Klein Offenseth-Sparrieshoop. Kinderbetreuung: Kita, Tagesmutter oder doch die Betreuung durch die Familie? Drei Mütter erzählen von ihren Erfahrungen.

Ann-Kathrin Schmidt, Tatjana Zimmermann und Berit Carstens haben einiges gemeinsam: Sie sind Mütter, leben in der Gemeinde Klein Offenseth-Sparrieshoop, arbeiten, und ihre Kinder sind nahezu im gleichen Alter. In puncto Betreuung ihres Nachwuchses haben sie jedoch drei unterschiedliche Modelle gewählt – Kita, Tagesmutter und Betreuung durch die Familie.

„Daren hat viele neue Freunde gefunden“

Ann-Kathrin Schmidt und ihr Ehemann Christian haben sich bei der Betreuung ihres 19 Monate alten Sohnes Daren für die Ganztagesbetreuung (40 Stunden pro Woche) in der kirchlichen Kita Butterhörn in Sparrieshoop entschieden. „Ich wollte nach einem Jahr unbedingt wieder arbeiten, das Konzept der Kita hier in Sparrieshoop hat mir und meinem Mann sofort zugesagt und deckt sich mit unseren Anforderungen an eine Kindertagesstätte“, sagt die 28-Jährige, die im Regio Klinikum Elmshorn als Krankenschwester im Nachtdienst tätig ist und dort als sogenannte Hauptnachtwache arbeitet.

25 Stunden in der Woche arbeitet Schmidt im Regio Klinikum. Ihre Schicht beginnt um 20.30 Uhr, Feierabend ist um 6 Uhr morgens. Dann sofort hinlegen und schlafen? Bei Ann-Kathrin Schmidt weit gefehlt. „Ich wecke Daren, dann bringe ich ihn um 7.30 Uhr in die Kita, lege mich ein paar Stunden schlafen und hole ihn um 15.30 Uhr wieder ab“, sagt sie. „Ich habe mich für den Nachtdienst entschieden, da er bedingt durch Zuschläge besser bezahlt wird. Es ist außerdem für meinen Mann und mich von der Organisation her sehr angenehm, da er geregelte Arbeitszeiten hat und nachts immer zu Hause bei Daren sein kann.“

Kosten und Rechtsanspruch

Betreuungsgeld: Das Betreuungsgeld, im Volksmund auch Herdprämie genannt, wurde 2013 auf Betreiben der CSU eingeführt. Eltern, die ihr Kleinkind zu Hause betreuen und nicht in eine Kita oder zu einer Tagesmutter schicken, konnten monatlich 150 Euro erhalten.

Das Betreuungsgeld wird maximal vom 15. Lebensmonat bis zum dritten Geburtstag gezahlt. Im Juli 2015 urteilte das Bundesverfassungsgericht, das Betreuungsgeld verstoße gegen das Grundgesetz. Neue Anträge sind seitdem nicht mehr möglich, bei bereits genehmigten läuft die Auszahlung weiter.

Rechtsanspruch: Städte und Gemeinden müssen jedem Kind ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Betreuungsplatz in einer Kita oder in Form einer Kindertagespflege – zum Beispiel bei einer Tagesmutter – zur Verfügung stellen. Der Rechtsanspruch kann eingeklagt werden.

Kostenlose Betreuung: In Hamburg ist wochentäglich fünf Stunden Kita-Betreuung inklusive Mittagessen beitragsfrei. Ab 2017 gibt es in Schleswig-Holstein 100 Euro monatlich für Eltern, die ihre Kinder (bis drei Jahre) in einer Krippe oder bei der Tagesmutter betreuen lassen.

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Zusätzlich hat die junge Frau einen Nebenjob und arbeitet vier Tage im Monat (34 Stunden) im Remeo Center in Elmshorn und kümmert sich um Beatmungspatienten. „Mit meinem Nebenberuf ist die Kita für Daren schon bezahlt.“ Mit 439 Euro im Monat plus zusätzlich 1,95 Euro pro Tag für Essenskosten schlägt die Kitabetreuung zu Buche.

