Pinneberg. Der Verein Pinneberger Kinder fördert seit 1998 soziale Projekte und sorgt dafür, dass der Nachwuchs auch 2016 schwimmen lernt.

Schon mit 15 Jahren betreute er Kinder in Ferienlagern. Später führte er den VfL Pinneberg, brachte sich beim Kreissportverband ein. Kurt Desselmann und ehrenamtliches Engagement – das gehört zusammen. Seit knapp einem Jahr leitet der 80-Jährige den Verein Pinneberger Kinder, der 1998 vom mittlerweile verstorbenen Landespolitiker Bernd Schröder initiiert worden war und seitdem Geld für Jugendprojekte auslobt. Zum Abschluss des Jahres 2015 hat Desselmann mehrere frohe Botschaften im Gepäck. So sprengt der Verein eine Schallmauer: 250.000 Euro wurden in den vergangenen 17 Jahren gesammelt und weiterverteilt. Zudem seien in den vergangenen zwölf Monaten mehr Spenden aufs Vereinskonto geflossen als jemals zuvor in einem Jahr: „Wir konnten 44.000 Euro verbuchen.“

Und das bedeutet, dass das ehrgeizigste Projekt des Vereins auch 2016 weiterlebt: In Pinneberg werden erneut 100 Kinder aus sozial benachteiligten Familien kostenlos das Schwimmen erlernen. Ernster Hintergrund: Immer weniger Jungen und Mädchen wissen sich sicher im Wasser zu bewegen. Nicht zuletzt weil betreute Kurse eine Stange Geld kosten. Zwischen 80 und 100 Euro pro Kind werden fällig. Das können sich viele Familien nicht mehr leisten. Das Benefizprojekt des Vereins Pinneberger Kinder steuert seit zwei Jahren nach: Gutscheine werden ausgegeben – ohne hohe bürokratische Hürden. Die Kindertagesstätten helfen bei der Verteilung. Rund 10.000 Euro jährlich verschlinge das Sozialprojekt, sagt Susan Burmester, die dem Vorstand des Vereins angehört. Sie freue sich über positive Rückmeldungen von Rektoren, die zuvor beklagt hätten, dass immer weniger Jungen und Mädchen schwimmen könnten – auch weil die Pleitestadt Pinneberg ihre Lehrschwimmbecken an den Schulen geschlossen hat, statt sie zu sanieren.

Susan Burmester und Kurt Desselmann führen den Verein Pinneberger Kinder
Susan Burmester und Kurt Desselmann führen den Verein Pinneberger Kinder © HA | Andreas Daebeler

Vorfreude dürfte bei den Initiatoren des alljährlichen Rockspektakels auf der Drosteiwiese herrschen. Schon jetzt ist klar, dass das charmante Kultfestival „Wake Up Pi“ dank der finanziellen Unterstützung des Vereins Pinneberger Kinder auch im September 2016 an den Start gehen wird. Die Organisatoren folgen dem Beispiel von 2015 und kombinieren das Rock-Erwachen erneut mit dem Kindertag. „Das hat sich bewährt“, sagt Burmester. Die Festivalbühne könne am Tag nach der Musikparty für Aufführungen genutzt werden. „Der Pinneberger Kindertag sucht als nicht kommerzielle Veranstaltung in Schleswig-Holstein ihresgleichen“, sagt sie stolz.

Zudem fördert der Verein 2016 weiterhin heiltherapeutisches Reiten, das Projekt Notinsel, das Kindern Zufluchtsorte in der City beschert, sowie Initiativen, die sich um Asylbewerber kümmern. Jüngst durften Flüchtlingsfamilien in den Freizeitpark Hansaland reisen, ein Besuch des Volksparkstadions wurde ermöglicht. Auch Sprachcomputer sollen angeschafft werden. Das Engagement für Flüchtlinge sei wichtig, so Desselmann. „Aber wichtig ist auch, dass wir trotz der aktuellen Lage andere Bedürftige am Rande der Gesellschaft nicht vergessen.“

Kurt Desselmann findet anlässlich des Jahreswechsels nachdenkliche Worte: „Kinderarmut ist und bleibt ein großes Thema, auch in unserer Stadt“, sagt er. „Es ist unglaublich, wie viele Jungen und Mädchen mit knurrenden Mägen in die Schulen und Kitas kommen.“ Der 80-Jährige weiß, wovon er spricht. Er hat sich jahrelang bei den Pinosauriern engagiert, einem Zusammenschluss ehemaliger Würdenträger, die sozial benachteiligten Kindern warmes Mittagessen bescherten. Ende 2013 hatten sich die Saurier wegen Überalterung aufgelöst – und ihren mit etwa 10.000 Euro gefüllten Spendenpott an den Verein Pinneberger Kinder weitergereicht.

19 Mitglieder zählt der Verein Pinneberger Kinder. „Wir sind klein, aber wir sind gut vernetzt“, betont Burmester, die im Vorstand auch von Kulturamtschefin Traudchen Perrefort unterstützt wird. „Unser großer Dank gilt den Menschen und Unternehmen, die uns unterstützen“, sagt Desselmann. Die Arbeit werde fortgeführt.