Elmshorn. Abenteuer werden automatisch mitgeliefert, wenn die Sportler des Vereins Elmshorner Wanderpaddler auf dem Wasser unterwegs sind

Sobald Marie ins Boot steigt, fühlt sie sich wie in einer anderen Welt. Die Zehnjährige genießt das Schaukeln auf den Wellen, den Schlag der Paddel durch das Wasser, das Rauschen des Windes in den Blättern und Gräsern am Ufer und vor allem die Tiere. Sie hat Waschbären am Fluss beobachtet, Bibern beim Bauen zugesehen. Ringelnattern zogen an ihrem Kajak vorbei und ein Seeadler griff sich in unmittelbarer Nähe im Tiefflug einen Fisch.

„Die Natur pur erlebst du nur vom kleinen Boot aus“, weiß Vater Jörg Schneider. Er hat der Tochter die Leidenschaft für diesen Sport vermittelt. Es versteht sich von selbst, dass Maries Mutter Anja ebenfalls gern auf Flüssen und Seen unterwegs ist.

„Wer seine Begeisterung für dieses Hobby zu Wasser erst einmal entdeckt hat, der bleibt dabei“, sagt auch Frank Meier, der gemeinsam mit Maries Vater Jörg die Jugendgruppe des Vereins Elmshorner Wanderpaddler betreut. Die Meiers sind so etwas wie die Keimzelle des Vereins. Drei Generationen sind regelmäßig zu Wasser aktiv, allen voran Jochen Meier. Der 76 Jahre alte Senior liebt es, an der frischen Luft zu sein, den Tieren nahe zu kommen – egal ob dem überall nicht gerade beliebten Wildschwein oder dem mächtigen Greifvogel Rotmilan.

Schnuppern an einer Seerose hatte um ein Haar unliebsame Auswirkungen

Bereits als Babys werden die Kinder so mancher Familien des Elmshorner Vereins mit in die Boote genommen. Sobald Alicia, Charlot und ihre etwa gleichaltrigen Freundinnen ein Paddel in der Hand halten konnten, fuhren sie im Zweier-Kajak mit. Die zehn Jahre alte Marie sitzt bereits seit ein paar Jahren allein im Boot. Auch ein unfreiwilliges Kentern, als sie einfach mal an einer Seerose schnuppern wollte, hat sie bereits bewältigt. Der Vater, der sich in der Nähe aufgehalten hatte, musste ihr nicht helfen, sondern ihrem Mitfahrer. „Ich kann ja schwimmen, Teddy Schnuffi allerdings nicht.“

Die Strecken, die von den Wanderpaddlern zurückgelegt werden, sind offiziell in einem Fahrtenbuch aufgeführt. Der Landesverband prüft diese Eintragungen. Zum zweiten Mal hintereinander kürte die Vereinigung die junge Moorregerin Marie Schneider als Landesbeste ihrer Altersklasse. 244 Kilometer legte sie auf 19 Fahrten zurück. Den schwierigsten Törn bewältigte sie beim Urlaub im Schweden, als sie das Umfahren einer Insel bei widrigen Windverhältnissen meisterte.

Ihren Titel möchte sie auch 2015 verteidigen. Das könnte gewiss klappen, denn die Familie hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Schneiders wollen die Elbe von der Quelle aus etwa 500 Kilometer lang bereisen. Marie möchte auf dem Weg unbedingt die Lutherstadt Wittenberg besuchen. „Von diesem Ort habe ich gerade im Religionsunterricht einiges erfahren.“

Bis zum Alter von 14 werden junge Wassersportler von Eltern begleitet

Doch schon vorher stehen tolle, erlebnisreiche Törns gemeinsam mit den Elmshorner Sportfreunden an. Das Familienwochenende in Malliß an der Müritz-Elde-Wasserstraße ist bereits Erinnerung. Für den Juni ist ein Jugendwochenende an der Stör im Kreis Steinburg vorbereitet. In der Regel werden die jungen Paddler bis 14 Jahre von ihren Eltern begleitet. Ab 14 sind sie dann mit ihren Vereinsbetreuern, den Booten und Zelten allein unterwegs. Für die Elmshorner Jugendgruppe ist im kommenden Monat noch ein Höhepunkt geplant: Die Nachwuchs-Paddler dürfen sich in Hildesheim auf einer Wildwasserstrecke ausprobieren. Eines scheint dabei schon jetzt sicher: Abenteuer sind bei den Elmshorner Wanderpaddlern garantiert.