Quickborn. Wie Familie Knieschke aus Quickborn und ein junger Schwede ihr Leben gegenseitig bereichern wird auch beim Weihnachtsmenü deutlich.

Es war fast ein fliegender Wechsel im August dieses Jahres für Familie Knieschke aus Quickborn: In drei Wochen sollte der Kanada-Austausch von Tochter Gina, 17, stattfinden, da traf schon Austauschschüler Casper Bernhardsson aus Schweden ein. Ginas Bruder Marc, ebenfalls 18 Jahre alt, teilte sein Zimmer mit dem neuen Gast so lange, bis Ginas Zimmer frei wurde und Casper umziehen konnte. Inzwischen besucht der achtzehnjährige Schwede die 13. Klasse der Willy-Brandt-Schule in Norderstedt und fühlt sich sowohl in seiner Gastfamilie wie in der neuen Schule gut auf- und angenommen.

Die Initialzündung für die Aufnahme eines Gastschülers ging von Marc aus. „Ohne meine Schwester fand ich es langweilig.“ Nur alleine mit den Eltern im Haus - das konnte er sich nicht vorstellen. Vater Jörn Knieschke sagt, dass die gemeinnützige Schüleraustausch-Organisation Youth For Understanding (YFU) mit Sitz in Hamburg schon vorher ein Begriff für ihn war. Da die Kinder von Schwester und Schwager bereits an einem Schüleraustausch mit YFU teilgenommen hatten, besuchten Knieschkes eine Infoveranstaltung der Organisation. Daraus ergab sich die Bewerbung als Gastfamilie, auch Tochter Gina plante ihr Austauschjahr mit YFU. Knieschkes berichteten über ihr Familienleben und Hobbys in einem Gastgeberbogen.

„Wir haben einfach nur uns beschrieben und dass wir gerne jemanden mit guten Englischkenntnissen hätten, weil es für uns das erste Mal war“, erklärt Kerstin Knieschke. In dem Fragebogen können Familien auch Wünsche zum künftigen Austauschkind äußern, beispielsweise aus welchem Teil der Welt es stammen oder ob es ein Mädchen oder Junge sein soll. Die Austauschschüler ihrerseits beantworten ebenso einen Fragenkatalog. Je mehr Übereinstimmungen die zukünftigen Partner aufweisen, um so besser.

Susanne Kordasch, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit bei YFU, sagt, dass viele Familien mit dem Gastkind eine Verbindung aufbauen, die in der Regel auch noch lange bestehen bleibe. Damit der Austausch auch weiterhin für interessierte Schüler aus aller Welt möglich ist, werden neue Gastgeber gesucht. „Unsere Arbeit ist nur durch die vielen Ehrenamtlichen möglich, auch die Gastfamilie übernimmt ja ein Ehrenamt“, so Kordasch. Nach ihrer Bewerbung besuche ein ehrenamtlicher Mitarbeiter die Familie zu Hause, schaue sich die Unterbringung an und kläre Fragen der Gastfamilie. Dann starte die Suche nach dem passenden Jugendlichen.

Familie Knieschke überließ es YFU, den passenden Austauschschüler auszusuchen. Damit sind sie gut gefahren, Jörn Knieschke betont das Vertrauensverhältnis zu Casper, der unter anderem fünf Jahre Deutschunterricht in der Schule hatte. Der sprachbegabte Junge wünschte sich den Austausch in ein deutschsprachiges Land. Obwohl für ihn Schulpflicht besteht, wird ihm das Jahr zu Hause nicht angerechnet.

„Dafür reift er im Sinne von Lebenserfahrung“, ist sich sein Gastvater sicher. Heimweh hat Casper kaum. Es gibt zu viel Neues, das lenkt ab. Wie das Nikolausfest, das es so in Schweden nicht gibt. Dafür wird in seiner Heimat am 13. Dezember das Luciafest gefeiert. An diesem Tag wird auch der Weihnachtsbaum aufgestellt und geschmückt. Traditionell gibt es an Heiligabend Köttbullar und ein großes Buffet. In Quickborn wird es jetzt Fondue sein. Alles ein bisschen anders und aufregend, aber das ist ja gerade das Schöne.

Alle sind sich darüber einig, dass das Zusammenleben sehr gut funktioniert. Einen Gastschüler aufzunehmen, empfiehlt Jörn Knieschke daher auch anderen Familien. „Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist das eine gute Sache für alle.“ Nicht nur der Schüler lerne dazu, auch die Gastfamilie profitiere, erfahre andere Sichtweisen. Casper ergänzt: „Man muss als Gastschüler nur ein bisschen Interesse haben an Kultur, Land und Sprache. Mach das, wenn du die Gelegenheit hast.“ Für die Zeit nach dem Austausch planen Knieschkes bereits einen Schwedenurlaub und einen Besuch – bei Casper Bernhardsson.

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