Pinneberg. Brückenschlag über die Pinnau endgültig vollzogen. Ende 2018 soll die Straße eröffnet und für den Verkehr freigegeben werden.
Wo Hermann Schürmann arbeitet, werden Brücken gebaut. Keine sprichwörtlichen. Sondern solche aus Stahl und Beton. Schürmann ist Polier bei der Echterhoff Bau-Gruppe in Hamburg. Dieser Tage steuert er seinen Wagen Tag für Tag auf die A 23. Pinneberg ist sein Ziel. In der Kreisstadt verantwortet Schürmann als Bauleiter einen Brückenschlag, der jetzt endgültig vollzogen wurde – und der das Gesicht Pinnebergs entscheidend prägen wird. Über dem Fluss Pinnau wächst die Westumgehung zusammen. Ende 2018 rollen hier die Autos. Knapp 30 Millionen Euro lassen sich Stadt und Land das Mega-Bauprojekt kosten.
In den vergangenen Wochen hatten Schwertransporter immer wieder Stahlträger für das Bauwerk angeliefert. 70 Tonnen wiegt jedes der 35 Meter langen Teile. Mit einem 500-Tonnen-Kran wurden die Träger angepasst, das letzte Anfang dieser Woche. Derzeit wird verschweißt. „Da wird dann auch mal nachts durchgearbeitet“, sagt Schürmann. An den Wochenenden müsse aber niemand anrücken, der Zeitplan sei auch so einzuhalten. Gut so, denn für den Brückenschlag gelten die auf dem Bau üblichen Regeln. Wird eine Fachfirma nicht wie vereinbart fertig, drohen saftige Strafen.
Die neue Brücke ist 250 Meter lang
Die neue Brücke über die Pinnau-Niederung hat eine Gesamtlänge von 250 Metern. „Voraussichtlich bis nächstes Jahr im März arbeiten wir daran“, sagt Bauleiter Schürmann. 20 Arbeiter seien derzeit auf der Baustelle nahe der Kreuzung Mühlenstraße/Westring beschäftigt.
Auch Uwe Kleinig ist Stammgast auf der Baustelle. Mit Polier Schürmann ist er längst per Du. Für den Verein Pinneberger-Westumgehung-Jetzt dokumentiert der ehemalige Kommunalpolitiker jeden wichtigen Schritt zur Millionenstraße, die künftig Pinnebergs Innenstadt vom Verkehr entlasten soll. Den Brückenschlag an der Pinnau hat Kleinig besonders intensiv begleitet. „Wir sind zufrieden, es geht voran“, sagt der Mann, dessen Verein einst Unterschriften für den Bau gesammelt und mit Gegnern des Projekts gerungen hat.
Gebuddelt, betoniert und geschweißt wird derzeit an vielen Punkten der Trasse. Bereits im März waren einige Hundert Meter von der neuen Pinnau-Brücke entfernt die Bahngleise gequert worden. Dort wurden insgesamt 480 Tonnen Stahl verbaut. Nicht weit entfernt steht bereits der Rohbau für eine Unterführung. Allein die Ingenieurbauwerke, mit denen Bahngleise und Fluss überwunden werden, verschlingen 16,9 Millionen Euro. Die Gesamtrasse der Westumgehung wird eine Länge von 2,9 Kilometern haben.
Geschätzte Gesamtkosten betragen 29,7 Millionen Euro
Aktuell werden die Gesamtkosten für das wichtigste Infrastrukturprojekt der Stadt auf 29,7 Millionen Euro geschätzt. 2011 war man noch von 22,9 Millionen Euro ausgegangen. Entwicklungen beim Baupreisindex sowie Vorgaben aus dem Planfeststellungsverfahren werden als Gründe für die Steigerung genannt. Neue Zahlen dürften Mitte Juli auf den Tisch kommen. Dann berichten die Projektsteuerer vor dem Ausschuss für Stadtentwicklung. Bei der Stadtverwaltung geht man jedoch nicht davon aus, dass es dann schlechte Nachrichten zu hören geben wird. „Wir sind weiter zufrieden mit dem bisherigen Ablauf. Auch der Brückenbau über den Bahngleisen läuft gut, es liegen für alle Arbeiten über den Gleisen Genehmigungen der Bahn vor“, so Rathaussprecherin Maren Uschkurat am Mittwoch.
Sie räumt ein, dass Verkehrsbehinderungen im Stadtgebiet zuweilen nicht zu vermeiden und für manchen Verkehrsteilnehmer schwer zu akzeptieren seien. Dies betreffe auch den Bereich um die Trasse an der Elmshorner Straße. Dort wird derzeit der Kreuzungsbereich fit für die Westumgehung gemacht, es kommt nicht selten zum Stau. Die Arbeiten an der Elmshorner Straße laufen voraussichtlich bis September.
Schon in den 50er-Jahren wurde die Umgehung diskutiert
Angesichts der schier endlosen Geschichte der Pinneberger Westumgehung ein überschaubarer Zeitraum. Bereits in den 1950er-Jahren war über deren Bau diskutiert worden. Nachdem ein südliches Teilstück, der Westring, 2004 von einem Investor fertiggestellt worden war, gab es jedoch viele Probleme. An der Siemensstraße beheimatete Unternehmen, deren Firmengrundstücke an der Trasse liegen, hatten versucht, den 2012 veröffentlichten Planfeststellungsbeschluss zu kippen. Letztlich wurden Klagen und Einsprüche abgewiesen.
Ende 2015 konnte der Spatenstich vorgenommen werden. Dort, wo nun der Rohbau für eine Unterführung steht. Mit prima Ausblick auf Pinnebergs Brückenschluss am Fluss.