Wedel . Wedeler Kläger erwarten Ergebnis von Vattenfall-Aufsichtsratsitzung. SPD und Grüne im Kreis Pinneberg fordern schnelle Lösung.
Kommt das geplante neue Gaskraftwerk oder kommt es nicht? Fällt eine Entscheidung oder fällt sie nicht? In den vergangenen Wochen wurde viel gerätselt, wie es denn nun mit dem Kraftwerksstandort in Wedel weitergehen wird. Klar ist, dass die Entscheidung in Hamburg fällt – und zwar voraussichtlich an diesem Dienstag, 8. Dezember. Dann tagt der Aufsichtsrat der Vattenfall Wärme Hamburg GmbH. Dann sitzen Vertreter von Vattenfall, als derzeitige Betreiber des Kohlekraftwerks an der Elbe, und Vertreter der Stadt als zukünftige Besitzer an einem Tisch.
Denn aufgrund des Volksentscheids ist der Hamburger Senat in der Pflicht, die Netze zurückzukaufen. Dazu zählt auch das Kraftwerk in Wedel, das Hunderttausende Hamburger Haushalte mit Wärme versorgt. Der Übernahmevertrag sieht zwei mögliche Szenarien vor. Entweder Vattenfall baut das geplante neue Gaskraftwerk, gegen dessen Dimension sich viele Wedeler auch juristisch wehren, und Hamburg zahlt dann einen höheren Preis bei der in 2019 geplanten Übernahme. Die andere Möglichkeit: Die Stadt Hamburg bekommt zu einem günstigeren Kurs den alten Steinkohlemeiler und müsste dann selber bauen. Bislang favorisierte die mit den Grünen regierende SPD die Gaskraftwerkslösung.
Zeichen stehen auf Aus für Gaskraftwerk
Spätestens bis Ende 2015 muss eine Entscheidung für oder gegen den Kraftwerksneubau her. Genau die soll nun an diesem Dienstag fallen. Nach Abendblatt-Informationen soll bereits Einigkeit zwischen Vattenfall und dem Hamburger Senat herrschen, dass das Gaskraftwerk in der bislang geplanten Form nicht kommt, weil der Bau nicht innerhalb der noch verbleibenden Zeit bis 2019 zu realisieren sein soll. Da derzeit aber noch neue, von Vattenfall gelieferte Daten zur Netzstruktur ausgewertet werden sollen, um zu einer politischen Entscheidung zu kommen, braucht es mehr Zeit. Bereits am heutigen Montagabend will Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) die an einem Gutachten zur Hamburger Fernwärme und möglichen Alternativen zum Gaskraftwerksbau beteiligten Vereine und Verbände über den aktuellen Stand informieren.
Eine Entscheidung gegen den geplanten Bau würde zumindest die Kritiker und zahlreichen Kläger in Wedel aufatmen lassen. Bei anderen sorgt die mögliche Aussicht auf einen deutlich länger laufenden Steinkohlemeiler für Bauchschmerzen. Sowohl die Kreis-Grünen als auch die Wedeler SPD forderten kürzlich von den Hamburgern eine schnelle Lösung. „Wir fordern, dass das Kohlekraftwerk Wedel nur noch dann betrieben wird, wenn dies für die Wärmeversorgung der Hamburger absolut notwendig ist. Derzeit läuft die alte Dreckschleuder das ganze Jahr auf Volllast, dies ist für uns nicht akzeptabel“, erklärt Lothar Barop, SPD-Vorstandsvorsitzender.
Für besonders bedenklich hält er den hohen Quecksilber-Ausstoß, der laut Zahlen der Vattenfall Wärme Hamburg GmbH aus 2012 bei 83 Kilogramm pro Jahr gelegen haben soll. „Das ist nachweislich gesundheitsschädlich und krebserregend“, so Barop. Er fordert in diesem Zusammenhang von der Kieler Aufsichtsbehörde, den Problemen in Zusammenhang mit dem Kraftwerksbetrieb endlich grundlegend nachzugehen.