Pinneberg. Ralf-Lutz Glor steht seit Jahren auf der Bühne der Ernst-Paasch-Halle. Mangelnden Brandschutz kann der Ex-Feuerwehrmann nicht erkennen.
Das Foyer und die Garderobe vermitteln Theateratmosphäre. Im Inneren der Ernst-Paasch-Halle stehen sauber aufgereiht die Stühle. Auf der Bühne das Abbild einer heruntergekommenen Bahnhofs. Und Schauspieler, die an ihrem Ausdruck feilen. Es laufen die Proben zum neuen Stück „Die fremde Stadt“. Seit 19 Jahren spielt das Pinneberger Forum Theater in der von Herman Wupperman erbauten und 1891 eröffneten Halle, die lange für den Schulsport genutzt wurde. Jetzt droht den Mimen der Verlust ihrer Spielstätte.
Grund sind, wie berichtet, vom Kreis Pinneberg festgestellte Brandschutzmängel. Planungen, in den Standort zu investieren und die Turnhalle zu einem Kulturzentrum zu machen, sind zudem ins Stocken geraten. Ralf-Lutz Glor, der für das Forum Theater selbst gern auf der Bühne der Paasch Halle steht, fordert angesichts der Hängepartie der vergangenen Monate „endlich Klarheit“ und Planungssicherheit für seinen Theaterverein. Er fühlt sich an das Jahr 1998 erinnert. Auch damals habe es „Panikmache“ um angebliche Feuergefahr gegeben. Die Halle sei gesperrt worden – kurz vor der Premiere des neuen Stücks. Die Schauspieler improvisierten seinerzeit, und das Open-Air-Theater war geboren. Bei einem späteren Besuch von Vertretern des Kulturamtes der Stadt und der Kreisbauverwaltung wurde allerdings festgestellt, dass die Halle in puncto Brandschutz den Anforderungen genüge. Die einzige wesentliche Änderung nach der wochenlangen Sperrung sei die beleuchtete Beschilderung der Notausgänge gewesen.
32 Jahre hat Glor bei Berufsfeuerwehr gearbeitet
„Seitdem halten wir uns an Bestimmungen“, sagt Glor, der die Halle für sicher hält. Er muss es wissen, denn er ist vom Fach. 32 Jahre hat er bei der Hamburger Berufsfeuerwehr gearbeitet, unter anderem war er für die Sicherheit der professionelle Bühnen der Hansestadt verantwortlich. Trotzdem sagt er in Richtung Stadtverwaltung: „Wenn es Bedenken gibt, muss man die konkret benennen, dann können wir uns damit befassen.“ Glor kritisiert weiter: „Die vergangenen 17 Jahre gab es keine Beanstandungen. Wir empfinden das als sehr unfair. Das ist auch geschäftsschädigend.“
Bis zu 150 Zuschauer finden im Forum Theater an der Lindenstraße Platz. Der Veranstaltungsraum im Erdgeschoss verfügt über zwei Ausgänge. Die Zuschauerreihen sind laut Glor von ausreichend breiten und kurzen Gängen umgeben. „Die Kulissenteile bestehen aus schwer entflammbaren Bauteilen.“ Die Verwendung leicht brennbaren Materials sei ohnehin ausgeschlossen, ebenso der Gebrauch brennbarer Flüssigkeiten und Gase. Die Toiletten sowie die Garderobe befänden sich außerhalb der Halle und könnten über einen dritten, von der Halle unabhängigen Ausgang nach hinten direkt ins Freie verlassen werden. Für den Ex-Feuerwehmann steht fest, dass die Rauchentlüftung im Fall eines Feuers keine Rolle spielen muss, da die Halle ohnehin in kürzester Zeit evakuiert werden könne. Eine fest eingebaute Löschanlage sei angesichts der begrenzten Größe der Halle „ein nicht zu rechfertigender Aufwand“.
Kulturausschuss spricht über Zukunft der Halle
Glor hegt den Verdacht, dass mit angeblich unzureichendem Brandschutz Politik gemacht werden soll. „Vielleicht will da jemand der Verwaltung erneut Angst einjagen, damit diese vor zu großer Verantwortung zurückschreckt und alles blockiert.“
An diesem Mittwoch befasst sich der Kulturausschuss mit der Zukunft der Ernst-Paasch-Halle. Nachdem die Politik bereits im Frühjahr gefordert hatte, die genauen Kosten eines Umbaus zum Kulturzentrum zu prüfen, hat die Stadtverwaltung mittlerweile eingeräumt, dass ein eingereichter Bauantrag hinfällig ist, weil geforderte Daten nicht fristgerecht vorlagen.
Doch für die Mimen des Forum Theaters gibt es auch einen Hoffnungsschimmer. Denn die Rathausmitarbeiter haben einen Geldtopf entdeckt, von dem die Kreisstadt bei Investitionen in ihre kulturelle Vielfalt profitieren könnte. Im Zuge des Bundesprogramms zur Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur sollen in den Jahren 2016 bis 2018 rund 100 Millionen Euro ausgeschüttet werden. Aus einer Verwaltungsvorlage geht hervor, dass die Ertüchtigung der Turnhalle voraussichtlich 1,3 Millionen Euro verschlingen würde. Allerdings seien bis zu 90 Prozent der Baukosten beim Bund einzuwerben. Die Zeit drängt: Laut Stadtverwaltung müssen sämtliche Unterlagen bis Dezember beim Bund eingereicht sein, um ins Rennen um Fördergelder einzusteigen. Der Ausschuss für Kultur, Sport und Jugend tagt ab 18.30 Uhr im Rathaus, Bismarckstraße 8.