Pinneberg. SPD-Kanzlerkandidat macht Wahlkampf im Norden und startet mit einem Auftritt in Pinneberg. Was junge Menschen von ihm wissen wollen.

Martin Schulz beugt sich nach vorn. Immer wieder. Es wirkt fast wie eine Verneigung vor denen, die an diesem Dienstag in die Aula der Theodor-Heuss-Schule gekommen sind. Knapp 400 Pinneberger Jungen und Mädchen. Jungwähler, die für den in Schleswig-Holstein um seinen Job als Ministerpräsident kämpfenden Torsten Albig im Mai entscheidend sein können. Dann wird im Land gewählt. Auch 16-Jährige dürfen ihr Kreuz machen.

Da trifft es sich gut, dass sich der große Hoffnungsträger der Sozialdemokratie für den Job als Wahlkampfhelfer nicht zu schade ist. Schulz stellt sich den Fragen der Schüler. Den Gastgeber gibt Kai Vogel, der für die SPD im Wahlkreis Pinneberg für den Landtag kandidiert.

Und Vogel erlebt einen Martin Schulz, der gut mit jungen Menschen kann. Ein Podium braucht der designierte Kanzlerkandidat nicht. Ein Stehtisch langt. Ein Politiker auf Augenhöhe mit Schülern, die größtenteils das Abitur anstreben – das er selbst nicht hat. Eine „faule Socke“ sei er in der Schule gewesen, darum zweimal „kleben geblieben“. Er habe halt nur Fußball im Kopf gehabt, daher später viel nachholen müssen.

Schulz wirkt mit jeder Minute lockerer

Immer wieder klopft Schulz aufs Mikro, das nicht recht funktionieren will. Als Kanzler werde er sich um den technologischen Fortschritt in Pinnebergs Schulen kümmern, sagt er – und erntet Lacher. Überhaupt wird der designierte Parteichef der Bundes-SPD mit jeder Minute lockerer. Aus Frage und Antwort wird zuweilen Unterhaltung. Martin Schulz spricht Schüler direkt an („Der arme Kerl mit den blonden Haaren meldet sich schon seit einer Stunde“), gibt preis, dass seine Mutter einst von Helmut Kohl für 50 Jahre CDU-Mitgliedschaft geehrt wurde („Der Beweis, dass große Frauen nicht frei von Irrtümern sind“). Der 61-Jährige gestikuliert viel, wirkt manchmal etwas oberlehrerhaft. „Ihr müsst das begreifen“, sagt er dann.

Inhaltlich hat Schulz seine Stärken, wenn es um Außenpolitik geht. Um Europa. Um Putin und Trump, dem er einen Wahlkampf voller „Niedertracht und persönlicher Attacken“ vorwirft. Regionale Themen kommen zu kurz. Immerhin verspricht Schulz Geld für Schulsanierungen. Kommt gut an – die Heuss-Schule ist seit Jahren Baustelle.

Als die Zeit knapp wird, drängen die Mitarbeiter des designierten SPD-Kanzlerkandidaten zum Aufbruch. Er lässt trotzdem noch eine Frage zu. „Weil ich zanken will“, sagt er und erntet noch mal Lacher. Und Applaus zum Abschied.