Wedel. 20 Millionen Euro Projekt: Ministerpräsident Albig eröffnet die sanierte Hafenpromenade. Traditionsschiffer lobt den neuen Hafen.

Nieselregen, trübe Aussichten, ein Schwarzbucheintrag kurz vorm Fest – all das kann einen Wedeler nicht erschüttern. Trotz schlechten Wetters und Kritik des Steuerzahlerbundes an den gestiegenen Kosten feierten am Donnerstag Hunderte die Einweihung ihres neuen Hafens mit anschließendem ersten Rundgang entlang der neuen Uferpromenade, vorneweg Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig und Bürgermeister Niels Schmidt. Diese zeigten sich in ihren Festansprachen im eigens errichteten Zelt am Hafen einig: Die Sanierung des rund 100 Jahre alten Fischereihafens war nötig und richtig.

Kritik an der Umsetzung und Kosten wollten sie nicht gelten lassen. Ministerpräsident Albig sprach von einem Vorzeigeprojekt und erklärte: „Der Hafen ist mit vier Millionen Euro nur ein klein wenig teurer geworden.“ Unerwartete Zusatzarbeiten durch gefundenen Bauschutt, umfangreichere Kampfmittelsondierungen sowie Probleme mit der Pfählung im Schlick hatten die Kosten auf 20,6 Millionen Euro in die Höhe getrieben. Bei Baubeginn 2012 waren die Experten von 16 Millionen Euro ausgegangen. Gleichzeitig mussten die Pläne aber deutlich abgespeckt werden, um im Kostenrahmen zu bleiben. Möglich wurde das Projekt durch Fördermittel. Die EU schoß 7,3 Millionen Euro zu, Bund und Land bezuschussten den Hafenumbau jeweils mit 2,25 Millionen Euro.

Umgestaltung des Hafens wertet Stadt auf

„Heute ist ein guter Tag für Wedel“, stellte Wedels Rathauschef klar. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, den Hafen zu sanieren. Er hoffe, dass sich diese Erkenntnis auch bei Kritikern durchsetze. „Wir als Land stehen zu dieser Investition: Die Mittel dienen der nachhaltigen Stadtentwicklung Wedels. Der umgestaltete Hafen wertet die Stadt auf“, so Albig. Dieser outete sich auch gleich als großer Wedel-Fan, einer Stadt, die er als Schmuckstück Schleswig-Holsteins hervorhob und von der er sich noch viel erhofft.

So soll der sanierte Hafen, den er als neuen „Sehnsuchtsort des Landes“ lobte, Hamburger in das norddeutsche Bundesland locken – am liebsten Investoren und Unternehmer, denen es in der Nachbarstadt zu eng wird. Dass sie kommen werden, daran hat Albig keinen Zweifel. „Ganz viele werden hier in Wedel investieren wollen“, versicherte er mit Blick auf die Kritik des Steuerzahlerbundes. Letzterer bemängelte, dass die erhofften Betreiber für den sanierten Hafen oder das geplante neue Hotel bislang ausblieben. „Das stimmt nicht. Es gibt Interessenten“, betonten Albig und Schmidt. Bislang hätten sich die Interessenten aber nicht öffentlich zu ihren Plänen bekannt.

Das erste Schiff, das im neu sanierten Wedeler Hafen anlegte war die Ewer „Gloria“ mit „Kapitän
Das erste Schiff, das im neu sanierten Wedeler Hafen anlegte war die Ewer „Gloria“ mit „Kapitän" Ulrich Grobe © HA | Katy Krause

Anders Ulrich Grobe. Der ehemalige Leiter der IHK-Geschäftsstelle in Elmshorn hat sich ganz in den Dienst des Ewers „Gloria“ gestellt. Er ist Chef des Vereins, der das Traditionsschiff mit dem Baujahr 1898 am Leben erhält und hat Pläne, den Hafen zu beleben. Den Anfang machte die „Gloria“ am Mittwoch. Als erstes Schiff durfte sie den neuen Wedeler Hafen ansteuern. Das liegt wohl auch daran, dass Grobe ein bekennender Fan des Hafenprojekts ist und seit drei Jahren die Pläne verfolgt. Als Kenner der Szene der Traditionsschiffer griffen die Bauherren des Hafens auch auf sein praktisches Wissen zurück.

„Die Hafeneinfahrt war meine Idee“, gesteht Grobe. Er hatte sich dafür ausgesprochen, den Winkel der neuen Mole zu verändern, damit große Schiffe bei jeder Tide die jetzt deutlich schmalere Einfahrt auch passieren können, ohne Gefahr zu laufen, mit dem Heck anzuecken. Die Größe der Einfahrt wurde verringert, um der Verschlickung des Hafens vorzubeugen. Grobe glaubt, dass das Konzept aufgeht. „Die Menge der Sedimente, die mit jeder Schiffswelle in den Hafen gedrückt wird, wurde um ein Drittel verringert“, schätzt er. Klar ist, dass der Hafen im kommenden Jahr noch einmal ausgebaggert wird. Anschließend wird sich zeigen, ob die Konstruktion wirklich gegen den Schlick hilft.

Grobe und die ehrenamtliche Crew des Traditionsschiffs werden es erleben. Denn sie wollen wiederkommen, planen regelmäßig, im Hafen anzulegen und von dort aus etwa vierstündige Segeltörns, die Elbe entlang anzubieten. Einen Vorgeschmack auf einen zukünftig belebten Hafen gab’s am Donnerstag. Zwölf Boote steuerten zur Eröffnung den neuen Hafen an. Klar ist: Die „Gloria“ kommt am 18. und 19. Mai sowie vom 6. bis 19. Juli wieder. Ob weitere Schiffe Kurs auf Wedel nehmen werden, muss sich zeigen.