Wedel . Ehemalige Stadtpräsidentin sammelt Geld für PR-Initiative. Bürgermeister-Kandidaten setzen auf Homepage, Facebook und Youtube.

Die Sonne lacht vom Himmel über Wedel. Hans-Jürgen Hoff steht vor dem Gelände des Businessparks. Hinter ihm ist die Visualisierung des neuen Gewerbeparks zu sehen, wie ihn sich die Architekten einst vorgestellt haben. Vor diesem Hintergrund erläutert Hoff in einem Werbeclip, warum er ein Fan des amtierenden Rathauschefs Niels Schmidt (parteilos) ist.

In Wedel tobt der Wahlkampf um das Amt des Bürgermeisters – und das auf allen Kanälen. Bei drei Kandidaten und einem Job werden eben alle Werbemaßnahmen ergriffen. Und so darf in einem rund zweiminütigen Youtube-Film auch der ehemalige DGB-Ortskartellvorsitzende Hoff seine Schmidt-Vorliebe erläutern.

„Unser Bürgermeister hat viel dazu beigetragen, dass hier Arbeitsplätze geschaffen werden und wir etwas Neues in Wedel machen“, erklärt Hoff mit Blick auf das Raffinerieareal, das zum Businesspark werden soll. Zudem lobt er den Rathauschef als sozial engagiert und einen, der sich in der Stadt auskenne. „Er weiß, wo es lang geht“, schließt Hoff den Filmbeitrag.

Der ist Teil einer PR-Initiative unter dem Titel „Der Beste muss Bürgermeister bleiben!“, für die Sabine Lüchau verantwortlich zeichnet. Die langjährige Stadtpräsidentin, Christdemokratin und Vorsitzende des Vereins Wedel für Kinder (Weki) begann bereits vor Monaten damit, Geld bei Freunden des Bürgermeisters einzuwerben. Das geht aus einem von ihr unterzeichneten Brief hervor, der dem Abendblatt vorliegt. Darin bittet sie um finanzielle Unterstützung und betont, dass es sich um eine rein private Initiative handele und diese unabhängig von den Wahlkampfaktionen des Bürgermeisters sei. Der dürfte auch gar keine Spenden für den Wahlkampf annehmen. Das von der Initiative gesammelte Geld soll unter anderem in Zeitungsannoncen investiert werden, wie Lüchau erklärt. Zudem würde es zur Umsetzung weiterer Ideen benötigt, wie beispielsweise eine Unterstützer-Seite bei Facebook. Die ist unter dem Namen „Wedeler für Schmidt“ seit kurzem scharf geschaltet. Auch hier wirbt Lüchau mit Namen und Gesicht für Schmidt, bittet zudem um weiteres Geld und gibt erneut das im Brief erwähnte Stadtsparkassenkonto an.

Das Erstaunliche: Lüchau sprach nie selbst mit Hoff, wie dieser auf Abendblatt-Nachfrage erklärt. Er will gar nicht gewusst haben, dass er Teil einer PR-Initiative der ehemaligen Stadtpräsidentin ist. Angesprochen und gefilmt worden sei er von Jörg Frenzel. Der ist Mitbegründer des kommunikateams, eines PR-Unternehmens mit Sitz in Wedel. Das füllt auch die Internetseite der Stadt mit Inhalt und versorgt Schmidt mit Bild- und Textmaterial für seinen Wahlkampf.

Auf Anfrage bestätigt Frenzel, dass die kommunikateam GmbH den Auftrag von Lüchau zur Begleitung von PR-Maßnahmen im anstehenden Bürgermeister-Wahlkampf erhalten habe. Bestandteil dieses Konzeptes seien unter anderem Film-Einspieler, in denen Wedeler zu Wort kommen, die Schmidt auch künftig als Bürgermeister wünschen. „Die Organisation der Freiwilligen lag dabei nach Absprache mit Frau Lüchau in den Händen der kommunikateam GmbH“, so Frenzel. Den Kontakt zu Hoff vermittelte dabei Schmidt. Laut Frenzel der Einfachheit halber, da die beiden Nachbarn sind.

Der Einfachheit halber schickte er am Dienstag auch eine schriftliche Stellungnahme Hoffs mit. Darin erklärt dieser: „Ich kenne mich in Internetsachen nicht so aus, habe aber Vertrauen zu Herrn Frenzel.“ Ihm sei zwar nicht bewusst gewesen, dass der Film nicht auf der Internetseite Schmidts zu sehen sei, sondern auf der Seite der Unterstützer „Wedeler für Schmidt“, aber das sei kein Beinbruch. Frenzel betont indes mit Blick auf die Auftraggeber Schmidt und Lüchau: „Es handelt sich bei den beiden Kunden um jeweils eigenständige Kunden mit individueller Rechnungslegung durch unser Unternehmen.“

Lüchau war trotz mehrfacher Anfragen nicht zu erreichen. Ihre Motivation lässt sich einer Pressemitteilung entnehmen. „Ich habe in der Politik viele Jahre mit Niels Schmidt zusammengearbeitet und kann mir keinen besseren Verwaltungschef vorstellen.“ Denen, die sich mokieren würden, dass sie Partei ergreife, halte sie entgegen: „Ich habe während der Amtszeit viel Wert auf Neutralität gelegt. Nun bin ich lange ausgeschieden und sehe deshalb keine Probleme, meine politische Meinung zu äußern.“

Schmidt sieht in der flankierenden Unterstützung kein Problem. Er begrüßt die Initiative Lüchaus. „Über die Unterstützung freue ich mich sehr“, sagt er. Wer genau hinter der Gemeinschaft stecke und was noch geplant sei, wisse er nicht. Sie sei unabhängig von seinem Wahlkampf.

Während mit professioneller Hilfe die Werbemaschine für den amtierenden Bürgermeister auf Youtube, Facebook und seiner eigenen Homepage beziehungsweise seinem eigenen Facebook-Auftritt läuft, haben auch die beiden Herausforderer die Internetwelt als Plattform für sich entdeckt. Allerdings deutlich zurückhaltender.

Unter dem Motto „Frischer Wind ins Rathaus“ steht die Homepage von Eckhard Frahm, der für die SPD an den Start geht. Darauf finden sich Termine, Lebenslauf, ein paar Worte zur Motivation und seinen Zielen.

Gegen Facebook habe er sich bewusst entschieden. „Die Frage ist, was das unterm Strich dem Wähler bringt. Zudem bedeutet es einen großen Aufwand und es ist schwer zu kontrollieren, was dort kommentiert wird“, erklärt Frahm, der seine Kraft auf Ortstermine konzentriert.

Die Dritte im Bunde, Claudia Wittburg, die als parteilose Kandidatin ihre Unterstützerunterschriften im Rathaus eingereicht hat, bringt ihre Internetseite demnächst an den Start.

Ob sich der mediale Wahlkampf und die PR-Aktionen auszahlen, wird sich am 28. Februar zeigen. Dann ist Wahltag. Wer die Kandidaten live erleben will, kann dies an diesem Mittwoch, 25. November, im Stadtteilzentrum „mittendrin“ von 19.30 Uhr an.