Die Kosten für die Kita fände sie zwar auf der einen Seite „absolut gerechtfertigt“, auf der anderen Seite empfindet sie es als „ungerecht, dass in Hamburg die fünfstündige Kinderbetreuung von der Geburt bis zur Einschulung beitragsfrei ist und Eltern, die längere Betreuungszeiten in Anspruch nehmen, finanziell entlastet werden, und das nicht für Schleswig-Holstein gilt“. Daren zu einer Tagesmutter zu geben kam für sie nach eigenen Worten „ebenso wenig infrage, wie die Herdprämie zu nutzen“. Und Ann-Kathrin Schmidt ergänzt: „Die Herdprämie kam für mich nicht infrage, da aus meinem familiären Umfeld niemand hier lebt, mit dem wir uns Darens Betreuung hätten teilen können.“ Ihn zu einer Tagesmutter zu geben sei keine Alternative gewesen, da die Kitazeiten auf „unsere Bedürfnisse zugeschnitten sind und die Betreuung immer gewährleistet ist“. Wichtig sei ihr, dass Daren gerne in die Kita geht. „Er hat Freunde gefunden, macht enorme Entwicklungsschritte und fühlt sich dank der liebevollen Betreuung dort sehr wohl“, so Schmidt.

„Nancy ist immer bei vertrauten Menschen“

Für Tatjana Zimmermann und ihren Mann Alexander stand bereits mit der Geburt von Tochter Nancy im Jahr 2013 fest, dass sie das Betreuungsgeld von 150 Euro, von Kritikern auch Herdprämie genannt, in Anspruch nehmen wollen.

Da die junge Familie gemeinsam mit Alexander Zimmermanns Eltern dasselbe Haus bewohnt und ihre Schwiegermutter ihre Arbeitszeiten mit Rücksicht auf Tatjana und ihren Ehemann wählen und so die Betreuung der zweieinhalb Jahre alten Nancy sicherstellen kann, „ist das mit dem Betreuungsgeld für uns die ideale Lösung“, sagt Tatjana Zimmermann.

Tatjana Zimmermann, 26, mit ihrer zweieinhalb Jahre alten Tochter Nancy
Tatjana Zimmermann, 26, mit ihrer zweieinhalb Jahre alten Tochter Nancy © HA | Cornelia Hösch

Und sie fügt hinzu: „Das klappt auch deshalb so gut, weil wir alle bei einem Lebensmitteldiscounter arbeiten und unsere Schichten aufeinander abstimmen können.“ Die Alternativen, Nancy in eine Kindertagesstätte zu geben oder sie zu einer Tagesmutter zu schicken, kamen für die beiden nicht infrage.

„Das ist uns einfach zu teuer, und wir wollten sie unter drei Jahren nicht schon für mehrere Stunden woanders hingeben“, sagt Tatjana Zimmermann. Die junge Mutter findet „es ungerecht, dass die Kitabetreuung in Schleswig-Holstein kostenpflichtig ist“.

22 Stunden wöchentlich arbeitet die Sparrieshooperin im Schichtdienst. „Entweder arbeite ich in der Zeit von 6 bis 15 Uhr oder von 12 bis 20.15 Uhr“, so Zimmermann, die außerdem teilweise noch sonntags jobbt.

Nancys Betreuung durch die Familie sieht die junge Frau durchweg positiv: „Nancy ist dadurch in ihrem gewohnten Umfeld und bei vertrauten Menschen. Ich habe Einfluss auf ihre Ernährung, Mittagsschlafzeiten, mit was sie sich beschäftigt und kann mich mit ihr und anderen Müttern verabreden, wenn ich dazu Lust habe. Und wenn einer von uns dreien krank ist, dann sind immer noch zwei Personen da, die sich um Nancy kümmern können.“

Ein weiterer Vorteil, ihre Tochter zu Hause zu betreuen, ist für Tatjana Zimmermann das Thema Gesundheit: „Nancy ist im Gegensatz zu anderen Kindern, die in die Kita oder zu einer Tagesmutter gehen, viel seltener krank“, sagt die 26-Jährige

