Kreis Pinneberg. In den vergangenen 30 Jahren stieg der Preis für landwirtschaftlichen Boden um das Dreifache. Mehrere Faktoren sorgen für diese Erhöhung.

Boden ist für Landwirte zu einer umkämpften Ware geworden. „Die Preise steigen kontinuierlich“, erklärt Peer Jensen-Nissen, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes. Seit 1995 haben sie sich in Schleswig-Holstein mehr als verdreifacht. Allein im vergangenen Jahr stiegen sie um rund zehn Prozent. Ähnlich hätten sich auch die Pachtpreise entwickelt.

Leidtragende dieses Prozesses sind Landwirte wie Max Steckmeister. Der Lutzhorner leitet einen Familienbetrieb in dritter Generation mit 550 Tieren. 280 Kühe geben Milch, die anderen gehören zur Nachzucht. Sein Betrieb muss wachsen, um bestehen zu können. „Die Zusammenhänge sind komplex“, sagt Rolf M. Tietjen von der Agrarberatung Südholstein, der den Landwirt bei seinen Planungen unterstützt.

Eine Ursache sei der technische Fortschritt, erklärt Steckmeister. 2012 schaffte er sich einen neuen Melkplatz an. Der rechnet sich jedoch erst ab 200 Kühen. Ferner muss der 52-Jährige die Düngeverordnung beachten. Er darf nur eine bestimmte Menge an Gülle auf das Land ausbringen. „Man rechnet zwei Kühe pro Hektar“, sagt Steckmeister. Was er nicht als Dünger nutzen darf, muss abgegeben werden, und das verursacht Kosten.

Zudem haben das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und der Bau von Biogasanlagen für steigende Preise gesorgt. Es wird Boden benötigt, auf dem die Energiepflanzen wachsen. „Der Boom ist zwar mittlerweile vorbei“, erklärt Jensen-Nissen. Doch für die bestehenden Anlagen wird weiter Rohmaterial benötigt, zumeist Raps und Mais.

Preistreibend wirkt sich auch der Verlust an landwirtschaftlicher Fläche zugunsten der Ausweisung von Bau- und Gewerbegebieten sowie Straßenbau aus. Täglich gehen in Deutschland auf diese Weise 74 Hektar verloren.

Zudem greifen politische Einflüsse. Nach einer 2014 beschlossenen EU-Reform soll Ackerfläche stillgelegt werden. Den gleichen Effekt hat nach Aussage von Jensen-Nissen das 2013 vom schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) erwirkte Dauergrünlandgesetz.

Und noch eine neue Nachfragergruppe ist aufgetaucht: Angesichts der steigenden Preise und der niedrigen Zinsen auf dem Kapitalmarkt haben Investoren die Ackerkrume als Anlageobjekt entdeckt. Zwar gebe es ein Vorkaufsrecht für Landwirte, sagt der Geschäftsführer des Kreisbauern-verbandes. Doch diese müssten etwa 20 Prozent mehr bezahlen, da zusätzliche Kosten durch die doppelte Grunderwerbssteuer und weitere Bearbeitungsgebühren anfielen. Dass kleinere Betriebe aufgeben, Land verpachten oder verkaufen, wiegt laut Nissen-Jensen die höhere Nachfrage nicht auf.

Für Steckmeister war Wachstum schon immer ein Thema. Sein Vater hatte vor 30 Jahren noch eine Milchquote von 220.000 Kilogramm jährlich. Die Kühe von Max Steckmeister produzieren diese Menge mittlerweile in einem Monat. Das Wachstum spiegelt sich auch in der Größe der Fläche wider. 1984 verfügte der Hof noch über 58 Hektar.

Allein 2014 pachtete Max Steckmeister 45 Hektar hinzu, sodass der Hof jetzt auf 230 Hektar kommt. Er gehöre damit zum „oberen Drittel“ der landwirtschaftlichen Betriebe im Kreis Pinneberg, so Jensen-Nissen.

Im Vergleich zu den anderen Landkreisen seien die Preise schon immer höher gewesen, sagt Rolf M. Tietjen. Und wer in Schleswig-Holstein Boden kauft, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen als in den meisten anderen Bundesländern. Nur in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen soll mehr bezahlt werden.

Die Konkurrenz um den Boden verändert auch das Verhältnis der Bauern untereinander. So stand im vergangenen Jahr ein Makler unangekündigt vor der Tür von Max Steckmeister. Ihm wurde von dem Kaufmann eine Fläche angeboten, die er bereits gepachtet hatte und bewirtschaftete. Der Pachtvertrag läuft allerdings bald aus. Der Besitzer hatte den Makler beauftragt, bei mehreren möglichen Nutzern nachzufragen und so einen höheren Preis zu erzielen.

„Man kennt sich und hat früher die Preise selber ausgehandelt“, erinnert sich der Landwirtschaftsmeister. Und gab damals ein Kleinbauer auf, so verpachtete er das Land gleichmäßig aufgeteilt an mehrere Hofbetreiber, mit denen er gut konnte. Heute entscheidet einzig der Preis.