Elmshorn. Kreis-Fraktionen loben Oliver Stolz für gute Zusammenarbeit mit Politik, wünschen sich aber energischeres Auftreten gegenüber dem Land.
Auch wenn er nicht alle Stimmen erhalten habe, so empfinde er dies als Form der Ehrlichkeit. „Mir ist bewusst, dass ich es nicht allen recht machen kann“, sagte Landrat Oliver Stolz nach seiner Wiederwahl am Mittwochabend während der Kreistagssitzung im Pinneberger Rathaus. „Auch wenn Sie nicht immer mit jeder Entscheidung von mir einverstanden waren, so werde ich weiterhin versuchen, Sie zu überzeugen. Tatsächlich ist mir eine hohe Zustimmung eine echte Herzensangelegenheit.“
Bei der geheimen Abstimmung wurde Stolz mit 37 von 41 Stimmen für die nächsten sechs Jahre im Amt bestätigt. Drei Abgeordnete stimmten mit Nein. Eine Stimme war ungültig. CDU, SPD, Grüne und FDP hatten seine Wiederwahl vorgeschlagen. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Damit wird der 49 Jahre alte Kummerfelder bis 2022 weiterhin an der Spitze der Kreisverwaltung stehen.
CDU-Fraktionsvorsitzende Heike Beukelmann erinnerte vor der Wahl an Stolz’ Antrittsrede 2010: „Er sagte damals, er stehe für Fairness und Offenheit.“ Das sei ihm bei allen Fraktionen gelungen. Deshalb hätte sich ihre Fraktion ausnahmslos für seine Wiederwahl ausgesprochen. Als Verdienste nannte sie unter anderem, dass Stolz beim Umzug ins neue Kreishaus verhinderte, dieses für zwei Millionen Euro neu einzurichten. Auch sei die Verwaltung für junge Menschen attraktiver geworden.
Stolz` Arbeit habe die SPD-Fraktion überzeugt, so ihr Vorsitzender Hannes Birke. „Die enge und vertrauensvolle Kooperation hat sich wechselseitig gelohnt.“ Hervorgetan habe Stolz sich im zielgerichteten Handeln in der Flüchtlingsfrage. Sein Amtsvorgänger habe große Probleme wie den „Kollateralschaden bei den Regio Kliniken“ hinterlassen, welche Stolz lösen konnte oder dabei sei, sie zu lösen. „Als ehemaliger Bürgermeister von Rellingen haben Sie ein kommunales Herz, und das sollen Sie sich auch bewahren“, sagte Birke. Allerdings müsste er künftig die Interessen des Kreises entschiedener vertreten, auch den Landräten gegenüber. Denn „Everybody’s Darling is Nobody’s Darling“, so Birke.
Stolz sei kein Macher im klassischen Sinne, sagte Grünen-Fraktionschef Thomas Giese. „Das brauchen wir auch nicht.“ In der Flüchtlingskrise sei Fingerspitzengefühl gefragt. Dieses beweise Stolz, der eine Politik des Dialoges verfolge. Seine ausgleichende Art möge er beibehalten.
Die FDP-Fraktion hatte 2010 einen Gegenkandidaten aufgestellt, der sich nicht durchsetzen konnte, erinnerte Vorsitzender Klaus G. Bremer. Heute schätze er die sachbezogene Politik des Landrats, die er bei seinem Vorgänger vermisst habe. Die Verwaltung sei unter Stolz auskunftsfreudiger geworden. Allerdings sollte er dem Land gegenüber energischer auftreten.
Dass Stolz dieses leichter fiele, wenn er direkt von den Bürgern gewählt werden würde und nicht dem „Geklüngel der Fraktionen“ ausgesetzt sei, davon ist Sven Lange, Vorsitzender der Fraktion Die Linke und Piraten, überzeugt. Seine Fraktion sprach sich ebenfalls für die Wiederwahl aus. Auch der fraktionslose Burghard Schalhorn (KWGP) beteuerte, Stolz seine Stimme zu geben.