Haseldorf. Seit 1997 holt ein Verein Ausflügler in die Elbmarschen. Der Erfolg kam schnell. Doch heute geht es langsamer voran.
Der Blick in die Vergangenheit macht sehr zufrieden, der in die Zukunft jedoch nur verhalten optimistisch: So lässt sich die Situation beim Verein Tourismus in Marsch und Geest (TiMG) beschreiben, der vor 20 Jahren gegründet worden ist. „Wir könnten noch viel mehr machen“, sagt Hannelore Kops, die sich seit der ersten Stunde im Vorstand engagiert, „allerdings fehlt uns das Geld dafür.“
Und: Unter den Einheimischen hat sich die Einstellung zum Fremdenverkehr ein Stück weit zum Negativen gedreht. Inzwischen werden auch Stimmen laut, die die Nachteile des Tourismus’ – mehr Verkehr, mehr Lärm – benennen. Jüngstes Beispiel: Während einer turbulenten Einwohnerversammlung im Mai 2016 erteilten die Haseldorfer dem touristischem Ausbau ihres gemeindlichen Hafens eine deutliche Absage. „Ich kann die Bewohner an der Straße Achtern Dörp verstehen, die protestiert haben“, sagt Tina Varga-Schicht, die seit Anfang 2016 Tourismusmanagerin in Diensten des Vereins TiMG ist. Durch dieses Nadelöhr dränge sich der Verkehr zum und vom Haseldorfer Hafen.
Rückblick: Die Pläne für die Gründung des Vereins seien im Wohnzimmer der damaligen Neuendeicher Bürgermeisterin Bärbel Thiemann geschmiedet worden, sagt Hannelore Kops. „Damals war hier nichts“, erinnert sie sich. Die Existenz bestehender Betriebe sollte gesichert, neue sollten möglichst angesiedelt werden. „Sanfter Tourismus“ war damals wie heute das Schlagwort. Vor allem Ausflügler, vornehmlich aus Hamburg, sollten kommen. „Schauen Sie sich heute um“, sagt Hannelore Kops zufrieden. „Die Restaurants sind voll, die Hotels ausgebucht.“
Mit Veranstaltungskalendern, Hotelverzeichnissen, Radtouren- und Wanderführern hat der Verein das Interesse an der Region an der Elbe im Kreis Pinneberg geweckt. Die Internetseite www.elbmarschenhaus.de ist heute eine wichtige Informationsquelle. Fahrradtouristen, Familien und sogenannte Silver Ager kommen.
Ein Quantensprung: der erste hauptamtliche Tourismusmanager im Jahr 2005. „Wir konnten die Arbeit damals ehrenamtlich nicht mehr leisten“, sagt Hannelore Kops. Die Anstellung wurde möglich, weil der Kreis sich finanziell engagierte. Die 20-Stunden-Stelle gilt allerdings als unterdurchschnittlich dotiert. Es gab mehrere Wechsel. Der Posten war insbesondere für Universitätsabsolventen attraktiv, doch suchten sie sich besser bezahlte Jobs, sobald sie sich etabliert und in der Branche einen Ruf als Tourismusmanager erworben hatten.
Infos sind alles
Mit der Eröffnung des Elbmarschenhaus 2006 – Träger ist ein Zweckverband aus 14 Gemeinden – gab es bald ein festes Domizil für die Tourismusförderer. Die Integrierte Station war gegen die starke Konkurrenz Glückstadt nach Haseldorf geholt worden. Ein Meilenstein waren zudem die Natur- und Landschaftsführer, die 2007 erstmals ausgebildet wurden, und die den Gästen seitdem die Schönheiten der Region vermitteln. „Zu einem Renner hat sich der Tidenkieker entwickelt“, sagt Tina Varga-Schicht, die seit Anfang 2016 als Tourismusmanagerin arbeitet. 33-mal schipperte das Flachbodenschiff in diesem Jahr über die Niederelbe.
Trotzdem: Versuche, an mehr Geld für die Tourismuswerbung zu kommen, sind gescheitert. 65 Mitglieder hat der Verein. Durchschnittlich 300 Euro pro Jahr – der Beitrag ist nach Einwohnerzahl gestaffelt – zahlen die neun Mitgliedsgemeinden. 25 Euro gibt ein einfaches Mitglied, 120 Euro ein Betriebe mit mindestens fünf Beschäftigten. Auch schlug der Vorstoß fehl, mehr Geld über den Trägerverband des Elbmarschenhauses zu bekommen. „Einige Gemeinden kämpfen mit Haushaltsproblemen und wollten nicht mehr zahlen“, sagt Tina Varga-Schicht. Und in manchen Dörfern sei das Interesse am Tourismus generell gering.
Für Tina Varga-Schicht steht deswegen zurzeit die Konsolidierung und Fortführung der Arbeit im Vordergrund. „Es ist ein langer Weg, etwas Neues einzuführen“, sagt die gebürtige Münchnerin.
Die Bevölkerung so oft wie möglich einbeziehen
Ohne das Wohlwollen der Bevölkerung ist ohnehin wenig zu machen. „Den Hafenausbau wollte der Haseldorfer Bürgermeister damals ohne öffentliche Diskussionen oder Bürgerbeteiligungen durchziehen“, erinnert sich Frank Schoppa, der zu den lautstarken Gegnern des Projekts zählte. „Die Bürger haben sich gegen diese Vorgehensweise gewehrt.“ Der Tourismus biete Chancen und Risiken, gibt der Haseldorfer zu Bedenken. Die Tourismusentwicklung sei ein Paradethema für sinnvolle Bürgerbeteiligung.
Beim Tourismusverein sind Konsequenz aus den damaligen Diskussionen gezogen worden. Tina Varga-Schicht: „Wir suchen das Gespräch mit Politikern und Bürgern, wo immer es möglich ist, um für unsere Anliegen zu werben.“