Wedel . Die Bürgermeister-Kandidaten treffen erstmals aufeinander. Der Wahlkampf lockt viele Interessierte ins STadtteilzentrum „Mittendrin“.

Es ist seine Stadt. Die Frage ist, ob sie es bleibt. Seit elf Jahren führt Niels Schmidt das Wedeler Rathaus als Verwaltungschef. In der Stadt, in der er aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, wo er in der Tankstelle seiner Eltern ausgeholfen hat und wo er die Verwaltungslaufbahn einschlug, will er Bürgermeister bleiben. Deshalb stellt er sich als parteiloser Kandidat am 28. Februar zur Wiederwahl um das Amt des Verwaltungschefs – nicht ohne Konkurrenz. Unterstützt von der SPD geht der Plöner Verwaltungsfachmann Eckhard Frahm ins Rennen. Seit kurzem steht mit der Neuwedelerin Claudia Wittburg (parteilos) zudem eine weitere Bewerberin fest.

Am Mittwochabend trafen die Kandidaten erstmals aufeinander. Die Grünen hatten die Podiumsdiskussion organisiert. Das Interesse war groß, zu groß für die begrenzten Räumlichkeiten. So drängten sich etwa 80 Interessierte in dem Gemeinschaftsraum des Stadtteilzentrums „Mittendrin“. Die Anwesenden konnten sich ein erstes Bild von den Bewerbern machen, die noch am Anfang des Wahlkampfes stehen. So war es mehr ein vielversprechendes Aufwärmtraining, das einen spannenden Wahlkampf erhoffen lässt.

Dabei nutzte „Platzhirsch“ Schmidt den Heimvorteil. Das war aber nicht schwer. Er profitierte von seinem Wissensvorsprung gegenüber den anderen Kandidaten, die sich in Wedels Probleme und die mögliche Aufgabe noch hineinfinden müssen. Schmidt, 55, in zweiter Ehe verheiratet, eine Tochter, ein Stiefsohn, verlor zu seiner Person während der Vorstellungsrunde wenig Worte. „Viele kennen mich schon. Ich halte mich deshalb kurz“, so Schmidt. Er habe große Freude an seinem Job, allerdings sei es in den vergangenen Jahren schwieriger gewesen. Grund: die finanzielle Lage der Stadt. Darauf führte er viele angesprochene Probleme wie gestiegene Kita-Gebühren, gekippte Nordumfahrung oder auf Eis liegende ÖPNV-Projekte zurück. Es sei viel denkbar, aber es müsse bezahlbar sein.

„Wir Eltern fühlen uns nicht ernstgenommen“

In diese Bresche schlug Claudia Wittburg. Die zweifache Mutter will Wedel bezahlbarer und lebenswerter machen. Aus ihrer Sicht werden falsche Prioritäten gesetzt. Millionen von Euro in den Hafenumbau investieren und gleichzeitig die Beiträge für die Kinderbetreuung erhöhen, weil gespart werden muss? Für die 35-Jährige passt das nicht zusammen. Die frischverheiratete Wittburg gehört zur Elterninitiative „Stopp – Hände weg von Wedels Familien“, die sich gegen die Kita-Gebühren wehren. „Wir Eltern fühlen uns vom Bürgermeister und Politikern nicht ernst genommen“, sagt sie. Statt aufzugeben, kämpft sie und verleiht ihrem Anliegen als Kandidatin Gehör.

Erstmals trafen in Wedel die bislang drei Bewerber um das Amt des Bürgermeisters aufeinander. Das lockte mehr Interessierte als der Raum fassen konnte
Erstmals trafen in Wedel die bislang drei Bewerber um das Amt des Bürgermeisters aufeinander. Das lockte mehr Interessierte als der Raum fassen konnte © HA | Katy Krause

Die gelernte Bankkauffrau und Medienexpertin kann dagegen in Verwaltungsfragen nicht glänzen. Dafür trifft sie mit ihren klaren Botschaften einen Nerv. Sie steht für Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Bürgerbeteiligung, bezahlbaren Wohnraum, kostenloses Anwohnerparken in der Innenstadt. „Ich stehe für all diejenigen, die mit der aktuellen Situation nicht zufrieden sind“, so Wittburg.

Während Schmidt für das Bekannte und Wittburg für die Unzufriedenen steht, positioniert sich Sozialdemokrat Frahm als derjenige für den Neuanfang. Wer ihn wählt, bekäme Verwaltungserfahrung und frischen Wind im Rathaus – so sein Slogan. Der 53-Jährige lebt mit Tochter und Frau in Bordesholm, arbeitetet für die Stadt Plön. In Verwaltungsfachfragen kann Frahm mit Schmidt mithalten, aber das detaillierte Wissen um Wedels Probleme und Eigenheiten fehlt ihm. Noch, wie er sagt. „Ich lerne schnell.“ Was er schon gelernt habe: In Wedel gebe es viele Unzufriedene. „Ich werde mich für mehr Informationen, mehr direkte Beteiligung und Mitsprache einsetzen“, versprach er. Unter anderem will er eine Bürgersprechstunde einführen. Mit Wittburg teilt er die Ansicht, dass im Bereich Bildung, Kita und Schule als letztes gespart werden darf.

Während in den Zuhörerreihen Vertreter anderer Parteien wie WSI und FDP zu finden waren, machte sich die CDU rar. Vielleicht lag es daran, dass die Union sich in dieser Woche festlegte. Laut dem Ortsvorsitzenden Michael Schernikau wurde einstimmig beschlossen, dass die CDU Schmidt unterstützt. Der SPD unterstellt er, nur einen der ihren im Rathaus installieren zu wollen. Das gelte es zu verhindern.