Pinneberg. Die Pinnebergerin Anja Bohm hat ein Logbuch entworfen, in dem die Pflege genau dokumentiert wird. Dafür gab es einen Innovationspreis.

Zündkerzen, Reifendruck und Ölstand – Autofahrer, die ihren Wagen lieben, bringen die Karosse regelmäßig zur Inspektion. Scheckheftgepflegt, heißt es dann gern. Ein Gütesiegel, das künftig auch bei Rössern angewandt werden könnte. Jedenfalls wenn es nach der Pinneberger Reitlehrerin Anja Bohm geht. Gemeinsam mit ihrem Mann Frank Husmann hat die 49-Jährige ein so genanntes Pferde-Logbuch konzipiert. Und bereits auf den Markt gebracht.

Hufpflege, Wurmkur, Besuche bei Sattler und Zahnarzt – alles wird penibel erfasst, dokumentiert und mit Stempel beglaubigt. „Gute Sache“, sagt Klaus Weigand. Der ist Tierarzt in Rissen, stand Anja Bohm mit zwei weiteren Kollegen vom Fach beratend zur Seite und ist mit seiner Meinung offenkundig nicht allein. Das wurde während der Messe Nordpferd in Neumünster deutlich. Dort konnte Bohm für ihr Logbuch für Pferde, das zu einem Preis von 36,90 Euro verkauft wird, kürzlich einen Innovationspreis entgegennehmen. Mit Geld dotiert war der nicht. „Hat uns trotzdem sehr gefreut“, sagt Bohm.

Dass ihr das in einer Auflage von 3000 Exemplaren gedruckte Scheckheft während der Messe aus den Händen gerissen wurde, kann sie trotz der Auszeichnung nicht behaupten. Anja Bohm spricht dennoch von „einem guten Start“. Ihr Ziel ist es, die erstmal angehäuften Schulden spätestens in fünf Jahren zurückgezahlt zu haben.

Von der Idee bis zur Umsetzung war es ein kurzer Weg. Erst im vergangenen Oktober hatte alles seinen Anfang genommen: „Mein Mann ist Pferdezahnarzt, er kam eines Tages gefrustet nach Hause“, erinnert sich die 49-Jährige, die in Waldenau lebt. Ein Halter habe keine ausreichende Dokumentation vorlegen können: „Der wusste nicht mal mehr, wann die letzte Zahnarztbehandlung bei seinem Tier war.“

Auf der Suche nach einem gut konzipierten Scheckheft für Pferde seien sie und ihr Mann dann irgendwie nicht fündig geworden: „Alles, was auf dem Markt war, hatte keine Struktur und gefiel uns nicht.“ Also entschieden die beiden, sich des Themas selbst anzunehmen – als Unternehmer. Für Anja Bohm als Diplom-Kauffrau mit Erfahrung im PR-Bereich kein allzu fremdes Terrain.

Größte Herausforderung sei es gewesen, gemeinsam mit den beteiligten Tierärzten, das Format auf den Weg zu bringen und Übersichtlichkeit zu gewährleisten. Anschließend setzte ein professioneller Grafiker sich ans Layout. Gedruckt wurde die erste Charge des Pferde-Logbuchs in Osnabrück. „Eine hohe fünfstellige Summe“ sei vonnöten gewesen, um das Start-Up-Projekt auch wirklich starten zu lassen. Bei Banken sei sie abgeblitzt. „Die wollten uns kein Geld geben. Sie habe dann eine Art Crowdfunding im Kreis der Familie gestartet – mit Erfolg.

Klaus Weigand will seine Begeisterung für das Projekt gar nicht verhehlen: „Für uns Tierärzte sehr hilfreich“, nennt er das Scheckheft. „Es erleichtert unsere Arbeit.“ Leichter könnte es künftig auch der haben, der sich ein Pferd zulegt. Im Schnitt wechseln die Tiere während ihres bis zu 30 Jahre langen Lebens dreimal den Besitzer. „Immer häufiger legen sich auch Menschen ohne Erfahrung mit den Tieren ein Pferd zu“, hat Bohm beobachtet.

Die neuen Halter könnten sich an den Kategorien des Logbuchs orientieren und wüssten somit sofort, wie es um das angebotene Tier stehe. „Man muss sich nichts vormachen, das Wissen unter Haltern hat in den vergangenen 20 Jahren immens abgenommen“, sagt Bohm. Während eine Reiterkarriere früher schon als Kind im Stall begonnen habe und fundamentales Wissen dort an den Nachwuchs weitergegeben worden sei, gehe die Tendenz klar zum Quereinsteiger. „Früher war das so eine Art Generationenvertrag, der Anwendung fand“, erinnert sich die Waldenauerin, deren drei Pferde auf dem Brander Hof in Halstenbek stehen.

Den Vertrieb des Scheckhefts für Pferde organisieren Bohm und ihr Mann selbst. Sie haben eine GbR gegründet und einen Onlineshop (www.pferde-logbuch.de) an den Start gebracht. „Während der Nordpferd haben wir wichtige Kontakte knüpfen können“, sagt die 49-Jährige. 50 Fachzeitschriften hat sie angeschrieben. Zudem gebe es positive Signale von Pferdepensionen, die ihren Einstellern die Anschaffung des Scheckhefts empfehlen wollen. Auch liefen bereits Gespräche mit großen Versicherten, die Kunden ein Logbuch schenken wollen.