Kreis Pinneberg. Präventionsexperte Jörg Mangelmann ist gefragt wie nie. Seine Tipps für den Schutz vor Einbrüchen in Zeiten steigender Fallzahlen.

Jörg Mangelmann kann sich über Langeweile in seinem Beruf derzeit nicht beklagen. Der 55 Jahre alte Oberkommissar ist Präventionsexperte bei der Polizei in Pinneberg – und wegen der zunehmenden Einbruchskriminalität ein gefragter Mann. „Die Anrufe und Mails besorgter Bürger häufen sich“, sagt Mangelmann.

Am heutigen Freitag wird die Kriminalstatistik 2015 für den Kreis Pinneberg vorgestellt. In Schleswig-Holstein ist im vorigen Jahr die Zahl der Einbrüche um 12,4 Prozent angestiegen. Im Kreis Pinneberg wird aufgrund der Randlage zu Hamburg ein viel stärkerer Anstieg erwartet. Experten gehen von einer Steigerung von bis zu 50 Prozent aus. Die Besorgnis der Bürger wächst, und der Ruf nach Hilfe nimmt zu. Jörg Mangelmann kann helfen. Seine Tipps:

Haus aus Einbrechersicht betrachten

„Wichtig ist, dass jeder einmal versucht, seine vier Wände aus der Sicht eines Einbrechers zu sehen“, sagt der Oberkommissar. „Man kann mit vielen kleinen Mitteln einen großen Schutz erzielen, ohne dass es Unsummen kostet“, sagt der Präventionsexperte.

Terrassentüren und Fenster sichern

Beim effektiven Schutz von Häusern und Wohnungen sollten sich die Eigentümer auf die Erdgeschossbereiche konzentrieren, rät der Experte. Besonders die Terrassentüren seien vorrangiges Einstiegstor der Täter. „Wichtig ist es, den Einbrechern den Einstieg ins Haus so schwer wie möglich zu machen.“ Eine betagte, ungesicherte Terrassentür oder ein Fenster der alten Generation breche ein professioneller Täter in 15 Sekunden auf. „Einbrecher wollen schnell rein und schnell wieder raus. Alles, was sie Zeit kostet, lässt sie ihr Vorhaben irgendwann abbrechen, weil sich so die Entdeckungsgefahr erhöht“, weiß der Experte.

In der Regel schlage der Täter niemals dort zu, wo er im Sichtfeld der Nachbarn steht. „Meistens kommen sie über den Garten zum Objekt, sie suchen Schutz hinter hohen Hecken oder Zäunen.“ Gerade in uneinsehbaren Bereichen müssten Terrassentüren und Fenster besonders geschützt sein, rät der Oberkommissar.

Rollläden bieten zusätzlichen Schutz

Präventionsexperte Jörg Mangelmann
Präventionsexperte Jörg Mangelmann © HA | Arne Kolarczyk

Heruntergelassene Rollläden böten Schutz, weil deren Hochdrücken Kraft koste und Lärm verursache. Wo Rollläden nicht vorhanden sind, sollten die Fensterrahmen über eine Pilzkopfverriegelung oder die Fenster über weitere, leicht nachrüstbare Verriegelungsmechanismen verfügen, um dem Einbrecher das Leben so schwer wie möglich zu machen. Auch mehrfach verglaste Scheiben sowie eine spezielle Folie in der Scheibe böten ein Maximum an Sicherheit. Das Nachrüsten pro Fenster kann bis zu 200 Euro kosten, beim Kauf neuer Fenster kostet dieses Mehr an Sicherheit etwa 50 Euro Aufpreis.

Lampen per Zeitschaltuhr steuern

Damit Haus oder Wohnung gar nicht in den Fokus von Einbrechern geraten, empfiehlt Mangelmann, eine ständige Anwesenheit der Bewohner vorzutäuschen. Lampen anlassen oder ihr Anschalten zu bestimmten Zeiten programmieren, spezielle Lampen nutzen, die das Licht eines eingeschalteten Fernsehers simulieren, im Idealfall vor dem Haus ein Auto parken – das halte potenzielle Täter von Gebäuden fern. Von Kamera-Attrappen im Außenbereich hält der Experte wenig. Sie suggerierten eher, dass im Haus womöglich etwas zu holen sei.

Nicht auf Facebook mit Urlaub prahlen

Ganz wichtig laut Mangelmann: Niemals in sozialen Netzwerken posten, wann man sich im Urlaub befindet. Und auch eine entsprechende Nachricht auf dem Anrufbeantworter stelle für Einbrecher eine willkommene Einladung dar.

Nachbarn sollten Augen offen halten

Ein wesentlicher Faktor ist laut Mangelmann zudem eine funktionierende Nachbarschaft. „Bitten Sie Ihre Nachbarn, bei längerer Abwesenheit den Briefkasten zu leeren und die Augen offen zu halten“, sagt er. Verdächtige Personen oder Fahrzeuge in der Nachbarschaft sollten sofort an den Polizeinotruf 110 gemeldet werden.

Verdächtige genau beschreiben

„Wichtig ist, uns eine gute Personenbeschreibung zu übermitteln und festzustellen, in welche Richtung die Personen sich entfernt haben.“ Die Art und Farbe der Kleidung, das Autokennzeichen – alle diese Dinge könnten den Beamten helfen, den gemeldeten Sachverhalt zu überprüfen. Wenn die Personen zu Fuß unterwegs sind, könne man ruhig ein paar Schritte hinterhergehen, sagt Mangelmann. Generell gelte aber: „Niemand sollte den Helden spielen.“

Wer eine Schwachstellenanalyse seines Hauses oder seiner Wohnung vornehmen lassen möchte, muss sich dazu an einen zertifizierten Fachbetrieb wenden. Eine Liste von Unternehmen, die mit der Polizei kooperieren, sowie weitere Tipps zum Schutz vor Einbrechern gibt es auf der Seite der Landespolizei Schleswig-Holstein unter www.schleswig-holstein.de im Internet, sie ist unter der Rubrik Themenfelder/Vorbeugung und Beratung unter dem Stichwort Einbruchschutz zu finden.