Pinneberg. Die Landwirte fordern, dass das giftige Jakobskreuzkraut zurückgedrängt wird. Doch bisher gibt es nur einen Leitfaden.

Die Landwirte erhöhen den Druck in Sachen Bekämpfung des Jakobskreuzkrautes. Mit einer Unterschriftenliste plädieren sie für verlässliche Regeln im Umgang mit der giftigen Pflanze. Bisher gibt es aus dem Landwirtschafts- und Umweltministerium nur einen Leitfaden mit Empfehlungen. „Wir wollen das Jakobskreuzkraut nicht ausrotten, wie uns manchmal unterstellt wird“, erklärt Karen Franzen, Vorsitzende des Flensburger Bauernverbandes. „Die Pflanze muss auf ein verträgliches Maß zurückgedrängt werden.“

Im Kreis Pinneberg wurde die Unterschriftenliste an die Mitglieder verteilt und bei Veranstaltungen ausgelegt, so der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, Peer Jensen-Nissen. Dass die Aktion auf so kräftige Resonanz stieß, erklärt er auch mit dem hohen Anteil an Landwirten mit Pferdehöfen. Die Tiere gelten neben Rindern als besonders empfindlich gegenüber den giftigen Pyrrolizidinalkaloiden (PA) aus dem Jakobskreuzkraut. Auf intensiv genutzten Feldern sei das Jakobskreuzkraut nicht anzutreffen, wohl aber auf extensiv genutzten Äckern.

Auch die Imker sind mit im Boot

Die Landwirte sind mit ihrer Position nicht allein. Die Unterschriftenaktion war zusammen mit dem Nordangler Imkerverein initiiert worden. Denn in Honig findet sich PA aus den Blüten des Krautes wieder, wie eine Untersuchung der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein ergab.

In einer Probe seines Produkts sei „glücklicherweise nur eine sehr geringe Menge“ gefunden worden, erklärt Imker Dittmar Stöckl aus Plön. Er hat beobachtet, dass seine Bienen den Obstgarten nebenan verschmähen und lieber auf einem weiter entfernten Feld mit den gelben Blüten Pollen sammeln. „Sie fliegen, wohin sie wollen“, so Stöckl. Die Empfehlung des Landes sei deswegen wenig sinnvoll, die Bienenstöcke abseits der Kräuter aufzustellen. Er hat auf seiner Website eine Unterseite geschaffen, auf der über das Kraut aufklärt wird. Seitdem sei Stöckl „mittendrin in der Diskussion“.

8333 Unterschriften waren zusammengekommen und während der Messe Norla an Minister Robert Habeck übergeben worden. Der sicherte zu, Unterschriften und Argumente an den „Runden Tisch Jakobskreuzkraut“ weiterzuleiten. Doch der hat bisher noch nicht getagt.

Bei der Einschätzung des Asterngewächses liegen Bauern und Imker über Kreuz mit den Naturschützern. So sieht der Nabu eine „irrationale Debatte“ und „Panikmache auf breiter Front“, weil es in Schleswig-Holstein keine gesicherten Erkenntnisse über Tiere gebe, die sich durch das Fressen von PA vergiftet hätten.

Einen „ideologischen Kampf“ macht der Haselauer Bürgermeister Rolf Herrmann, CDU, um das Jakobskreuzkraut aus. Er wies frühzeitig auf die zunehmende Ausbreitung unter anderem in dem Marschdorf hin und sieht weiterhin eine Bekämpfung als dringend erforderlich an.