Pinneberg. Ein hinfälliger Bauantrag und Mängel beim Brandschutz: Mögliche Schließung würde Pinneberger Ensemble die Heimat kosten.

Pinneberg spielt ein riskantes Spiel mit der Ernst-Paasch-Halle. Der Kreis Pinneberg weist auf akute Mängel beim Brandschutz hin. Eine geplante Umwidmung des eigentlich für den Schulsport bestimmten Gebäudes ist ebenfalls gescheitert, weil Fristen versäumt wurden. Trotzdem gestattet die Stadt einem Theaterverein, in der Halle seine Stücke aufzuführen. Nach Abendblatt-Informationen wurde im Rathaus darüber nachgedacht, die Halle angesichts drohenden Ungemachs zu sperren. Ein radikaler Schritt, von dem jedoch zunächst Abstand genommen wird. Denn das hätte schwerwiegende Folgen. Das Forum Theater verlöre seine Heimat.

Rückblick: Im Frühjahr beauftragt die Politik Pinnebergs Stadtverwaltung damit, eine Nutzungsänderung für die Schulsporthalle an der Lindenstraße auf den Weg zu bringen. Das soll mittels eines Bauantrags geschehen. Der wird seitens des Kommunalen Servicebetriebs der Stadt auch gestellt. Genehmigt wird er jedoch nie. Vielmehr gilt besagter Antrag mittlerweile als hinfällig – weil nachgeforderte Unterlagen nicht fristgerecht eingereicht wurden.

Rathaussprecher Marc Trampe bestätigt: „Der Bauantrag wurde nicht mit allen nötigen Unterlagen eingereicht.“ Gutachten seien angefordert und nicht geliefert worden. „Zum weiteren Vorgehen werden wir der Politik Anfang November einen Vorschlag unterbreiten“, so Trampe. Eine Umwidmung würde auch rechtlich die Voraussetzung für eine regelmäßige Nutzung als Theater schaffen. Bislang ist die eigentlich nur in Ausnahmefällen möglich.

Trampe räumt ein, dass der Kreis Pinneberg während einer Brandschutzbegehung Mängel festgestellt hat. Von einem unverzüglichen Nutzungsverbot könne jedoch abgesehen werden: „Wir werden den Veranstaltern entsprechende Auflagen machen.“ In den kommenden Wochen werde dann eine Grundsatzentscheidung getroffen werden müssen, wie in Sachen Halle ordnungsrechtlich weiter zu verfahren sei.

Ein Bauantrag wird auf den Weg gebracht, versandet jedoch irgendwo: Wer trägt die Verantwortung? Silkata Sahin-Adu, Chefin des Kommunalen Servicebetriebs der Stadt Pinneberg, der sich um städtische Gebäude kümmert, weist eine Schuld von sich. Nachdem der Antrag von ihr eingereicht worden sei, hätten die Behörden weitere Informationen, etwa zum Lüftungskonzept für die Halle, eingefordert. „In unserem Budget standen jedoch keine Mittel zur Verfügung, um die Nachforderungen zu befriedigen“, so Sahin-Adu. Das habe sie auch kommuniziert. Von Trampe gibt es auf die Frage, wo in den vergangenen Monaten Fehler gemacht wurden, keine Antwort. Er könne keinen Sinn in öffentlichen Schuldzuweisungen erkennen.

Fakt ist: Ob die ehemalige Sporthalle an der Lindenstraße, in der das Ensemble des Forum Theaters in den vergangenen Jahren seine Stücke präsentierte, jemals zu einem Kulturzentrum umgebaut werden wird, ist unklar wie zu Beginn des Jahres. Die entscheidende Frage nach den Kosten sollte eigentlich längst beantwortet sein. Die Idee, Investoren für das ehrgeizige Projekt zu gewinnen, ist offenbar gar nicht weiter verfolgt worden. Dass die Stadt Pinneberg selbst in die Kultur investiert, dürfte angesichts eines Schuldenstands von mehr als 100 Millionen Euro nahezu ausgeschlossen sein. Auf die Frage, ob er noch an ein Kulturzentrum glaube, antwortet Forum-Theater-Vorstand Andreas Hettwer: Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Zweifellos gebe es für die derzeitige Situation nur ein Wort: „Stillstand.“ Und was, wenn die Stadt die Paasch-Halle dicht macht? „Wir wollen in Pinneberg bleiben, aber ich kann mir vorstellen, dass es Gemeinden im Umland gibt, die sich die Finger nach einem ambitionierten Theaterverein lecken“, so Hettwer.

Pinnebergs SPD bringt den Stein jetzt erneut politisch ins Rollen. Der Stadtverwaltung liegt eine schriftliche Anfrage der Sozialdemokraten vor. An der Beantwortung der Fragen arbeitet man im Rathaus derzeit. SPD-Kulturexperte Herbert Hoffmann hat die Faxen dicke: „Unfassbar, seit Mai wird die Politik hingehalten.“ Er habe das Gefühl, dass auf vielen Ebenen nicht mehr ehrlich miteinander umgegangen werde. Zwar habe die Politik im Frühjahr per Beschluss abgesegnet, dass das Forum Theater in der Halle vorübergehend weiterspielen dürfe. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass deren Umwidmung vorangetrieben und man auf dem neuesten Stand gehalten werde. Das sei nicht geschehen.

Die Querelen um die Umwidmung der früheren Sporthalle reihen sich nahtlos ein. So war kürzlich bekannt geworden, dass auch Bauanträge im Bereich der Schulsanierung nicht vollständig vorgelegt worden waren. Hinter verschlossenen Türen wird im Rathaus derzeit darüber diskutiert, personell umzustrukturieren. Fachbereiche könnten neu zugeschnitten werden.