Pinneberg. Fraktionen sichern Planern Unterstützung zu, erwarten aber auch dringend Geld von der Wabe. Letzte Frist bis 15. Dezember.
So langsam wird’s eng. Bis zum 15. Dezember hat der Hamburger Bildungsträger Wabe Zeit, Rückstände bei der Stadt Pinneberg zu begleichen. Diese letzte Frist hatten Politiker eingeräumt, um das in Gefahr geratene 100-Millionen-Euro-Konzept für einen XL-Campus zu retten. Am Dienstagabend sprach Bürgermeisterin Urte Steinberg gemeinsam mit zwei Fraktionschefs bei der Wabe in Hamburg vor. Der Aufsichtsrat des Bildungsträgers hatte eingeladen, um abzuklopfen, ob die Pinneberger Politik noch voll hinterm Campus-Projekt steht. Das konnte Steinberg den Planern zusichern. „Ich glaube ans Projekt und gehe davon aus, dass die Zahlungen angewiesen werden“, so die Rathauschefin am Mittwoch. Auch CDU-Fraktionschef Andreas Meyer, der sich mit auf den Weg nach Hamburg gemacht hatte, setzt voll auf die Wabe: „Der Campus kommt wie geplant, das ist für mich ganz eindeutig.“
Neben Meyer war Joachim Dreher von den Grünen mit in die Hansestadt gefahren. Die Fraktionschefs von FDP, Bürgernahen und SPD blieben hingegen zuhause. „Die Einladung kam viel zu kurzfristig“, so die Sozialdemokratin Angela Traboldt. Zudem habe die Politik mit ihrem mehrmaligen Zahlungsaufschub ein ausreichendes Signal gesetzt: „Wir halten am Campus fest“, so die Sozialdemokratin.
2,6 Millionen Euro fehlen der Stadt noch
Das 100-Millionen-Euro-Projekt war Ende Februar mit viel Verve präsentiert worden. Im Juli waren jedoch Irritationen aufgetreten, weil Zahlungsvereinbarungen nur teilweise eingehalten wurden. 1,5 Millionen Euro flossen. Auf weitere 2,6 Millionen Euro wartet die Stadt bis heute. Wabe-Geschäftsführer Marcel Graff hatte darauf hingewiesen, dass das Finanzierungskonstrukt kompliziert sei – aber stets betont, dass „das Gesamtprojekt nicht in Frage“ stehe. Graff war am Mittwoch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Die Politik hat fraglos viel guten Willen gezeigt. Mehrmals waren Fristen verlängert worden. Zuletzt jedoch mehrten sich die Anzeichen, dass die Geduld der Volksvertreter allmählich an ihre Grenzen stößt. Hinter vorgehaltener Hand sprach manch Politiker davon, die für Bildung vorgesehenen Grundstücke auf dem Areal der Egger-stedt-Kaserne für neue Firmen aufzubereiten – um das Gewerbesteueraufkommen der finanziell angeschlagenen Kreisstadt in die Höhe zu treiben.
Der Bildungsträger Wabe plant in der 42.000-Einwohner-Stadt Pinneberg auf einer Fläche von mehr als 70.000 Quadratmetern ein Campus-Ensemble. Bestandteile sollen eine Internationale Schule, ein Internat, Sporteinrichtungen sowie eine Akademie, in der Erzieher und Pflegekräfte ausgebildet werden, sein. 330 Parkplätze gehören ebenfalls zu dem ambitionierten Konzept. Eine Kindertagesstätte hatte die Wabe bereits 2014 hochgezogen und Anfang 2015 in Betrieb genommen.
Warten auf den 15. Dezember
Nach der Vorstellung der Pläne war die Freude in Reihen der Politiker zunächst schier unbändig gewesen. Investoren aus dem Ausland sollten den Weg zum XL-Campus ebnen. Mit dem bekannten Hotelier Gerd Prantner hatte Graff einen prominenten Mitstreiter präsentiert. Prantner, der 25 Jahre lang Chef der renommierten Hamburger Nobelherberge „Vier Jahreszeiten“ war, stehe als Betreiber eines Hotels mit bis zu 110 Betten bereit. Mit der Akademie für Erzieher und Pflegefachkräfte wolle die Wabe auch Fachkräfte aus anderen Ländern fit für den deutschen und den internationalen Markt machen.
Mit Spannung wird jetzt der 15. Dezember erwartet. Sollte dann kein Geld eingegangen sein, könnten die Pinneberger Politiker die Notbremse ziehen und das Campus-Projekt begraben. Auch um zu verhindern, dass sich Geschichte wiederholt: Denn 2015 war der Stadt ihr Etat um die Ohren geflogen, weil im Haushalt eingeplantes Geld fehlte. Uwe Lange, Fraktionschef der Bürgernahen hat das nicht vergessen: „Mit uns wird es keine weitere Frist geben.“