Rellingen. Salonquartett spielt Auszüge aus Engelbert Humperdincks Märchen „Hänsel und Gretel“ in der Rathaus Galerie in Rellingen.

„Knusper, knusper, knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen?“ Die berühmten Zeilen aus dem Brüder-Grimm-Märchen „Hänsel und Gretel“ kennt wohl jeder aus seiner Kindheit. Die Geschichte der zwei Geschwister, die sich im Wald verlaufen und von der bösen Hexe, die in einem Lebkuchenhaus wohnt, gefangen genommen werden, ist ein wahrer Märchen-Klassiker. Schauspieler Siegried W. Kernen und Komponist Martin Karl-Wagner haben aus dem Klassiker eine humorvolle Fassung gemacht.

Am Freitag, 11. Dezember, tragen der Sprecher und der Musiker ihr Werk dem Rellinger Publikum in der Rathaus Galerie vor. Mit Witz, Emotionen und einem unerwarteten Ende wollen der Deutschschweizer und der Eutiner ihre Hörer begeistern. „Hänsel und Gretel ist wohl die populärste Weihnachtsoper“, sagt Schauspieler Siegfried W. Kernen. „Das Publikum hört mich als Erzähler mit einem launigen Text, der auf dem Libretto der Oper und auf dem Originalmärchen basiert.“

Verantwortlich für die musikalische Unterhaltung während und zwischen der Lesung ist der Komponist Martin Karl-Wagner. Sein Salonquartett spielt Auszüge aus Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“. Von „Ein Männlein steht im Walde“ bis hin zum Lied „Das Knusperhaus“ lässt Wagners Ensemble kein Highlight der klassischen deutschen Weihnachtsoper aus.

„Da wir kein großes Orchester zur Verfügung haben, haben wir mit vier Musikern eine ‚Oper für die Westentasche’ erarbeitet“, so Siegfried W. Kernen. Die Oper auf die praktische Größe des Quartetts und der zu Verfügung stehenden Zeit zu reduzieren, bedeutet für den Komponisten Martin Karl-Wagner einiges an Arbeit. „Für eine Minute gespielte Musik sitze ich eine Stunde am Schreibtisch“, so der Eutiner Musiker. Die Musik solle keinesfalls vom Text ablenken, die Lieder und Lyrik bilden bei Kernen und Karl-Wagner eine Einheit. Es sei wichtig, dass eine Lesung nicht nur aus Zuhören bestehe. Ansonsten schwinde die Aufmerksamkeit des Publikums und des Sprechers. „Musik unterhält, ohne dass sich das Publikum anstrengen muss“, sagt Martin Karl-Wagner. „Zudem ist Musik neben den Textinhalten die zweite Möglichkeit, die Emotionsebene des Publikums zu erreichen.“ Der Schauspieler, der durch die Mitwirkung in zahlreichen Fernsehsendungen wie der RTL-Show „Wie bitte?!“ und Krimis zu einem bekannten Gesicht wurde, und der Komponist arbeiten für ihre Aufführungen seit 2001 eng zusammen. Sie standen schon in Berlin, Weimar und Sachsen gemeinsam auf der Bühne und haben mehr als 20 Programme realisiert.

Die Geschichte „Hänsel und Gretel“ komme gerade zur Weihnachtszeit gut beim Publikum an. Das Märchen bringe die Zuhörer zurück in ihre Kindheit. „Bei den Weihnachtslesungen denken alle gern an früher, egal welchen Alters“, sagt der Ensembleleiter Martin Karl-Wagner. „Wir wollen den Anstoß dazu geben, sich zu trauen, diese Gefühle zuzulassen.“ Die umgeschriebene Fassung der Künstler sei „eine Geschichte für nervenstarke Menschen von sechs bis 106 Jahren.“ Doch wie lässt sich der Humor der Oma und des hippen Jugendlichen in einer Lesung unter einen Hut bringen? „Das größte Problem heutzutage ist der unterschiedliche kulturelle Background der Jungen und Alten“, so Komponist Martin Karl-Wagner. „Man kann den klassischen Bildungskonsens in der jüngeren Generation nicht mehr voraussetzen.“ Es sei nicht so, dass klassische Literatur oder Musik aussterben, aber „es ist schwerer geworden einen Gag zu schreiben, den alle Zuhörer verstehen.“

Wer sich die humor- und gefühlsvolle Version von „Hänsel und Gretel“ anhören möchte, kann Karten für die Lesung am Freitag (20 Uhr in der Rathaus Galerie, Hauptstraße 60) unter Telefon 04101/56 40 bestellen. Eine weitere Verkaufsstelle ist das Geschäft Foto-Gaedigk, Am Rathausplatz 17, 01401/223 21.