Kreis Pinneberg. Mehr Fahrten, längere Betriebszeit, flächendeckend klimatisierte Fahrzeuge: Neues Angebot kostet 1,5 Millionen Euro im Jahr zusätzlich.

Für drei von vier Menschen im Kreis Pinneberg gelte künftig keine Ausrede mehr, wenn sie sagten, dass sie mit dem Auto fahren müssten: Das sagt Claudius Mozer, Nahverkehrsexperte. Zum Fahrplanwechsel am Sonntag, 10. Dezember, werde das Busangebot im Kreis Pinneberg so entscheidend verbessert wie noch nie zuvor, seit dem Kreis 1996 die Zuständigkeit dafür übertragen wurde, meint der Mitarbeiter der Südwestholstein ÖPNV-Verwaltungsgemeinschaft (SVG). 1,5 Millionen Euro investiert der Kreis von 2018 an jährlich zusätzlich, damit noch mehr Menschen in Busse und Bahnen umsteigen können und die vorhandenen Lücken geschlossen werden. Mozer: „Das nützt der Bevölkerung, schafft Arbeitsplätze und schont die Umwelt.“

6,6 Millionen Kilometer pro Jahr unterwegs

So werde das Busangebot im Kreis auf einen Schlag um zehn Prozent auf 6,6 Millionen gefahrene Buskilometer ausgeweitet, erläutert Mozer. Alle Busse, auch die in Elmshorn, werden künftig klimatisiert sein. Zwei Drittel fahren mit der umweltfreundlichsten Abgasnorm Euro 6, alle anderen mit dem Euro-5-Standard. Zudem fahren auf allen Linien Busse jetzt grundsätzlich bis Mitternacht. Bislang ist auf den meisten Strecken um 21 Uhr Schluss gewesen.

Damit passe sich der öffentliche Nahverkehr endlich auch dem Verhalten der Bürger und den Öffnungszeiten der Geschäfte an, sagt Jan Görnemann von den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH). Wer bisher bis spät am Abend durch die Einkaufszentren Hamburgs bummelte, „für den gab es nur eine Antwort, wie er nach Hause in den Kreis Pinneberg kommt“, nämlich nur mit dem Auto, so der VHH-Chef. „Jetzt gibt es zwei Antworten.“

Auch auf der Linie 489 von Elmshorn über Uetersen nach Wedel werden ab dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember mehr Fahrten als bisher angeboten
Auch auf der Linie 489 von Elmshorn über Uetersen nach Wedel werden ab dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember mehr Fahrten als bisher angeboten © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Hauptmotor dieser großen ÖPNV-Initiative ist die Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg (KViP). Sie übernimmt zum Fahrplanwechsel den kompletten Stadtverkehr in Elmshorn von der Gesellschaft „Die Linie“. Um das zu stemmen, habe die kreiseigene Gesellschaft mit Sitz in Uetersen 45 Busfahrer zusätzlich, davon 30 von „Die Linie“, neu eingestellt, sagt KViP-Chef Thomas Becker. Drei Millionen Euro seien in 15 nagelneue Busse mit der höchsten Komfort- und Klimastufe investiert worden. Sechs der Fahrzeuge verfügen über drei Türen, damit die Fahrgäste schneller einsteigen können.

„Wir sind froh und glücklich darüber“, sagt Elmshorns Wirtschaftsförderer Thomas Becken. „In Elmshorn geht der ÖPNV-Anteil seit Jahren steil nach oben.“ Viele der Verbesserungen in Bezug auf Takt, Linienführung und zeitliche Ausweitung rührten von Vorschlägen aus der Bevölkerung her, insbesondere aus den Reihen des Seniorenbeirates.

Und das ändert sich zum 10. Dezember im Einzelnen:

Linie 185 (Kummerfeld–Pinneberg– Halstenbek): Auch diese Verbindung besteht jetzt bis Mitternacht. Zudem wird sie von Tornesch-Oha/Ellerhoop im Ein-Stunden-Takt über Seth-Ekholt zum Elmshorner Bahnhof verlängert. Dabei halten die Busse auch am Gebäude der Kreisverwaltung beziehungsweise am künftigen Straßenverkehrsamt. Außerdem steht ständig ein Ersatzfahrzeug bereit, das spontan auf die Strecke geschickt werden kann, falls ein Bus im Stau auf der A 23 steckenbleiben sollte. Auf diese Art und Weise soll der Fahrplan in so einem Fall trotzdem eingehalten, sollen nachfolgende Verspätungen auf der Strecke minimiert werden.

Millionenkosten

10,5 Millionen Euro gibt der Kreis Pinneberg künftig für den Busverkehr aus. Sechs Millionen Euro sind Zuschüsse vom Land, 800.000 Euro gibt Stadt Elmshorn dazu.

30 Millionen Fahrgäste fahren jedes Jahr mit dem Bus, Tendenz steigend. Die Verantwortlichen hoffen auf zehn Prozent mehr Fahrgäste, damit der Kostendeckungsgrad von derzeit 50 Prozent steigt.

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Linie 186 (Elbgaustraße–Schenefelder Platz): Diese Linie wird tagsüber im 20-Minuten-Takt, abends ab 21.39 Uhr im 40-Minuten-Takt zum S-Bahnhof nach Halstenbek verlängert. Damit kämen die VHH einem lang gehegten Wunsch der Schenefelder nach, erklärte Geschäftsführer Görnemann. Denn bisher war von Schenefeld die nächste S-Bahnstation mit dem Bus erst in 25 Minuten zu erreichen, neuerdings sind es zehn Minuten.

Linie 285 (Schenefeld–Thesdorf–Pinneberg): Busse fahren statt bis 21 Uhr im 40-Minuten-Takt bis Mitternacht

Linie 489 (Elmshorn–Uetersen–Wedel): Diese Buslinie fährt von Elmshorn nach Uetersen montags bis freitags von 5 bis 21 Uhr im 30-Minuten-Takt sowie 21 bis 24 Uhr stündlich von Elmshorn bis Wedel. Am Sonnabend fahren doppelt so viele Busse wie bisher, nämlich von 6 bis 24 Uhr alle 60 Minuten.

Linie 589 (Uetersen–Haselau–Haseldorf–Hetlingen–Holm–Wedel): Auf dieser Verbindung gibt es eine zusätzliche Spätfahrt (montags bis sonnabends), die um 23.24 Uhr am S-Bahnhof Wedel startet und bis Heist fährt, wo es direkten Anschluss zur Linie 489 gibt, die dann weiter bis zum ZOB nach Elmshorn fährt.

Stadtverkehr Elmshorn, Linien 6500 bis 6504: Sie fahren morgens eine Stunde früher los, nämlich montags bis freitags schon um 5 Uhr, sonnabends um 6 Uhr.

Linien 6500 bis 6503: Sie fahren durchgehend bis 24 Uhr.

Linien 6501 und 6502: Sie fahren im Industriegebiet-Süd künftig halbstündlich, sonntags alle 60 Minuten.

Linie 6506 (Elmshorn–Seestermühe): Für die Verbindung nach Seestermühe wird werktags die bislang am Vormittag bestehende Lücke im Fahrplan geschlossen. Außerdem sind die Anruf-Sammeltaxis demnächst das ganze Wochenende über verfügbar.