Ein verletzter Hund kann in Panik zubeißen“, sagt die Medizinerin. Ein Maulkorb oder eine Maulschlinge kann abgebissene Finger vermeiden. „Ist nichts anderes zur Hand, tut es auch ein Schürsenkel, Krawatte oder ein Tuch“, sagt die Tierärztin. Das Anlegen der Maulschlinge muss im Einzelfall abgewogen werden. „Bei Atemnot oder Erbrechen könnte das Tier ersticken.“

Die Teilnehmer üben abwechselnd das Zubinden der Schnauze an einem besonders geduldigen Exemplar – einem Plüschhund. Das Kuscheltier muss später noch für Herz-Druck-Massage herhalten. „Die Schlinge kann außerhalb des Gesichtsfelds des Hundes vorbereitet werden“, verrät Bettina Christian einen weiteren Trick. Es hilft, beruhigend auf den Hund einzureden.

An den rosa Schleimhäuten lässt sich erkennen, dass es Cavalier King Charles Spaniel Ruby geht es gut
An den rosa Schleimhäuten lässt sich erkennen, dass es Cavalier King Charles Spaniel Ruby geht es gut © HA | Anne Dewitz

Für das Üben der stabilen Seitenlage kommen dann echte Hunde zum Einsatz, die im Ernstfall möglichst angeleint und mit fester Maulschlinge versehen sind. Grundsätzlich sollte das Tier auf die unverletzte Seite gedreht und auf eine Decke oder Jacke gelegt werden. „Falls es sich in einem Schockzustand befindet, auf seine rechte Seite legen“, weist die Tierärztin an.

Hundedame Numi steht noch. Bettina Christian fasst über den Hunderücken hinweg jeweils das Vorder- und Hinterbein gleichzeitig, das zu ihr zeigt. Dann hebt sie die Pfoten vorsichtig leicht an und zieht die Beine sachte nach vorne vom Helfer weg. Der Hund gleitet am Körper des Helfers hinab. Numi lässt alles über sich ergehen, schaut aber fragend zu Frauchen Freya. Die Mischlingshündin ahnt nicht, dass ihr die Maßnahmen mal das Leben retten könnten.

Bei einer weiteren Übung haben die Teilnehmer einige Probleme – beim Puls messen. Dabei ist der Herzschlag und auch die Veränderungen des Pulses für viele Notfallsituationen, zum Beispiel beim Schockzustand, ein wichtiges Kriterium. „Das muss man möglichst vor dem Notfall in einer entspannten Situation trainieren“, sagt Bettina Christian. Teilnehmerin Marina Toktamis fühlt zunächst nichts. Numis langes Fell ist dicht. Die Ärztin zeigt, wo an den Innenseiten der Hinterbeine der Puls am besten zu spüren ist. „Bei einem großen Hund sind 80 bis 100 Herzschläge normal, bei einem kleinen 100 bis 120“, sagt sie. „Wobei der Puls bei einem jüngeren Tier höher ist als bei einem älteren.“

Weitere Seminare

Der Workshop Erste Hilfe für Tiere wird einmal im Jahr von Selma Schönbach, die in Pinneberg eine Hundeschule hat, organisiert:

Anmeldungen und Kontakt per E-Mail an Selma@Hundeschule-Schoenbach.de oder unter Telefon 0178/739 78 28.

Weitere Seminare unter www.hundeschule-schoenbach.de.

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Die Schleimhäute, zum Beispiel im Maul des Tieres verraten viel über den Zustand des Kreislaufs. Sind Hund und Katze gesund, haben die Schleimhäute eine rosa Farbe. „Bei einem Schock und Blutarmut sehen sie blass aus“, so Bettina Christian. „Bei Mangel an Sauerstoff verfärbt sich die Schleimhaut blau und zwar so blau, dass Sie es ohne Zweifel erkennen werden.“

Anhaltspunkte für die Anzahl Atemzüge bei Hunden sind zehn bis 40 in der Minute. Die hängt von der Größe des Hundes ab - Faustregel: umso größer der Hund um so geringer die Atemfrequenz, so die Expertin. „Und was mache ich, wenn mein Hund nicht mehr atmet?“, möchte ein Teilnehmer wissen. „Dann beatmen sie ihn“, sagt Bettina Christian. Tief Luft holen und dann durch beide Nasenlöcher des Hundes langsam einblasen. Das bleibt Numi an diesem Abend erspart.