Einmal in der Woche geht die junge Mutter mit ihrer kleinen Tochter zum Kinderturnen. „Ich finde es wichtig, dass sie regelmäßig andere Kinder trifft und sie zusammen toben“, sagt Tatjana Zimmermann. Im nächsten Jahr wird Nancy drei Jahre alt und kommt dann in Klein Offenseth-Sparrieshoop in den Kindergarten. „Unsere Tochter wird dann den ganzen Tag dort sein, damit ich auch wieder mehr Stunden arbeiten kann. Aber bis dahin ist ja noch ein bisschen hin“, so Tatjana Zimmermann.

„Mila wird individuell und liebevoll betreut“

Berit Carstens und ihr Ehemann Frederik haben sich bei ihrer Tochter Mila für die Betreuung durch eine zertifizierte Tagesmutter der Familienbildungsstätte Elmshorn entschieden, die ebenfalls in Sparrieshoop lebt.

„Das erste entscheidende Argument bei der Wahl der Tagesmutter war für uns, dass Mila sich dort wohlfühlt und sie uns natürlich sympathisch sein muss“, so Berit Carstens, die 13 Stunden in der Woche in einer kleinen Gemeinde im Kreis Steinburg als Grundschullehrerin arbeitet. 17 Stunden wöchentlich wird die 22 Monate alte Mila außer Haus betreut.

Berit Carstens, 37, mit Tochter Mila, die 22 Monate alt ist
Berit Carstens, 37, mit Tochter Mila, die 22 Monate alt ist © HA | Cornelia Hösch

Die Kosten für die Tagesmutter liegen bei vier Euro pro Stunde, dies ergibt für die Familie Castens eine Summe von 272 Euro pro Monat. Sowohl die Möglichkeit, die sogenannte Herdprämie in Anspruch zu nehmen, als auch die Option, Mila in die Kindertagesstätte in Klein Offenseth-Sparrieshoop zu geben, war für die jungen Eltern nicht die richtige Lösung.

„Die Herdprämie schied deshalb aus, da sie für uns beide zum damaligen Zeitpunkt nicht machbar war und ich nicht zu lange aus meinem Beruf raus sein wollte. Die Kindertagesstätte machte auf mich einen kalten Eindruck. Es wirkte alles so groß und sehr laut. Außerdem hatten wir die Befürchtung, dass unsere Tochter Mila in ihrem jetzigen Alter in einer größeren Gruppe untergeht, da sie eher zurückhaltend in ihrem Wesen ist“, sagt Berit Carstens.

Die 37-Jährige ist ebenso wie ihr Mann Frederik mit der Wahl der Tagesmutter für ihre Tochter sehr zufrieden. „Mila geht dort sehr gerne hin. Ihr Tag ist abwechslungsreich und individuell gestaltet. Der Kontakt zu ihrer Tagesmutter ist immer sehr eng und sehr liebevoll.“

An zwei Tagen ist das Mädchen von 7.15 Uhr bis 13.15 Uhr dort, an einem weiteren Tag bis 12.15 Uhr. „Mila frühstückt bei ihrer Tagesmutter, an den beiden längeren Tagen koche ich das Mittagessen für Mila, und sie isst bei ihrer Tagesmutter“, sagt Berit Carstens, die bei ihrer kleinen Tochter „auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung achtet“.

Die Option, Mila den ganzen Tag außer Haus betreuen zu lassen, stand für sie „nie zur Debatte, da ich das Glück habe, meine Arbeitszeiten in der Schule flexibel gestalten zu können. Außerdem finden wir, dass der Haupt-Erziehungsauftrag bei den Eltern des jeweiligen Kindes liegen sollte“, sagt Berit Carstens.

Auch sie würde es gut finden, wenn die Kitabetreuung in Schleswig-Holstein kostenlos wäre. „So würde ein erheblicher finanzieller Druck von den Familien genommen werden“, sagt die Lehrerin.