Uetersen. Derzeit sind drei Finanzierungsvarianten im Fokus. Die Kliniken sprechen von sehr konstruktiven Gesprächen mit dem Kreis.

In wenigen Tagen wird feststehen, an wen und vor allem wie das ehemalige Uetersener Klinikgelände Bleekerstift verkauft werden soll, um es als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. Das bestätigt der Sprecher der Regio Kliniken, Sebastian Kimstädt. „Die Voraussetzungen für die Verhandlungen mit dem Kreis sind geschaffen“, sagt Kimstädt.

Ein detailliertes Gutachten, auf dessen Basis der Kaufpreis für das Gelände festgelegt werden soll, dürfte somit auch vorliegen. Bestätigen wollte Kimstädt dies nicht, aber auch nicht dementieren. Die Verhandlungen seien vertraulich, Details seien noch nicht für die Öffentlichkeit vorgesehen. Immerhin: „Die Gespräche mit dem Kreis verlaufen bislang sehr konstruktiv“, sagt Kimstädt.

Die zentralen Punkte in dem Gutachten, das auf Wunsch der Regio Kliniken in Auftrag gegeben worden ist, sind die Investitionskosten, die Untersuchung des Gebäudes auf Altlasten sowie Entrümpelung- und Abrisskosten.

Im Falle eines Verkaufs des ehemaligen Klinikgeländes gibt es derzeit drei Finanzierungsvarianten: Die erste Variante sieht vor, dass der Kreis die Immobilie von den Regio Kliniken kauft, um mit der Stadt Uetersen dann über ein „Flüchtlingskontingent“ zu verhandeln. Das bedeutet, dass im Bleekerstift Flüchtlinge, die dem Kreis vom Land zugewiesen sind, untergebracht würden, sowie auch Flüchtlinge, die der Stadt Uetersen direkt zugewiesen sind.

Uetersens Stadtverwaltung würde dann eine Miete an den Kreis entrichten, um Teile des Bleekerstifts für sich nutzen zu können. Die zweite Variante sieht vor, dass die Rosenstadt das ehemalige Krankenhausareal selbst kauft.

In diesem Fall würden im Altbau etwa 100 Uetersen zugeteilte Flüchtlinge für die Dauer von drei Jahren untergebracht. Diese Variante gilt aufgrund der Finanzsituation der Stadt aber als die am wenigsten wahrscheinliche. Denn neben den Kaufkosten müsste die Stadt auch noch zusätzliche Kosten für die Grunderwerbssteuer, Notare und das Grundbuchamt einplanen. Diese könnten laut der Uetersener Stadtverwaltung den Haushalt zusätzlich mit Zehntausenden Euro belasten.

Investor möchte Stadtvillen auf dem Bleekerstift-Gelände bauen

Die dritte Variante sieht einen Kauf vonseiten Uetersens vor, der aber nur temporär wäre: Die Stadt würde das Gebäude dann umgehend an einen Investor verkaufen – mit der Auflage, dass dieser das Gebäude drei Jahre lang als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung stellen muss. Danach könnten dann Teile der Anlage abgerissen und die Flächen neu bebaut werden.

Diese Variante böte sich an, um die Pläne des Uetersener Architekten Maik Timm, der die Anlage mit 40 Wohneinheiten in modernen Stadtvillen samt Tiefgaragen bebauen will, aufrechterhalten zu können.

Die Stadt Uetersen sieht in einer Unterbringung der ihr zugewiesenen Flüchtlinge im Bleekerstift immerhin eine Chance, die ohnehin seit Jahren angespannte Wohnsituation in der Rosenstadt nicht weiter zu verschärfen. Da Sozialwohnungen in der Stadt Mangelware sind, würde eine Unterbringung eines Teils der Uetersener Flüchtlinge im Bleekerstift den allgemeinen Wohnungsmarkt entlasten. Es sei „zu bedenken, dass nicht nur ein Bedarf für Flüchtlinge, sondern auch in der Bevölkerung besteht, günstigen Wohnraum zu mieten“, so die Stadtverwaltung in einem Schreiben.

Wie hoch die finanzielle Belastung für den Kreis und die Stadt Uetersen letztlich sein wird, ist derzeit noch unklar. Eine grobe Schätzung liegt aber für die Instandsetzung des Westflügels vonseiten des Uetersener Bauamtes vor. Demnach müssten, wenn dort 74 Menschen untergebracht werden sollen, knapp 380.000 Euro investiert werden, um die Sanitärbereiche herzurichten, für Gruppenschlafräume zu sorgen, die Trinkwasserleitungen zu modernisieren und die alten EDV-Anlagen zu entfernen.

Hinzu kämen laufende Kosten für einen Sicherheitsdienst, die Betreuung vor Ort, für einen Hausmeister, der noch eingestellt werden müsste, die Reinigung der Anlage, die Errichtung eines Spielplatzes für Flüchtlingskinder sowie die Verpflegung der Menschen in dem Gebäude mit Essen. Auch in der Stadtverwaltung würden höhere Kosten entstehen, denn die müsste künftig mehr Arbeit als bislang bewältigen. Die Stadt müsste dann vermutlich zusätzliches Personal einstellen.