Ellerhoop. Der Klimawandel gefährdet die heimischen Bäume. Gartenbauzentrum Ellerhoop testet bereits neue Baumarten, teils aus Fernost.

Der klassische deutsche Stadtbaum, etwa die Linde am Straßenrand, könnte ein Auslaufmodell sein. Schuld daran wäre der Klimawandel. „Der hat dazu geführt, dass einige der gängigen Arten auch in Norddeutschland schon von Krankheiten oder Schädlingen geschwächt werden oder sogar gänzlich absterben“, sagt Andreas Wrede vom Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer in Ellerhoop. Was also tun? Die Antwort klingt zunächst ganz einfach: Bäume aus Regionen pflanzen, in denen bereits heute das Klima vorherrscht, das dem für Deutschland prognostizierten entspricht. Doch funktioniert das? Und welche Bäume erscheinen geeignet? Der promovierte Gartenbauer Wrede koordiniert eine Projektgruppe, die genau das herausfinden möchte.

Auf dem Gelände des Gartenbauzentrums wachsen schon seit einigen Jahren 48 verschiedene Arten, allerdings in der vergleichsweise komfortablen Umgebung einer Versuchsanstalt. Nun aber wird’s richtig spannend: Ein Test unter realen Bedingungen steht unmittelbar bevor. In diesen Tagen werden 300 Bäume – 20 Sorten – in schleswig-holsteinischen Städten gepflanzt. Kiel und Lübeck bekommen je 100, Heide und Husum je 50; die Bäume sind zehn bis zwölf Jahre alt. Wrede: „In einer Stadt gedeiht ein Baum unter Stressbedingungen. Der Wurzelraum ist vergleichsweise eng, die Pflanzen sind Hundeurin ausgesetzt, sie leiden viel stärker unter Trockenheit im Boden.“ Hinzu komme die Verkehrslast. „Deshalb ist es so wichtig, sie jetzt unter Echtbedingungen zu erproben“, sagt Wrede.

Er schildert das Problem, das die heutigen Stadtbäume haben. „Wenn der Winter mild ist, enthärtet das Gehölz wieder. Wir sagen: Der Baum legt seine Winterhärte ab“, erklärt Andreas Wrede. Wenn es dann aber, zum Beispiel Ende März, noch mal richtig kalt werde, nehme der Baum Schaden.

Pinneberger Baumschulland auf der Landesgartenschau in Eutin

„Dass Baumschulen ihre Produkte heute mehr bewerben müssen als noch vor 20 Jahren, ist unter anderem die Folge von Veränderungen im Umgang mit Grün allgemein, sinkenden öffentlichen Haushaltsmitteln und neuen klimatischen Einflüssen“, sagt Frank Schoppa, Landesgeschäftsführer im Bund deutscher Baumschulen (BdB).

„Mit der Präsentation auf der Landesgartenschau in Eutin möchte unser Berufsstand die ständige Weiterentwicklung verdeutlichen“, so Schoppa. Vier Ausstellungsbeiträge kommen vom BdB.

Der Rhododendronhain ist 200 Quadratmeter groß. Zu sehen sind etwa 90 Pflanzen aus der Baumschule Hachmann aus Barmstedt.

Der Obstgarten misst 380 Quadratmeter. Mitglieder des Fachausschusses Obstgehölze haben ihn mit mehr als 130 Pflanzen bestückt.

Rosen sind an mehreren Stellen auf dem Areal zu sehen. Etwa 2000 sind gepflanzt worden, viele von ihnen kommen aus Baumschulen im Kreis Pinneberg.

Der Klimawandelhain, 39 Bäume, 20 Sorten, auf einer Fläche von rund 1000 Quadratmetern, macht Werbung für das zurzeit laufende Projekt, bei dem Stadtbäume der Zukunft an realen Standorten untersucht werden.

Die Landesgartenschau in Eutin eröffnet am Donnerstag, 28. April, um 10 Uhr. Sie geht bis Anfang Oktober. Die Kasse hat täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet.

Eine Tageskarte kostet für Erwachsene 16 Euro, ermäßigt 14 Euro, ab 18 Uhr 10 Euro. Sieben- bis 17-Jährige zahlen 5 Euro, kleine Kinder zahlen nichts. Eine Dauerkarte kostet für Erwachsene 90 Euro, für Jugendliche 30 Euro.

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Dass die Winter immer milder werden, kann der Gartenbauer anhand von Temperaturkurven belegen. Beispiel Dezember: Im 30-Jahre-Durchschnitt liegt die Temperatur bei 1,8 Grad. 2014 waren es 4,5 Grad, im vergangenen Jahr sogar 8,1 Grad. Der Stadtbaum der Zukunft müsse insofern eine extreme Winterhärte haben, also auch bei milden Temperaturen nicht enthärten. Er müsse auf der anderen Seite mit hohen Temperaturen klarkommen und sich außerdem im Zweifel auch mal mit wenig Wasser begnügen.

Welche Bäume aber können so etwas? Das ist eine Frage, die immer öfter vonseiten der Kommunen gestellt wird. Ihre Vertreter wollen wissen, was sie pflanzen können, damit die damit verbundenen Investitionen gut angelegtes Geld sind. Und – das ist eine Besonderheit des Stadtbaumes – damit größtmögliche Sicherheit gegeben ist. Denn wenn ein Baum im heimischen Wald infolge des Klimawandels einen morschen Ast abwirft, ist das eher normal und interessiert niemanden. In der Stadt darf das aber nicht passieren. Und auch für die Baumschulen ist die Frage nach den Stadtbäumen der Zukunft von größter Bedeutung – sie wollen die passende Ware liefern.

Von daher ist das Projekt auch eine Initiative der Baumschulen. Neun aus Holstein und eine aus Hamburg begleiten es ganz eng, sie haben auch die Bäume organisiert, zum Teil in ganz Europa zusammengekauft: Etwa den Dreispitz-Ahorn, der in Japan und Ost-China wächst. Oder den Französischen Ahorn aus Südosteuropa. Oder den Südlichen Zürgelbaum, der auch in Südosteuropa vorkommt, aber ebenso in Nordafrika und Südwestasien. Der Perlschnurbaum kommt aus China und Korea, und die Resista-Ulme Rebona ist eine Züchtung aus den USA.

In den vier Test-Städten werden vor allem Experten bemerken, dass dort plötzlich exotische Bäume stehen. In Hamburg an der Eiffestraße steht bereits eine Auswahl aus seinerzeit noch 48 Sorten.

Wer sich die Stadtbäume der Zukunft bewusst angucken möchte, kann dies auf der Landesgartenschau tun, die am 28. April in Eutin eröffnet wird. Dort ist das Pinneberger Baumschulland sehr aktiv. Frank Schoppa, Landesgeschäftsführer im Bund deutscher Baumschulen, sagt: „Im Klimawandelhain sind auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern 39 Bäume gepflanzt worden.“