Barmstedt/Elmshorn. 30 Bäcker-Auszubildende der Kreisberufsschule Elmshorn backten und bauten ein großes Knusperhäuschen aus 250 Kilogramm Lebkuchen.

Wer ins Barmstedter Rathaus trat, den umnebelte sofort eine süße Duftwolke. Es roch überall nach Mandeln, Marzipan, Honig, Lebkuchen und Gebäck. So stimmungsvoll adventlich, dass Besuchern gleich das Wasser im Munde zusammenlief, war die Kommunale Halle in Barmstedt zum Weihnachtsmarkt wohl noch nie geschmückt. 30 junge angehende Bäckergesellen der Kreisberufsschule haben nach wochenlanger Vorbereitung ein 2,50 Meter großes Knusperhaus im Rathaus-Foyer aufgebaut, das aus 250 Kilogramm Lebkuchen und anderen Leckereien besteht. Am Sonnabend und Sonntag kann es von den Weihnachtsmarktbesuchern aus nächster Nähe bestaunt werden, da das Rathaus dafür jeweils von 15 bis 19 Uhr geöffnet ist, wie Bürgermeisterin Heike Döpke ankündigte.

Die eigentliche Arbeit hatten die Bäckerauszubildenden schon vor dem Aufbau hinter sich. Zweimal mussten sie sogar nachts um drei aufstehen, um die tragenden Wände aus Lebkuchen- und Honigkuchenteig in der Backstube der Kreisberufsschule zusammenzufügen. Drei Wochen lang seien seine Schützlinge schon mit der Knusperhäuschen-Aufgabe betraut, sagte Berufsschullehrer Winfried Scheidweiler. „Die Auszubildenden sind mit Herz und Leidenschaft bei der Sache, überaus kreativ und selbstständig. Praxisnäher kann der Unterricht nicht sein.“

Die Kinder vom Awo-Kindergarten in Barmstedt waren begeistert vom Knusperhäuschen
Die Kinder vom Awo-Kindergarten in Barmstedt waren begeistert vom Knusperhäuschen © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Beim Aufbau der essbaren Einzelteile komme es auf Präzisionsarbeit an, erklärt der Auszubildende Barry Bernstein aus Pinneberg. Vor allem das große Dach, den Schornstein und die Wände zusammenzufügen, sei das Schwierige. Für das Dach habe es zwölf Hände gleichzeitig bedurft, um es fest und stabil auf die Wände zu setzen. Denn das Knusperhäuschen soll bis zum 7. Januar im Barmstedter Rathaus stehen bleiben. Erst dann darf es vor Ort in Gänze von Kindern aufgegessen werden, wozu die Kindergärten eingeladen werden.

Aber bis dahin dürfte der eine oder andere Besucher in Versuchung geraten: Zu verlockend und lecker sieht das wohl größte Knusperhäuschen – zumindest im Kreis Pinneberg – aus. Damit es nicht kahl genascht wird oder einzustürzen droht, dafür sorgt Barmstedts Bäckermeister Michael Saß. Er werde immer reichlich Kekse und Gebäck neben das Knusperhäuschen legen, verspricht Saß, in dessen Backstube die letzten Backvorgänge mit den Berufsschülern ausgeführt wurden. Einen Wald aus 75 Kilogramm Baumkuchenteig haben sie in seinem Betrieb fürs Knusperhäuschen gefertigt.

Wie filigran die Arbeit der Berufsschüler sein muss, beschreibt Studiendirektor Udo Pfahl anhand des Puderzuckers und Eischnees, der das Dach und die Wände verziert. 100 Kilogramm Eischneemasse muss so gerührt werden, dass sie nicht reißt und wieder heruntertropft, wenn die Schüler sie als Guss auf die Lebkuchenteile spritzen, erläutert Pfahl, der 1984 die Idee zu dieser Kreativarbeit für seine Bäckerazubis hatte. Seitdem backen, entwerfen und bauen seine Berufsschüler jedes Jahr ein Lebkuchenhaus, das immer wieder anders ausieht und an verschiedenen Orten aufgestellt wird.

Für die Auszubildenden sei dies eine große Herausforderung, weil sie plötzlich ganz anders mit den Rohstoffen umgehen müssten, als sie es in ihrem Bäckereibetrieb gelernt hätten. Anstrengend sei es obendrein. „Da stecken 250 Arbeitsstunden drin“, sagt Pfahl. Für das nächste Jahr gebe es eine Anfrage aus dem Deutschen Bundestag. „Da hätte ich große Lust, es aufzustellen“, sagt Pfahl. Das sei allerdings eine Frage der Logistik. „Und vielleicht spielt da Angela Merkel als Hexe mit.“