Wedel . Wegbegleiter erinnern an den jüngeren Sozialdemokraten aus der bekannten Hamburger Politiker-Familie. Er starb bereits 2006.

Er rauchte, war Mitglied der SPD und schrieb Bücher. Nein, die Rede ist nicht vom verstorbenen Helmut Schmidt, der heute während eines Staatsaktes in Hamburg beigesetzt wird. Gemeint ist sein zweieinhalb Jahre jüngerer Bruder Wolfgang. Dieser lebte und arbeitete jahrzehntelang in Wedel, prägte die Stadt in vielfältiger Hinsicht. Gerade dieser Tage erinnern sich Wegbegleiter an den 2006 verstorbenen Wolfgang Schmidt. So wie sein ehemaliger Schüler Lothar Barop.

Der heutige SPD-Vorstandschef lernte als junger Juso Wolfgang Schmidt als erfahrenen Altgenossen kennen. „Er war sympathisch, hatte immer ein offenes Ohr auch für uns Jüngere. Man konnte sich mit ihm auf Augenhöhe unterhalten“, sagt Barop. In den 50-ern saß Wolfgang Schmidt als bürgerliches Mitglied in einem Wedeler Ausschuss. 1966 wurde er Mitglied des Stadtrates. Er blieb es bis 1974, wie aus den Unterlagen des Stadtarchivs hervorgeht. Besonders für Jugend- und Kulturthemen machte er sich stark. Barop hat außer kommunalpolitischen Tipps noch etwas anderes Wichtiges von Schmidt gelernt: das Rechnen.

Denn beruflich trat Wolfgang Schmidt in die Fußstapfen der Eltern, er wurde Lehrer und unterrichtete in den 50-ern an der damals neuen Albert-Schweizer-Schule die ersten Jahrgänge, darunter auch Barop. Später wurde er Rektor der Theodor-Storm-Schule am Rosengarten bis zu seiner Pensionierung 1983. Unter seiner Leitung wurde die bisherige Volksschule aufgelöst und eine Orientierungsstufe eingeführt. Dadurch erlebte die Schule einige Umbrüche, ganze Klassen zogen um. Die niedrigen an die Altstadtschule, von dort kamen ältere Jahrgänge zur Theodor-Storm-Schule. Nach der Pensionierung engagierte sich Wolfgang Schmidt ehrenamtlich im Stadtarchiv. Oft saß er der damals neuen Stadtarchivarin Anke Rannegger gegenüber. „Er war eine beeindruckende Persönlichkeit, recht schweigsam und ein akribischer Arbeiter“, erinnert sich Rannegger, die manchmal mit ihm in der Pause eine rauchte. Viel Privates erzählte er nicht, sein Bruder war nie Thema. „Er war in dieser Sache sehr zurückhaltend“, so Rannegger. Bilder von den Geschwistern in Wedel existieren im Stadtarchiv nicht.

Erhalten geblieben sind die vier Abhandlungen Schmidts über seine Heimatstadt. So beschäftigte er sich mit den Ereignissen im Mai 1945, schrieb die Geschichte der SPD von ihren Anfängen 1876 bis zum Weltkrieg auf. Weil er sich über die willkürliche Namensgebung neuer Straßen ärgerte, verfasste er ein Buch über die alten Flurnamen. Zudem befasste er sich mit der Volkshochschule. Auch wenn es keine Fotos der sich doch so ähnlichen Geschwister gibt, erinnern sich manche an das Bild, wie beide im Schulauer Fährhaus saßen, Kaffee tranken und natürlich eine rauchten.